Faltrad Dahon Ios XL Radeln, klappen, iPhone laden
Binnen 30 Sekunden wird aus einem Paket ein fahrbarer Untersatz. Zauberei? Nein, moderne Faltrad-Technik. Heutzutage können solche Bastel-Drahtesel viel mehr als nur rollen: An manchen kann man sogar sein Handy aufladen.
Es gab eine Zeit, da hatte beinahe jeder ein Klapprad - sogar ich. In den siebziger Jahren wurde der Markt von Dutzenden Modellen überschwemmt. Die meisten waren allerdings so billig hergestellt, dass der Ruf des faltbaren Drahtesels schnell ruiniert war.
Das hat engagierte Hersteller wie Brompton oder Riese und Müller aber nicht davon abgehalten, die Technik weiterzuentwickeln. Sie bauen bis heute qualitativ hochwertige Klappkonstruktionen. Als weltweiter Marktführer gilt Dahon. Seit der Gründung vor fast 30 Jahren hat der kalifornische Hersteller nach eigenen Angaben 3,5 Millionen Falträder verkauft.
Ein Universalkonzept für das Klapprad gibt es nicht: Von Minirädern über 16 Zoll zum ausgewachsenen Rennrad - falten lassen sich Velos in praktisch allen Größen. Die Hersteller nutzen verschiedene Mechanismen. Für welche Reifengröße man sich entscheidet, hängt davon ab, wofür man das Rad braucht. Soll es zusammengeklappt besonders klein sein? Oder ist der Fahrkomfort wichtiger? Größere Modelle haben nämlich in der Regel einen besseren Geradeauslauf.
Die Idee, ein vergleichsweise sperriges Fahrrad auf ein vernünftiges Packmaß zu reduzieren, ist fast so alt wie das Fahrrad selbst. 1878 ließ der Brite William Grout ein faltbares Hochrad patentieren. Später interessierte sich das Militär für Klappvelos. Alte Aufnahmen zeigen Soldaten, die mit dem Gewehr in der Hand und dem Rad auf dem Rücken durch den Wald schleichen - siehe Fotostrecke.
Heutzutage sind es vor allem Berufspendler, die sich fürs Faltrad entscheiden. Zusammengeklappt und in eine Tasche gepackt, zählt es als normales Gepäck und darf umsonst in Bahn und Bus mitfahren - sogar im ICE.
Das Design ist stimmig: Alles ist in Schwarz gehalten, das mächtige Oberrohr schwingt sich elegant zur Vorderradgabel. Ein Hingucker ist die nach oben und unten frei schwenkbare Lampe am Lenkervorbau. Der Vorbau kann mit einem Handgriff in die vom Fahrer gewünschte Position gebracht werden.
Das Zusammen- und Auseinanderklappen ist sehr einfach: Vorbau lockern, Lenker umlegen, Sattelstütze runter, Hauptscharnier am Rahmen öffnen - fertig. Dahon gibt eine Faltzeit von 30 Sekunden an. Beim Zusammenklappen habe ich das nicht ganz geschafft, beim Auseinanderfalten schon.
Abnehmbares USB-Ladegerät
Als Nabenschaltung kommt eine 8-Gang-Shimano-Alfine zum Einsatz. Der Nabendynamo versorgt das LED-Rücklicht sowie die Halogen-Vorderlampe - aber auch den MP3-Player oder das iPhone. Denn das Ios XL ist serienmäßig mit einem Ladegerät ausgerüstet. Das kleine graue Gehäuse, das etwa halb so groß ist wie eine Zigarettenschachtel, wird mit einem Gummizug am Rahmen befestigt und verfügt über einen USB-Anschluss. So können Telefon oder Musikplayer während der Fahrt Energie tanken.
In dem Gerät mit dem Namen Biologic Reecharge steckt zusätzlich ein Akku, der beim Radeln aufgeladen wird. Der Akku dient quasi als Puffer. Man kann das Reecharge nämlich auch vom Rad abnehmen und seinem Telefon neuen Saft zuführen, ohne zu treten, etwa während einer Zugfahrt oder im Büro. Dahon verkauft das Ladegerät auch separat. Mit 80 Euro ist es auch deutlich günstiger als das E-Werk vom deutschen Hersteller Busch und Müller, das freilich deutlich mehr Anschlussmöglichkeiten bietet.
Mein Fazit: Es macht Spaß, mit dem Ios XL von Dahon zu fahren. Der Spaß hat mit 1500 Euro aber auch seinen Preis. Wenn das Rad aber in Kombination mit der Bahn die tägliche Autofahrt ins Büro ersetzt, kann sich die Investition durchaus lohnen. Immerhin bietet Dahon mit dem Ios P8 ein gleich großes, 500 Euro günstigeres Modell an. Hier fehlt jedoch unter anderem das USB-Ladegerät.
Dass es bei Falträdern irgendwie immer darum geht, Geld zu sparen, berichtet selbst der Dahon-Gründer David Hon. Im Alter von 18 Jahren studierte er an einer Uni in Kalifornien. Weil die Parkgebühren am College sehr hoch waren, stellte Hon sein Auto immer ein paar Kilometer entfernt ab und fuhr den Rest der Strecke mit dem Rad. In den Kofferraum passte das Rad aber erst, nachdem er die Laufräder abgebaut hatte. "So kam mir die Idee, dass man ein Faltrad bauen müsste."