Nahverkehr Wo Bus- und Bahnfahren am günstigsten ist
Dieselkrise, Fahrverbote, verstopfte Innenstädte - das alles macht Busse und Bahnen attraktiver. Doch der Nahverkehr wird in vielen Städten immer teurer - die Preisunterschiede sind dabei immens.
In Chemnitz 4,60 Euro und in Lübeck 9,60 Euro - so viel kostet jeweils eine Tageskarte für die Fahrt mit Bus und Bahn. Die Preise für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) unterscheiden sich von Stadt zu Stadt teils erheblich. Während für eine einfache Fahrt in Erfurt nur zwei Euro anfallen, werden in Hamburg 3,30 Euro fällig. Aber das ist längst nicht das einzige Problem für Bus- und Bahnfahrer, denn die Tickets kosten von Jahr zu Jahr mehr.
Um fast 79 Prozent haben sich Tickets für Busse und Bahnen seit dem Jahr 2000 verteuert. Im selben Zeitraum sind die Kosten für Kauf und Unterhalt eines Autos nur um rund 36 Prozent gestiegen. Angesichts des zunehmenden Verkehrs, verstopfter Straßen und drohender Fahrverbote in deutschen Großstädten entscheiden sich dennoch immer mehr Städter und Berufspendler für Bus und Bahn. Im ersten Halbjahr registrierte das Statistische Bundesamt über 5,8 Milliarden Fahrten - ein neuer Rekord.
Doch wo fährt man eigentlich am günstigsten? In welchen Städten lohnt sich der Kauf einer Monatskarte, was kostet die einfache Fahrt für ein Kind und wie viel das Monats-Abo für Schüler? Das Verbraucherportal Testberichte.de hat exklusiv für SPIEGEL ONLINE die ÖPNV-Angebote in Deutschlands 39 größten Städten mit über 200.000 Einwohnern miteinander verglichen. Dabei wurden unter anderem die Preise für Einzelfahrscheine und Monatskarten für Erwachsene und Kinder untersucht.
Als Tarifgebiet wurde dabei jeweils das gesamte Stadtgebiet betrachtet - nicht berücksichtigt wurde dabei die Länge des zur Verfügung stehenden Netzes. Bei einem Tagesticket in Berlin oder Hamburg kommt man deutlich weiter als in Freiburg oder Rostock. Allerdings sind unter den "teuren" Städten nicht nur die Metropolen zu finden.
Wo Bus- und Bahnfahren am günstigsten ist, sehen Sie in der interaktiven Grafik:
Bei der Gesamtbetrachtung aller untersuchten Preiskategorien - vom Einzelticket bis zur Monatskarte - sind Rostock und Chemnitz am günstigsten, Lübeck und Köln am teuersten. Blickt man speziell auf die Preise für Monatskarten (ein Erwachsener ohne Abo), fährt man in Rostock zusammen mit Freiburg mit je 55 Euro am günstigsten. Hamburg ist - als einzige Stadt mit einem dreistelligen Betrag - mit 106,40 Euro am teuersten. Köln und Bonn liegen mit je 95,30 Euro auf dem vorletzten Rang. Bei Schülermonatskarten liegt Berlin mit einem Preis von 21,80 Euro auf Rang eins. Das Dreifache zahlen Schüler hingegen in Köln und Bonn. Mit 71,50 Euro bilden die beiden Städte das Schlusslicht in dieser Kategorie.
Und wo lohnt sich eine Monatskarte am ehesten im Verhältnis zum Einzelfahrschein? Hier liegt Augsburg vorn, dort hat sich die Monatskarte bereits nach 23 Fahrten amortisiert. In Kiel sind es 24 Fahrten, wie auch in Bremen und Freiburg. Erneut liegt Hamburg hinten und teilt sich den letzten Platz mit Köln, Bonn und Frankfurt: 33 Fahrten benötigen Fahrgäste in diesen Städten, bevor sich ein Monatsticket rentiert.
Alternative: kostenloser Nahverkehr
Aber warum muss der ÖPNV überhaupt etwas kosten? Erst vor Kurzen schlug die Bundesregierung vor, den Nahverkehr in einigen Städten kostenlos anzubieten, um die Menschen zum Umsteigen zu bewegen und so die Innenstädte zu entlasten, für saubere Luft zu sorgen und so letztlich auch Geld zu sparen. Die dafür vorgesehenen Modellstädte lehnten ab - zu teuer sei das Vorhaben.
Dabei klappt es in anderen Ländern schon recht gut. In Estlands Hauptstadt Tallinn beispielsweise fahren die Bürger seit 2013 kostenlos mit Bus und Bahnen. Seitdem hat das Land den Gratisverkehr auch im Rest des Landes etabliert - 11 von 15 Regionen bieten inzwischen kostenloses Bus- und Bahnfahren an.