Autogramm Porsche Cayenne S Diesel Ein großer Schluck für die Sportlichkeit
Seit 2009 bietet Porsche den Sport-SUV Cayenne auch mit Dieselmotor an, sozusagen als einigermaßen sozial- und umweltverträgliche Variante. Doch nun ist Schluss mit der Zurückhaltung: Der Cayenne S Diesel tritt mit dem stärksten Ölbrenner der Republik an - und mächtigem Durst.
Der erste Eindruck: Läuft er schon? Erst der Blick auf den Drehzahlmesser des neuen Porsche Cayenne S Diesel schafft Gewissheit: Der V8-Motor ist in Betrieb, die Dieselexplosionen in den Brennkammern kommen allerdings nur als schwaches Säuseln im Innenraum an. Aus Angst vor dem dieseltypischen Nageln ist die Maschine so dick gedämmt und sanft gelagert, dass sie meilenweit entfernt wirkt. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal zerstreut aber dann die letzten Zweifel.
Das sagt der Hersteller: Porsche feiert den Cayenne S Diesel als Zugpferd für jedes Terrain. Mit dem neuen V8-Ölbrenner biete der Geländewagen ein Fahrerlebnis, das Porsche-typisch ist - also antrittsstark und schnell, und zugleich auch neuartig für ein Auto dieser Marke. Weil nämlich der bärenstarke Selbstzünder auch so tun kann, als sei er ein schüchterner Bewohner des Motorraums.
Man darf sich davon nicht täuschen lassen. Das Triebwerk ist mit einer Leistung von 382 PS der aktuell stärkste Selbstzünder in einem Serienauto aus Deutschland, und mit einem Tritt auf's Gaspedal pulverisiert man sofort alle Spritspar-Ambitionen.
Das ist uns aufgefallen: Besonders, mit welcher Wucht der V8-Diesel den Geländewagen vorantreibt. Wenn bis zu 850 Nm Drehmoment zu Werke gehen, fühlt man sich selbst in so einem Trumm von Auto plötzlich beweglich.
Was allerdings auch auffällt bei der ersten Testfahrt, ist der horrende Durst des Dieselaggregats. Eigentlich gelten Selbstzünder ja als sparsame Antriebe, und auch der V8-Diesel braucht zwei oder drei Liter weniger als der entsprechende Benziner. Doch schon auf dem Prüfstand hat Porsche einen Durchschnittsverbrauch von 8,3 Liter je 100 Kilometer ermittelt. Bei unserer Testrunde - halb Autobahn, halb Landstraße und gänzlich ohne Vollgas-Eskapaden - war jedoch rasch ein Schnitt von 13 Litern erreicht.
Das muss man wissen: Der V8-Diesel ist der stärkste Selbstzünder, den man derzeit in Deutschland in einem Pkw kaufen kann - auch wenn er den neuen M-Diesel in den BMW-Modellen X5 und X6 um lediglich eine Pferdestärke überbietet. Im Prinzip stammt die Maschine von der Konzernschwester Audi, wo er in den Modellen A8 und Q7 zum Einsatz kommt.
Die Porsche-Ingenieure holen durch den Einbau der Ladeluftkühler aus ihrem hauseigenen Turbomotor, einer neuen Motorsteuerung und einer geänderten Auspuffanlage knapp zehn Prozent mehr Leistung aus dem V8-Diesel. Damit keine Qualitätsklagen kommen, erhielt der Motor obendrein, aufgrund der höheren Beanspruchung durch die gesteigerte Leistung, neue Kolben und Auslassventile.
Der Aufwand hat seinen Preis: Während der Cayenne mit dem V6-Diesel mit drei Litern Hubraum und 245 PS rund 62.000 Euro kostet, verlangt Porsche für den ab Januar lieferbaren Cayenne S Diesel fast 78.000 Euro.
Das werden wir nicht vergessen: Den Schrecken, mit dem starken Diesel zu schnell in eine enge Kurve gefahren zu sein. Alles ging gut, alles halb so wild. Doch in solchen Momenten wird einem wieder schlagartig klar, dass man einen 2,2-Tonner durch die Gegend wirft. Das vergisst man immer wieder, weil er sich anfühlt wie ein Sportwagen mit Obergeschoss.