24-Stunden-Kontrolle Europa im Blitzlichtgewitter
22 Länder in Europa beteiligen sich am Blitz-Marathon. Allein in Deutschland sind 13.000 Beamte im Einsatz und kontrollieren das Tempolimit. Die Maßnahme zeigt Wirkung - zumindest am heutigen Tag.
Erwischt! Gleich nach dem Start des Blitz-Marathons am Donnerstagmorgen um 6 Uhr registrierte die Polizei erste Temposünder. In Berlin-Marienfelde hat die Polizei einen Motorradfahrer mit 83 statt 50 km/h geblitzt. Andernorts zeigte der Blitz-Marathon schon eher Wirkung: In Mecklenburg-Vorpommern etwa berichteten Verkehrsteilnehmer von einem langsameren Berufsverkehr.
An mehr als 7000 Stellen kontrollieren rund 13.000 Polizisten allein in Deutschland, ob Auto- und Motorradfahrer sich ans Tempolimit halten. Erstmals machen 21 weitere europäische Länder bei der Aktion mit, darunter die Nachbarländer Niederlande, Belgien und Luxemburg.
Die Kontrollstellen wurden vorab im Internet veröffentlicht, Bürger konnten Vorschläge machen. (Wo genau geblitzt wird, erfahren Sie hier in unserem Überblick.)
Ziel der Aktion sei, auf die Gefahren bei überhöhter Geschwindigkeit aufmerksam zu machen, so Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD). Allein in Deutschland starben im vergangenen Jahr 3350 Menschen bei Verkehrsunfällen. Häufigste Unfallursache: zu schnelles Fahren.
Der Blitz-Marathon ist aus Sicht des Chefs der Länder-Innenministerkonferenz, Roger Lewentz (SPD), ein wirksames Mittel. "Wenn wir es heute schaffen, dass ein schwerer Unfall verhindert wird, haben wir auch schon was erreicht", sagte der rheinland-pfälzische Ressortchef.
Heute langsam, morgen wird wieder gerast
Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hält die Aktion für ein geeignetes Mittel. "Es geht der Polizei eben nicht darum, Bußgelder einzutreiben, sondern die Menschen für das Thema Verkehrssicherheit zu sensibilisieren", teilte der Bundesvorsitzende Rainer Wendt mit.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hatte sich skeptisch gezeigt. Er hält mehr Kontrollen für notwendig, um die Sicherheit langfristig zu erhöhen. Eine Mehrheit der Bundesbürger hatte in einer Umfrage des Instituts YouGov erklärt, am nächsten Tag wieder zu rasen.
Die Aktion, die zum dritten Mal in ganz Deutschland läuft, sollte eigentlich 24 Stunden dauern. Wegen der Trauerfeier für die Opfer der abgestürzten Germanwings-Maschine an diesem Freitag endet sie aber beispielsweise in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen bereits um Mitternacht. Die Polizei Schleswig-Holstein nimmt wegen des Außenministertreffens der G7-Staaten nicht am Blitz-Marathon teil.
Wer dennoch mit überhöhter Geschwindigkeit erwischt wurde, wird zur Kasse gebeten - aber auch Punkte und Fahrverbote drohen. Eine genaue Übersicht über die Höhe der deutschen Bußgelder sowie die Regelungen des Punktesystems finden Sie bei unserem Bußgeldrechner.
Geblitzt im Ausland
Besonders teuer könnte es Autofahrer treffen, die im Ausland geblitzt werden. In Finnland etwa sind die Kosten an das Einkommen gekoppelt - und können auch mal gut 100.000 Euro erreichen.
Eine Übersicht mit den erlaubten Höchstgeschwindigkeiten in den teilnehmenden Staaten finden Sie in der Übersichtskarte. Klicken Sie dazu auf das jeweilige Land:
Deutsche - die meistgeblitzten Ausländer in den Niederlanden
Eine Neuregelung zum EU-Knöllchen tritt erst im Mai in Kraft. Dennoch werden aus manchen Ländern bereits Strafzettel nach Deutschland weitergereicht - aus den Niederlanden zum Beispiel.
Dort werden aber nicht alle ausländischen Raser gleich behandelt - nur Nummernschilder aus Deutschland, Belgien, Frankreich und der Schweiz können die niederländischen Blitzer derzeit erkennen, teilte das Justizministerium in Den Haag mit. In den nächsten Monaten sollen die Geschwindigkeitskontrollgeräte auch auf polnische Nummernschilder eingestellt werden.
Bei den geblitzten Ausländern liegen aber klar die Deutschen vorn: Im vergangenen Jahr schickten die Niederländer 335.000 Bußgeldbescheide nach Deutschland. Nach Belgien gingen 266.000. Rund 20 Prozent der Strafen wurden jedoch nicht bezahlt.
Mit einer erneuten Großaktion sollen Autofahrer für Tempoverstöße sensibilisiert werden. Was halten Sie vom bundesweiten Blitz-Marathon?
smh/dpa