Smart-Trailer-Parking Rangieren mit der Fingerspitze
Rangieren mit einem Anhänger ist für Laien ein Alptraum: Nach links lenken bedeutet eine Bewegung nach rechts und umgekehrt. Ein neues System macht jetzt auch Ungeübte zu perfekten Einparkern mit Hänger.
Rote Hütchen markieren ein großes U auf dem Asphalt, und exakt dort hinein wird gerade ein Anhänger geschoben. Prompt möchte man dem Fahrer im schwarzen 5er BMW, der den Hänger am Haken hat, zu seiner zentimetergenauen Rückwärtsfahrt gratulieren - doch das Auto ist menschenleer. Gesteuert wurde das Gespann von einem neuen System, das der Hersteller ZF Lenksysteme aus Schwäbisch Gmünd "Smart Trailer Parking" nennt.
Was auf den ersten Blick wie Zauberei wirkt, ist tatsächlich die clevere Kombination bekannter Komponenten. Im Zugfahrzeug zum Beispiel sind eine elektronische Lenkung sowie ein Automatikgetriebe vonnöten, dann muss die Anhängerkupplung mit einem Knickwinkel-Sensor ausgestattet sein, und schließlich braucht man noch ein Smartphone oder einen Tabletcomputer mit der entsprechenden Steuersoftware, also der "Smart Trailer Parking"-App. Der Rest ist ganz einfach: Man macht nur noch einen Finger auf dem Touchscreen krumm, schon bewegt sich das Gespann in der gewünschten Weise vor oder zurück.
Der Reiz des Systems liegt darin, dass der Fahrer des Gespanns aussteigen und sich mit dem Smartphone genau dort positionieren kann, wo er den besten Überblick auf die Rangiersituation hat. Dann berührt er auf dem Bildschirm das Symbol des Anhängers, und schon setzt sich das Gespann mit der vorher ausgewählten Geschwindigkeit - maximal 2 km/h sind möglich - in Bewegung. Leichte Bewegungen nach links oder rechts auf dem Touchscreen lassen den Anhänger, Pferdetrailer oder Wohnwagen in die entsprechende Richtung rollen. Wird der Finger vom Bildschirm genommen, bleibt die Fuhre sofort stehen; möchte man noch einmal nach vorn fahren, muss lediglich das Pkw-Symbol auf dem Monitor angetippt und entsprechend bewegt werden.
Das ungewohnte Lenkverhalten beim Rückwärtsfahren, die schlechte Sicht nach hinten oder eventuell auch missverständliche Signale eines Einweisers - das alles muss einen mit dem neuen System nicht mehr schrecken. Allerdings befindet sich die Technik derzeit noch in einem Vorserienstadium. Sobald ein Pkw-Hersteller Interesse zeige, heißt es bei ZF Lenksysteme, könne man das System in zwei bis drei Jahren zur Serienreife bringen. Rechtlich gebe es übrigens keine Hürden mehr, heißt es beim Zulieferer. Denn autonomes Fahren sei bis zu einer Geschwindigkeit von 10 km/h inzwischen erlaubt.