BMW Concept iX3 Mitten im Strom statt vorneweg
Mit dem i3 gehörte BMW zu den Pionieren der Elektromobilität. Dann kam lange nichts. In Peking bei der Messe "Auto China" zeigt das Unternehmen nun das zweite E-Modell - und fährt der Konkurrenz doch hinterher.
Eines muss man BMW lassen, mutig waren sie mit dem Milliardeninvestment namens "Project i", das im Herbst 2013 mit dem kompakten Karbon-Elektroflitzer i3 den Abschluss fand. Ein Auto, so völlig anders als alle anderen.
Aber dann? Kein weiteres E-Auto in Sicht. Weder ein i4 noch ein i5 wurden im Anschluss realisiert, obwohl sie gelegentlich durch die Medienwelt geisterten. Mittlerweile ist der Marktstart des i4 ab etwa 2021 bestätigt. Hatte der Konzern plötzlich Angst vor der eigenen Courage? Angst, mit weiteren E-Autos Geld zu verlieren?
Nach dem Höhenflug kamen Rückschläge: Hochrangige Entwickler inklusive des i-Chefs verließen BMW und heuerten bei Tesla oder Byton an. "Vor zwei, drei Jahren war die Lage, wie es mit der Elektromobilität weitergeht, längst nicht so klar wie heute", sagt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, "da wollte man nicht zu viel riskieren. BMW hat da etwas den Mut verloren."
Der iX3 wird damit das erste batterieelektrische SUV der Marke
Derzeit stellen die Bayern auf der Messe "Auto China" in Peking den iX3 vor, allerdings als Studie. Mit der Serienversion ist nicht vor 2020 zu rechnen. Das freut die Konkurrenz - allen voran Jaguar. Die Briten kommen schon im Spätsommer mit dem elektrischen Crossover I-Pace. Audi ist fast zeitgleich mit dem e-tron quattro dabei und Mercedes hat 2019 den EQC auf der Straße. BMWs einstiger Vorsprung - verspielt.
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Wer denkt, der iX3 wäre so etwas wie ein hochgelegter i3 fürs Gelände, der irrt. Die Basis bildet der X3. Der iX3 wird das erste batterieelektrische SUV der Marke. Im Design gleicht er weitestgehend dem konventionellen Bruder. Kritiker dürften das als mutlos bezeichnen. Lediglich ein paar blaue Dekorelemente, wie sie typisch für ein i-Modell sind, sowie die geschlossenen Nieren, die im Look jedoch mehr einer großen Sonnenbrille gleichen, unterscheiden den Stromer vom normalen X3.
Umso mehr passiert unter dem Blech. Der iX3 erhielt eine komplett neu entwickelte eDrive-Architektur, die so gut wie nichts mehr mit der Generation im i3 zu tun hat. Sie soll künftig auf nahezu alle Modelle der BMW Group ausgeweitet werden, egal ob Front-, Hinterrad- oder Allradantrieb. Die Antriebseinheit, von BMW schlicht "5. Generation" genannt, wird ihrem Namen gerecht. Denn E-Motor, Getriebe und Leistungselektronik wurden zu einer kompakten Komponente zusammengesetzt. Das gibt es sonst nirgendwo. Laut BMW soll dieses Technologiepaket Fortschritte bei Leistungscharakteristik, Gewicht, Raumbedarf und Flexibilität bieten. Es wird auch den Antriebsstrang des iNext bilden, der für 2021 angekündigt ist.
Fertigen will BMW den Serien-iX3 ausschließlich in China
Stolz sind die Bayern auf die Eigenentwicklung ihres Elektromotors. Er kommt ohne Seltene Erden aus. BMW will sich unabhängig von der Verfügbarkeit dieses "politischen" Rohstoffs machen, dessen bedeutende Lagerstätten vor allem in China sind. Im Concept iX3 leistet der Motor 200 kW (272 PS). Man darf davon ausgehen, dass auch das Serienmodell diese Leistung erhalten wird. Reichlich Erfahrung bringen die Ingenieure bei der Batterie mit. "Wir haben die Leistungsdichte, Ladefähigkeit und Lebensdauer weiter erhöht" sagt Peter Lamp, Leiter Zelltechnologie.
Die als Unterflur-Akkus verwendeten Energiespeicher mit Hochformatzellen haben eine Kapazität von 70 kWh. Sie soll für 400 Kilometer Fahrstrecke ausreichen, gemessen am neuen WLTP-Zyklus. Ebenso kundenfreundlich dürfte das Ladeverhalten sein. Integriert ist eine neue Charging Control Unit, die es an Schnellladestationen ermöglich, bis zu 150 kW Gleichstrom in die Zellen zu drücken. Eine Komplettladung dauert so lange wie eine Kaffeepause, nicht einmal 30 Minuten.
Fertigen will BMW den iX3 ausschließlich in China. Das Modell wird in Shenyang gemeinsam mit dem Joint-Venture-Partner Brilliance Automotive produziert. "China ist für uns der wichtigste Markt für Elektromobilität", sagt Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich, "in den USA liegt der Fokus auf Kalifornien und der Ostküste."
Der Autohersteller BMW, der sich selbst die "höchste Kernkompetenz beim Elektroantrieb" zumisst, will dieses Jahr etwa 140.000 E-Autos und Plug-in-Hybride absetzen. 2021 soll die Reichweite für reine BEV (Battery Electric Vehicles) auf 700 Kilometer ansteigen (WLTP-Zyklus). "Wir sehen bei Lithium-Ionen-Zellen noch eine Verdoppelung der Energiedichte und eine Kostenreduzierung von 30 Prozent", sagt Batterie-Profi Lamp. Für Plug-in-Hybride sind gut 100 Kilometer das Ziel.