Verkehr 1,3 Millionen Diesel-Pkw drohen Fahrverbote
Besitzer älterer Diesel-Pkw müssen sich auf weitere Fahrverbote einstellen. Sie könnten laut einem Bericht 1,3 Millionen Fahrzeuge betreffen. Pendler sind bei der Schätzung noch nicht berücksichtigt.
In Deutschland könnten einer Schätzung zufolge mindestens 1,3 Millionen Pkw von Fahrverboten für ältere Diesel betroffen sein. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Dem Verkehrsministerium zufolge sind in den 43 am stärksten mit Stickoxid belasteten Städten rund 475.000 Autos mit der Abgasnorm Euro 4 zugelassen. Mit der neueren Euro-5-Norm fahren dort demnach etwa 840.000 Fahrzeuge. Die Autos mit der älteren Abgasnorm kamen bis Anfang 2011 in den Handel, die neueren bis September 2015.
Nicht erfasst sind dem Bericht zufolge Diesel-Pkw, mit denen ihre Besitzer aus dem Umland in die Städte fahren. Zudem müssten Verwaltungsgerichte in allen betroffenen Kommunen ein Fahrverbot wegen zu hoher Schadstoffwerte in der Luft billigen.
Grüne fordern Kostenübernahme durch Hersteller
Grünen-Verkehrsexperte Oliver Krischer sagte: "Nur über eine Hardware-Nachrüstung von Euro-5-Dieseln kann jetzt das Schlimmste noch verhindert werden." Dafür zahlen müssten in jedem Fall die Autokonzerne. "Sie haben billige Technik bei der Abgasreinigung eingebaut und dadurch ihre Gewinne erhöht."
Er forderte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf, die Autohersteller über Bußgeld oder einen verpflichtenden Rückruf der Autos zur Kooperation zu zwingen. Der Minister "ist nicht auf die freiwillige Beteiligung der Hersteller angewiesen, wie er immer wieder gern ausführt", sagte Krischer.
Eine Übernahme der Kosten bei der Hardware-Nachrüstung würde die Konzerne nach Ansicht des Grünen-Politikers nicht überfordern: "Wer im letzten Jahr mehr als zehn Milliarden Euro Gewinn gemacht hat, kann auch eine Hardware-Nachrüstung stemmen. Alles andere kann man dem Steuerzahler nicht vermitteln."
Die stark mit dem gesundheitsgefährdenden Stickoxid belasteten Städte liegen außer Berlin ausschließlich in Westdeutschland. Hamburg, München und Köln sind ebenso vertreten wie kleinere Städte - etwa Reutlingen, Düren, Mühlacker oder Schwerte.
In Hamburg gibt es schon ein begrenztes Fahrverbot für ältere Diesel, für Stuttgart und Frankfurt am Main sind Verbote geplant. In der Bundesregierung wird debattiert, ob auch Dieselabgas-Hardware nachgerüstet werden soll.
brt/dpa/AFP