Neue Supersportwagen in Pebble Beach Eiliges Kanonenrohr!
Nirgendwo auf der Welt treffen sich so viele reiche Raser wie beim Concours d'Elegance in Pebble Beach. Sie sind auf der Suche nach neuen Autos, die möglichst selten, schnell und teuer sind. Sie werden vor allem bei McLaren fündig.
Waren es zehn ernsthafte Interessenten? Nein, mittlerweile sind es 20. Seit McLaren am Rande der glamourösen Autoshow Concours d'Elegance in Pebble Beach in Kalifornien die neue GTR-Version des Supersportwagens P1 enthüllt hat, kommt Paul Mackenzie mit dem Zählen der Vorverträge kaum hinterher. Dabei steht auf den Formularen des Projektleiters eine Zahl, bei der selbst der gemeine Millionär schlucken muss: 1,98 Millionen Pfund oder umgerechnet 2,47 Millionen Euro verlangen die Briten für den Boliden. Und kaufen kann ihn nur, wer vorher schon einmal 1.067.000 Euro für einen "normalen" P1 überwiesen hat.
Für den bei Serienfahrzeugen nur noch vom Bugatti Veyron überbotenen Preis gibt es allerdings ein in jeder Hinsicht extremes Auto: Unfassbar teuer, schnell und selten. Denn wo schon der McLaren P1 auf exakt 375 Exemplare limitiert ist, wird es vom 1000-PS-Plug-in-Hybriden P1 GTR nur rund 30 Stück geben. Sie sollen - immer einer pro Tag - ab Mai nächsten Jahres gebaut werden.
Ist schon der McLaren P1 ein nur mühsam für die Straße gezähmter Rennwagen, ist die GTR-Version ein Formel-1-Auto im Seriengewand. Nicht nur, weil vor dem Schalensitz tatsächlich ein F1-Lenkrad prangt. Die Aerodynamik ist noch schnittiger, der feststehende Spoiler noch größer und vor allem das Heck der Flunder noch fieser: Schon die offenen Lüfter und der freie Blick auf die Eingeweide sind ein Affront für den Hintermann - und die beiden Kanonenrohre von Auspuff sind furchterregend.
Rennfahrertraining mit Jenson Button inklusive
Mit dem Auto selbst ist es aber nicht getan. Damit sich die Kunden tatsächlich fühlen können wie Formel-1-Stars, schnürt ihnen McLaren ein exklusives Paket - vom kostenlosen Fitness- und Fahrertraining mit der Mannschaft von Jenson Button über Gratiswartung und Pflege bis hin zu zwölf Rennwochenenden auf offiziellen Formel-1-Strecken - Fahrzeugtransport und Boxenservice inklusive.
Dieses Beiwerk ist auch bitter nötig: Das Training wird man brauchen, um den Tiefflieger halbwegs zu beherrschen. Die technische Unterstützung dient dem Werterhalt und ohne Rennstrecke geht es ohnehin nicht - denn für den P1 GTR wird man ohne viel Geld und gute Beziehungen keine Straßenzulassung bekommen, räumt McLaren-Mann Mackenzie ein, bevor ihn der nächste potenzielle Kunde beiseitenimmt. Als er ein paar Minuten später wiederkommt, ist sein Lächeln noch etwas breiter: wieder ein Interessent mehr auf der Liste.
Mehr Ferrari als Ford unterwegs
Solche schnellen und teuren Entscheidungen sind in Pebble Beach nichts Besonderes. Nirgends sonst auf der Welt kommen so viele wohlhabende Auto-Aficionados zusammen wie bei der Monterey Car Week und dem Concours d'Elegance. Auf den Straßen zwischen den Ortschaften Carmel und Pacific Grove sieht man dann mehr Ferrari als Ford und kommt sich als Porsche-Fahrer fast schon mickrig vor. Hier sitzen die Scheckbücher im kollektiven PS-Rausch besonders locker, die Veranstaltung ist eine Art Motorshow im Smoking. Nur dass der Eintritt nicht wie bei der IAA in Frankfurt 18 Euro, sondern bis zu 450 Dollar und auf dem Schwarzmarkt sogar 2.500 Dollar kostet.
Der McLaren ist deshalb längst nicht das einzige Millionending, das hier in der kalifornischen Sonne glänzt. Daneben parkt die neue, 620 PS starke Rennvariante des Lamborghini Huracan für die Kundenserie Super Trofeo. Bugatti hat in Pebble Beach das sechste Fahrzeug seiner "Legenden"-Serie auf Basis des Veyron enthüllt.
Dass dieser vorn in handpoliertem Aluminium und hinten in Sichtcarbon gehaltene Wagen 2,8 Millionen Euro kostet und damit sogar noch einmal etwas teurer ist als die bisherigen "Legenden", ist der Kundschaft nicht einmal ein Schulterzucken wert. "Schließlich gibt der Bugatti-Käufer im Schnitt ohnehin schon eine Million Euro für Extras aus", sagt Firmenchef Wolfgang Dürheimer. Anders als McLaren-Mann Mackenzie hat er es mit dem Zählen allerdings ein bisschen leichter: Vom 1200 PS starken Ettore-Veyron wird es nur drei Exemplare geben - und auch die sind alle schon längst verkauft.
Die teure Ware verkauft sich rasch
Zumindest preislich in der gleichen Liga spielt eine weitere Pebble-Beach-Premiere: der Jaguar Lightweight für knapp zwei Millionen Euro. Dass mancher Car-Connaisseur bei diesem Auto ein Déjà-vu hat, darf dabei niemanden wundern. Denn der Leichtbausportwagen ist der bis ins letzte Detail authentische Nachbau einer berühmten Rennversion des E-Type, der vor genau 50 Jahren ausgeliefert wurde.
Nachdem Jaguar damals zwar 18 Fahrgestellnummern reserviert, aber dann doch nur zwölf Autos gebaut hat, schließen die Briten jetzt diese Lücke in ihrer Statistik und reichen die fehlenden sechs Exemplare des exakt 1000 Kilo schweren und in diesem Umfeld vergleichsweise magere 340 PS starken Sportlers nach.
Kaufen oder nicht? Und vor allem wie bezahlen? Diese Fragen muss sich keiner mehr stellen, sagt John Edwards, dessen Special-Operations-Team den Neo-Klassiker von Jaguar verantwortet: Auch er hat noch in der Premieren-Nacht von Pebble Beach das letzte der sechs Exemplare verkauft.