Schlaglöcher mit Mosaikverzierung Künstliche Füllung
Jim Bachor macht aus Schlaglöchern Kunstwerke. In Chicago füllt der 50-Jährige Straßenkrater mit Mosaiksteinchen und bunten Motiven - zur Freude von Autofahrern und Passanten.
Vier orange-weiße Hütchen warnen auf einer Straße in Chicago vor einem Schlagloch. Ein Mann mit Käppi und Warnweste schleppt Material heran: Eimer, Kelle, Zementmischung und Wasser. Er rührt an. Dann füllt er das Schlagloch. So weit, so normal. Einer muss die Schäden ja flicken. Nach getaner Arbeit hat der Mann die Lücke aber nicht bloß ausgebessert: Er hat sie in ein Kunstwerk verwandelt, verziert mit Mosaiksteinchen.
Der Mann heißt Jim Bachor, und die Warnweste ist in diesem Fall eher eine Tarnweste - er will aussehen wie ein Bauarbeiter.
Kaum jemand hat "Street Art" wohl bislang so wörtlich genommen wie er. "Ich will den Leuten ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, indem ich an kaputten Stellen etwas Überraschendes hinterlasse", sagt er. Natürlich profitieren auch Autofahrer von der Ausbesserung des Asphalts. "Aber eigentlich geht es mir darum, die Stadt zu verschönern."
Dafür bedient er sich einer jahrhundertealten Kunstform. "In der Antike wurden Mosaiken genutzt, um die Momente des täglichen Lebens festzuhalten. Sie sind die Fotografien einer längst vergangenen Zeit", sagt Bachor. Angeeignet habe er sich diese Technik Ende der Neunzigerjahre in Italien. Seither baut der 50-Jährige auf Mosaiken in seiner Kunst - an Wänden, auf Böden, in Bildern.
Vor zwei Jahren hat Bachor sein erstes Schlagloch gefüllt, vor seiner eigenen Einfahrt. Auf dem Mosaik steht: "Pothole" (Schlagloch). "Das war eine Art Markenbildung; ich komme schließlich aus der Werbung und dem Design."
Es folgten weitere Krater. Bachor setzt oft auf Blumenmotive und Zahlencodes. "Das ist meine Art Humor", sagt er, "die Stadt katalogisiert jedes einzelne Loch und versieht es mit einer Seriennummer." Mehr als hunderttausend seien es mittlerweile. Die Pflanzen dienen ihm als Kontrast: "Schlaglöcher mag niemand, Blumen jeder."
Pro Loch hat Bachor Materialausgaben von rund 70 bis 100 Dollar, für den Mörtel und die Teilchen aus Glas und Marmor. Erlaubt ist das Füllen offiziell nicht. "Hätte ich vorher die Stadt um Erlaubnis gefragt, würden sie es vermutlich nicht gestatten." Darum tarnt sich der Künstler als Bauarbeiter. Noch nie ist ihm jemand auf die Schliche gekommen, auch die Polizei fährt immer an ihm vorbei.
Die ersten Mosaiken hat Bachor dennoch nachts verbaut: "Damit mich niemand sieht. Schließlich bin ich zu alt, um wegen etwas Illegalem verhaftet zu werden", scherzt er. Doch mittlerweile traut er sich auch tagsüber an die Arbeit. Denn selbst nachdem lokale Medien über ihn berichtet hatten, kam von der Stadt noch kein Verbot.
Erfolgreicher Spendenaufruf
Im Gegenteil, die Reaktionen sind bislang durchweg positiv. Bestes Beispiel: Für seine neuesten Motive mit Eis-Köstlichkeiten hat Jim Bachor eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter gestartet. Eigentlich wollte er 300 Dollar einsammeln - nach drei Tagen waren es bereits mehr als 4600 Dollar.
Das Geld will er in Material investieren, um weitere Schlaglöcher füllen. Bislang waren es rund 15, sagt er. "In den nächsten Wochen kommen bestimmt noch mal zehn dazu. Wie viele es letztlich werden, weiß ich nicht."
An Gelegenheiten mangelt es ihm ja nicht.