Autogramm VW Golf R Cabrio Rasender Restposten
Seit drei Monaten ist die siebte VW-Golf-Generation auf der Straße, ein Cabrio jedoch ist noch nicht in Sicht. Die Wolfsburger verkaufen daher weiterhin das bisherige Faltdach-Modell. Um es attraktiv zu halten, wurde es jetzt vom Haustuner aufgebrezelt: auf 265 PS.
Der erste Eindruck: Ein neuer Golf im alten Gewand. Auf den ersten Blick ist es schon ungewöhnlich, dass VW die ollen Kamellen aufwärmt und die Generation sechs als Novität anpreist. Andererseits: So alt sieht der alte Golf noch gar nicht aus, erst recht nicht mit dem Zierrat aus der Sportabteilung. Selbst im Innenraum wirkt der Wagen noch so frisch, dass die Nummer sieben plötzlich verzichtbar erscheint.
Das sagt der Hersteller: VW schwelgt bei diesem Cabrio-Modell gern in Superlativen. Der Wagen sei nicht nur das erste Cabriolet in der rund zehn Jahre alten Geschichte der R GmbH, heißt es, sondern auch das stärkste und schnellste offene Modell, das je auf Golf-Basis gebaut wurde.
Das ist uns aufgefallen: Leistung allein ist noch keine Garantie für gesteigerten Fahrspaß. Klar, der zwei Liter große Vierzylinder-Turbomotor entwickelt ordentlich Dampf. Alles andere wäre angesichts einer Leistung von 265 PS und bis zu 350 Nm Drehmoment auch eine herbe Enttäuschung; und ja, Tempo 250 fühlt sich in einem offenen Kompaktwagen natürlich extrem stürmisch an. Doch der Kick der Aufrüstung durch die VW-eigene R GmbH währt nur kurz.
Überholen auf der Landstraße klappt vor allem deshalb so blitzartig, weil das maximale Drehmoment fast wie bei einem Diesel schon bei 2500 Touren anliegt. Und dank eines strammeren Sportfahrwerks und einer direkter übersetzten Lenkung funktioniert auch das Kurvenfahren tadellos. Aber ein Funke springt nicht so recht über; das Auto wirkt zu routiniert, zu ausgewogen, zu kalkuliert. Es scheint, als hätte in diesem Fall das Marketing seine Vorstellungen von einem vermeintlichen Super-Cabrio durchgesetzt.
Das muss man wissen: VW verlangt für den ab Frühjahr lieferbaren Power-Golf einen happigen Preis. Mit 43.325 Euro kostet der Wagen fast doppelt so viel wie das Basis-Cabrio. Eigentlich eine Zumutung, denn das Auto ist vergleichsweise billig gemacht. Ein bisschen Vollgas-Optik aus dem Großregal, ein aus anderen Typen wie dem Scirocco R wohlbekannter TSI-Motor, ein steiferes Fahrwerk und eine etwas fettere Ausstattung - fertig ist der offene Golf, der so tut, als habe er das Cabriofahren neu erfunden. Übrigens: Den Allradantrieb des geschlossenen Golf R erhält das Cabriolet nicht.
Schaut man sich den Motor im Speziellen an, stellt man dann doch erhebliche Feinarbeit fest - die hat aber nichts spezifisch mit dem R Cabrio zu tun, sondern gilt für sämtlich R-Modelle mit diesem Aggregat. Um die Maschine auf ein Leistungsniveau von 265 PS zu bringen, gibt es zum Beispiel verstärkte Kolbenbolzen und kräftigere Pleuel, die das hohe Drehmoment sicher auf die Kurbelwelle übertragen; zudem wurde der gesamte Motorblock versteift.
Spricht man mit den Ingenieuren, lassen die durchblicken, dass der Motor damit noch längst nicht ausgereizt sei. Den Beweis soll der nächste Golf R antreten: Die neue Generation des Kraftmeiers - dann allerdings erst einmal wieder mit geschlossenem Dach - kommt angeblich binnen eines Jahres mit einer Leistung von 290 PS.
Das werden wir nicht vergessen: Das irre Tempo des Verdecks. In neun Sekunden fällt die Hülle, und das ist viel imposanter als die 6,4 Sekunden, die das Auto von 0 auf 100 braucht.