Supersportwagen aus England Eilige Insulaner
Die Marke Rover ist schon fast vergessen, Jaguar gehört zum indischen Konzern Tata, Mini einem bayerischen Hersteller - von einer einst stolzen Autoindustrie ist den Briten kaum etwas geblieben. Der Spleen für Speed aber lebt weiter, wie zwei neue Boliden aus Britannien beweisen.
Eigenständige Automobilhersteller gibt es praktisch nicht mehr und auf der Autobahn gilt Tempolimit 112 km/h - dennoch ist den Briten die Lust an der Leistung nicht vergangen. Während Traditionsmarken wie Rover, Bentley, Rolls-Royce oder Land Rover pleite oder verkauft sind und selbst die Sportwagenhersteller Aston Martin oder Lotus nur mit ausländischem Geld überlebt haben, gibt es im Inselreich noch immer eine rasante Subkultur. Tüftler und Kleinstserienhersteller bringen stetig ebenso überteuerte wie überzogene Supersportwagen an den Start. In diesen Tagen wurden zwei weitere präsentiert.
Der erste stammt aus der Feder von Arash Farboud, der seit fünf Jahren an einem Extremsportauto arbeitet und nun endlich die Serienfertigung beginnen will. Immerhin 25 Autos für umgerechnet zirka 320.000 Euro sollen künftig pro Jahr verkauft werden, plant Farboud vor dem Debüt der Hightech-Rakete. "Die Leidenschaft für schnelle Autos liegt mir im Blut", sagt der junge Araber mit englischem Wohnsitz, der eine ganz normale PS-Sozialisation hinter sich hat. "Angefangen hat es mit Lego-Modellen, dann kamen ferngesteuerte Autos, und irgendwann saß ich zum ersten Mal in einem Rennwagen. Da war es um mich geschehen", erinnert sich der Entwickler. Jetzt hat er einen schwarzen Renner konstruiert, der seine Initialen im Namen trägt, den AF10.
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Schwarzer Supersportwagen mit bis zu 1200 PS
Das sieben Liter große Triebwerk wird noch ein wenig getunt, bekommt einen Rennauspuff aus Titan und erhält ein Sechsgang-Renngetriebe. Schon das Basismodell kommt so auf eine Leistung von rund 550 PS und 650 Nm Drehmoment, was den Standardsprint auf gut drei Sekunden verkürzt und mehr als 330 km/h möglich macht. Während in dieser Hinsicht zumindest ein paar Autos - zum Beispiel von Porsche und Ferrari - mithalten können, erhebe die Special Edition in jeder Hinsicht Anspruch auf die Pole Position, sagt Arash. Schließlich sei dieser spezielle AF10 mit einem Preis von rund 1,6 Millionen Euro deutlich teurer als ein Bugatti Veyron und diesem Extremauto auch leistungsmäßig überlegen. Denn statt 1001 PS soll das britische Gerät mehr als 1200 PS leisten.
Während Farbout noch ein Nobody in der Szene ist, hat Lee Noble bereits einen klangvollen Namen unter PS-Fanatikern. Schließlich hat er die bei Insidern heiß begehrten Sportwagen Noble M12 und M40, das Modell Ascari Ecosse oder den Ultima GTR entwickelt. Jetzt meldet er sich mit einer neuen Firma zurück und plant unter dem Markennamen Fenix den Wiederaufstieg nach einigen wirtschaftlichen Misserfolgen. Dabei helfen soll ihm ein bislang namenloser Zweisitzer, der mit dem AF10 verwandt sein könnte. Denn nicht nur Leichtbau und optimierte Aerodynamik vereinen die Exoten, sondern auch der Motor ist im Grunde identisch. Wie Farbout pflanzt auch Noble dem 1200 Kilo schweren Karbon-Coupé den Achtzylinder aus der Corvette ein. Eine Leistungsabstufung ist ebenfalls vorgesehen. Das Basismodell soll etwa 480 PS, die stärkste Variante rund 640 PS mobilisieren. Damit seien Sprintwerte um fünf Sekunden und Höchstgeschwindigkeiten jenseits von 320 km/h möglich, heißt es.
Der Supersportwagen von Fenix soll weniger als 100.000 Euro kosten
Zwar sieht Nobles Auto nicht ganz so scharf aus wie der AF10 und vielleicht ist es auch nicht ganz so schnell. Doch hat der Fenix-Chef auf der Zielgeraden zur Serienfertigung ein paar Trümpfe im Ärmel: Während Farboud zum Jahreswechsel noch keinen Prototypen fertig hatte, dreht Noble in Südafrika demnächst bereits die ersten Testrunden. Und während Farbout sehr reiche PS-Fanatiker ansprechen muss, zielt Noble bei einem kolportierten Grundpreis von unter 100.000 Euro auch auf vollgasversessene Besserverdiener. Entsprechend sieht die Kalkulation 60 bis 70 Autos pro Jahr vor.
Was sportliche, britische Fabrikate angeht, wird es noch länger eher exotisch zugehen. Denn es wird auf absehbare Zeit weder von Jaguar noch von Lotus einen echten Supersportwagen mit derart exponierten Fahrleistungen geben. Allerdings schickt sich McLaren an, in Kürze wieder in diesem Segment einzugreifen: Der Supersportwagen McLaren MC12 nämlich soll demnächst ein Comeback feiern.