Neues Taxi-Modell für New York Nissan-Einsatz in Manhattan
Das klassische Checkers Taxi ist längst Geschichte und der Ford Crown Victoria ein Auslaufmodell. Jetzt steht den Taxifahrern und -fahrgästen in New York ein Kulturschock bevor: Die Stadtväter kürten ein Nutzfahrzeug von Nissan zum offiziellen Crown-Victoria-Nachfolger.
New York bekommt ein neues Wahrzeichen. Nein, keinen weiteren Wolkenkratzer oder eine zusätzlichen Brücke - sondern ein neues, offizielles Taxi. Die berühmten Yellow Cabs bestimmen das Straßenbild in der Millionenstadt am Hudson River. Weil das so ist, gab es für Autohersteller in den vergangenen Jahren auch kaum einen attraktiveren Wettbewerb, als den der New York Taxi und Limousine Commission (TLC): Auf der Suche nach dem "Taxi of Tomorrow" für die täglich rund 600.000 Kunden bat die Kommission mit strengen Vorgaben um dezidierte Entwürfe für die Motordroschke von Morgen und lobte einen ebenso einträglichen wie werbewirksamen Preis aus. Der Gewinner der Ausschreibung sollte nämlich für zehn Jahre das Monopol für die New-York-Taxis erhalten; nur dieses eine Modell ist für eine Dekade zugelassen.
Beworben hatten sich zahlreiche etablierte Fahrzeughersteller sowie eine Reihe von neuen Unternehmen, die mit zum Teil ziemlich abwegigen Entwürfen punkten wollten. Einer davon trug den Namen Unicab. Doch jetzt haben Bürgermeister Michael Bloomberg und die TLC nicht nur die futuristische Variante, einen Vorschlag von Ford und ein Auto aus der Türkei aus dem Rennen geworfen, sondern sich für ein vergleichsweise simpel konstruiertes Modell entschieden: den Nissan NV200. Das ist ein leichtes Nutzfahrzeug von ähnlichem Format wie der hiesige VW Bus und wird fast überall auf der Welt angeboten. In den nächsten zehn Jahren sollen davon rund 13.000 Exemplare auch den Broadway oder die Fifth Avenue fluten.
Für den Einsatz in Manhattan, Queens, Brooklyn und in der Bronx wird der umgerechnet etwa 20.000 Euro teure Wagen aus dem mexikanischen Nissan-Werk in Cuernavaca allerdings gründlich umgebaut. So gibt es nicht nur eine Trennwand zum Fahrer, drei bequeme, fleckenresistente Sitze sowie USB- und 12-Volt-Ladebuchsen im separat klimatisierten Fond. Es gibt auch ein Panorama-Dach für den freien Blick auf die Hochhausspitzen und ein neues Konzept für Hupen und Lichter. Das soll gleichzeitig die Aufmerksamkeit erhöhen und den Lärmpegel in der City senken.
Der Anspruch eines umweltfreundlichen Antriebs blieb auf der Strecke
Die Idee eines sauberen Antriebs blieb allerdings vorerst auf der Strecke. Zwar wollte Bürgermeister Bloomberg ursprünglich schon bis 2012 den gesamten Taxi-Fuhrpark der Stadt auf Hybridantrieb umstellen und so bis zu 80 Millionen Liter Sprit im Jahr sparen. Doch unter der Haube des "Taxi of Tomorrow" steckt zunächst mal ein ziemlich konventioneller Benziner. Immerhin hat er mit einem zwei Liter großer Vierzylinder einen bescheideneren Motor als die meisten bisherigen Yellow Cabs. Und es gibt die Aussicht auf alternative Antriebe für den Nissan. Mit zunächst sechs elektrisch angetriebenen NV 200 samt den entsprechenden Ladestationen soll ausprobiert werden, ob man die Yellow Cabs in Zukunft auch auf Batteriebetrieb umrüsten kann.
Die Wahl eines japanischen Autos als gelbes Aushängeschild für New York ist vor allem für die US-Hersteller eine Schlappe. Nicht nur wegen des bei einem Auftragsvolumen von 13.000 Fahrzeugen stattlichen Umsatzes, der ihnen durch die Lappen geht, sondern vor allem wegen des Images. Die Entwicklung ist indes nicht neu - und zum Großteil selbst verschuldet. Schon seit Jahren hat der Ford Crown Victoria, der in den Straßen von Manhattan einst so dominant war wie hierzulande die hellbeige Mercedes E-Klasse, an Marktanteil eingebüßt und wurde zwischenzeitlich sogar aus dem Verkaufsprogramm gestrichen.
Auch ein auf Gasantrieb umgerüsteter Ford hatte keine Chance
Zwar haben die Amerikaner stattdessen den Geländewagen Escape mit Hybridantrieb ins Rennen geschickt, um zugleich die verschärften Umweltauflagen der TLC zu erfüllen, doch machten sich da schon zahlreiche andere Fahrzeuge japanischer Herkunft in der Taxi-Flotte zwischen Hudson und East-River breit. Immerhin bemühte sich auch Ford um das "Taxi Of Tomorrow" und stellte eine entsprechend umgerüstete Version des in Deutschland entwickelten Transit Connect samt Gasantrieb auf die Räder - vergeblich, wie sich jetzt zeigte.
Dass das Yellow Cab in den mehr als hundert Jahren nach der ersten Taxitour in New York ebenso zu einer Ikone geworden ist wie die schwarzen Taxen von London, liegt übrigens auch an den strengen Vorgaben der Behörden. Zwar wurde nie ein explizites Fahrzeug vorgeschrieben. Doch waren und sind die offiziellen Anforderungen so dezidiert, dass die Auswahl der lizenzierten Fahrzeuge stets sehr überschaubar blieb und so - anders als etwa in Deutschland - sich eine Monokultur am Taxistand entwickelte und bis heute Bestand hat.