Autogramm Renault Clio Drei gewinnt
Seit drei Jahren hat Renault einen neuen Designchef, jetzt kommt dessen erstes Auto auf die Straße. Doch der Clio sieht nicht nur gut aus - überzeugen tut auch der nagelneue Motor, der mit lediglich drei Zylindern auskommt.
Der erste Eindruck: Très chic! Drei Jahre hat sich der neue Designchef Laurens van den Acker gedulden müssen, ehe ein Serienprodukt nach seinem Stil gefertigt wurde. Das Warten hat sich gelohnt - dem neuen Clio, der im November 2012 auf die Straße kommt, hat er wieder Charme eingehaucht.
Die Scheinwerfer blicken so verführerisch wie die junge Sophie Marceau und auch das Heck ist richtig knackig geraten. Von der Seite macht er ebenfalls eine gute Figur, der hintere Türgriff ist im Fenster versteckt, entlang der Gürtellinie zieht sich ein dunkler Kunststoffwulst über die Flanke. Das hat man schon mal gesehen - bei der Elektro-Sportwagenstudie Dezir.
Das sagt der Hersteller: Renault sieht im neuen Clio nicht nur einen Wegweiser für das Design. Auch bei Komfort und Effizienz soll die vierte Generation des Kleinwagens neue Maßstäbe setzen, tönt das Management.
Das ist uns aufgefallen: Wie gut das Debüt des neue Dreizylinder-Turbomotors im Clio gelingt. Natürlich ist die nur 0,9 Liter große Maschine etwas lauter als ein Vierzylinder. Aber der Antrieb klingt eher kernig als knurrig. Und wenn man ihn mit hohen Drehzahlen bei Laune hält, ist er flott bei der Sache. 90 PS und 135 Nm fühlen sich im Stadtverkehr jedenfalls besser an, als ein Sprintwert von 12,2 Sekunden vermuten lässt.
Die Platzverhältnisse im Innenraum sind im Vergleich zur Konkurrenz allerdings immer noch nicht üppig. Die Mittelkonsole jedoch sucht ihresgleichen: Mit Klavierlack überzogen und in Chrom gefasst, wirkt sie wie ein riesiges iPad.
Trotz des ein oder anderen Schalters und Schiebereglers kann man das Teil fast wie einen Tablet-Computer bedienen. Zumindest in den gehobenen Varianten steckt nämlich in der oberen Hälfte ein großer Touchscreen, der neben dem Bordcomputer und einem sehr ordentlichen Navigationssystem demnächst einen Zugang zum App Store erhalten soll. Über eine Internetverbindung kann man dann bis zu 20 verschiedene Dienstprogramme herunterladen und so aus dem Auto heraus twittern oder Termine verwalten.
Weil Renault bei Auftritt und Ambiente geklotzt hat, reichte es in anderen Disziplinen wohl nur zum Kleckern: Die Materialauswahl ist angesichts von Kostendruck und Konkurrenzgefüge nicht immer top und moderne Assistenzsysteme sucht man weitgehend vergebens. Serienmäßig gibt es vier Airbags und ESP - damit hat es sich. Bei Fragen nach Extras wie einem automatischen Notbremssystem oder einem Totwinkel-Assistenten schütteln die Franzosen nur mit dem Kopf.
Das muss man wissen: Den neuen Clio gibt es ab November erst einmal nur als Fünftürer. Der Dreitürer ist gestrichen, der Kombi kommt später und eventuell ergänzt noch ein Crossover-Modell mit hohem Dach und etwas mehr Bodenfreiheit die Auswahl. Die Preise beginnen bei 12.800 Euro und liegen damit ein paar Hunderter über denen des Vorgängermodells, doch das hatte lediglich drei Türen und bot weniger Ausstattung.
Unter der Haube bietet sich zunächst eine Auswahl zwischen einem Vierzylinder-Benziner mit 74 PS oder dem von uns getesteten Dreizylindermotor (90 PS) sowie einem 1,5 Liter großen Diesel, der ebenfalls 75 oder 90 PS leistet. Wer die Motoren in der Sparausführung bestellt, dem verspricht Renault einen Normverbrauch von 3,6 Liter für den Diesel und 4,3 Liter für den Dreizylinder-Benziner. Damit ist der Clio bis zu 20 Prozent sparsamer als früher und zählt in seiner Klasse zu den Genügsamsten.
Dass er so wenig verbraucht liegt einerseits an der Motorentechnik, der Start-Stopp-Automatik und einem Eco-Programm, das die Leistung kappt und die Klimaanlage drosselt. Andererseits ist der Clio trotz seiner um wenige Zentimeter gewachsenen Abmessungen auch leichter geworden. Je nach Ausstattung hat der Wagen mit Hilfe dünnerer (aber stabilerer) Bleche und eines kleineren Tanks um bis zu 100 Kilogramm abgespeckt.
Das werden wir nicht vergessen: Den großen Spaß mit diesem kleinen Auto. Er sieht pfiffig aus, fährt knackig und hat auch innen ein bisschen mehr Pepp als viele Konkurrenten. Damit wirkt Renault viel authentischer und ehrlicher als mit verschrobenen Marketing-Missgeburten wie dem Miniatur-Roadster Wind, dem Kastenwagen-Clown Be-Bop oder Oberklasse-Langweilern wie dem Latitude.