Autogramm Honda Jazz 1.5 Außen Sardinenbüchse - innen S-Klasse
Honda macht Schluss mit Mini-Motoren im Kleinwagen. Der Jazz erhält erstmals einen 1,5-Liter-Motor. Nicht der einzige Punkt, in dem das kompakte Auto Größe beweist.
Der erste Eindruck: Nach dem Facelift riskiert der Kleinwagen eine ziemlich dicke Lippe. Die Frontpartie erinnert an einen Schmollmund.
Das sagt der Hersteller: Für Honda sei der kleine Jazz eine große Nummer, sagt Honda-Sprecher Peter Hofmann. Er zähle zu den geräumigsten Autos in der Vier-Meter-Klasse und biete mehr Platz als konventionelle Kleinwagen wie beispielsweise ein VW Polo oder der Opel Corsa. In Japan, in den USA und in Europa verkauft sich der Wagen extrem gut, so Hofmann. Seit 2001 fand er weltweit rund sieben Millionen Käufer. Trotzdem blieb - ein Manko der meisten Kleinwagen - eher wenig in der Kasse hängen. Mit dem neuen Jazz will Honda das ändern und künftig höhere Preise erzielen. Dafür erhielt der Minivan nach dem Facelift unter anderem einen stärkeren Motor.
Das ist uns aufgefallen: Außen mini, innen Mercedes: Weil Honda bei der Anordnung wichtiger Komponenten wie Motor, Tank, Achsen und Sitzen, dem sogenannten Packaging, anders vorging als die Konkurrenz, bietet der Jazz tatsächlich mehr Platz als üblich in einem vier Meter langen Auto. Der Tank sitzt dafür unter den Vordersitzen anstelle - wie sonst üblich - unter den Rücksitzen, das Dach ragt höher auf und der Bug wurde extrem kurz gestaltet. "Unsere Kabine bietet den Passagieren mehr Platz als eine Mercedes S-Klasse", sagt Projektleiter Makoto Konishi mit sichtlichem Stolz. Und sie bietet außerdem viel mehr Variabilität: Weil unter den Rücksitzen Platz ist, kann man die Sitzpolster wie bei Kinosesseln nach oben klappen und so ungewöhnlich viel Stauraum im Fond gewinnen. Nicht dass man ständig große Topfpflanzen oder halb auseinandergebaute Fahrräder transportieren müsste. Aber es ist gut zu wissen, dass man es könnte.
Aber es sind nicht nur die grundsätzlichen Dinge, die der Jazz besser macht als viele Konkurrenten. Er schindet auch mit Kleinigkeiten großen Eindruck. Zum Beispiel mit der Ablage links neben dem Lenkrad, die auch als Becherhalter taugt. Weil sich direkt dahinter der Ausströmer der Klimaanlage befindet, kann man Getränke dort via Luftstrom kühlen oder warmhalten - eine weitere Parallele zur S-Klasse und anderen Oberklassemodellen. Bei sogenannten Premiummarken wird der Kunde allerdings für klimatisierte Becherhalter extra zur Kasse gebeten.
Diese Dinge sind bekannt beim Jazz, die Baureihe gibt es schließlich seit 2001, und das aktuelle Modell wurde vor knapp drei Jahren eingeführt. Nach dem Facelift neu ist vor allem der Motor mit 1,5 statt bislang 1,3 Liter Hubraum und 130 statt bisher 102 PS (sowie 155 anstatt 123 Nm Drehmoment). Die Maschine ist spritzig, hängt gut am Gas und giert - wie jedes Triebwerk von Honda - nach Drehzahl. Wer sich darauf einlässt und etwas später schaltet, der tut sich mit dem Jazz beim Ampelspurt und beim Überholen nun deutlich leichter als früher. Komisch nur, dass man trotzdem nicht schneller fahren kann. Die Höchstgeschwindigkeit liegt ebenso wie beim weiterhin verfügbaren 1,3-Liter-Basismotor bei 190 km/h. Immerhin sprintet der 1,5-Liter-Motor knapp drei Sekunden schneller auf Tempo 100.
Werfen Sie einen Blick in den Innenraum des Honda Jazz - mit unserem 360-Grad-Foto:
So richtig flott möchte man mit dem Jazz ohnehin lieber nicht um die Ecken flitzen. In diesem Fall rächt sich das Raumkonzept. Wegen des hohen Dachs und der erhöhten Sitzposition steigt auch der Schwerpunkt, und man fühlt sich der Straße weniger eng verbunden als in vielen anderen Kleinwagen. Dazu kommt eine eher softe Federung und eine relativ leichtgängige Lenkung - so konstruiert man einen familienfreundlichen Stadtflitzer, aber keine Asphaltfräse.
Das muss man wissen: Der überarbeitete Jazz steht bereits seit einigen Tagen bei den Händlern. Während das 1,3-Liter-Basismodell mit 102 PS schon ab 16.640 Euro zu haben ist, muss man für die neue 130-PS-Version mindestens 19.990 Euro berappen. Dann gibt es allerdings - Honda spricht schließlich von einer "Aufwertung" - serienmäßig einen Tempomat, beheizte Sitze, eine Lichtautomatik sowie einen City-Notbremsassistenten an Bord.
Weitere Motorvarianten neben den beiden Vierzylinder-Benzinern wird es nicht geben. Für einen Diesel wären die Kosten zu hoch und die Verkaufschancen zu gering. Den beim Vorgängermodell noch verfügbaren Hybridantrieb hat Honda mangels Nachfrage gestrichen.
Das werden wir nicht vergessen: Die erschreckend grobe Grafik des Bordcomputers, die an die erste Generation von Spielekonsolen erinnert. Ein paar Pixel mehr hätten dem Bildschirm gut gestanden. Denn sonst ist das Auto ziemlich pfiffig und zeitgemäß geraten.
Hersteller: | Honda |
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Typ: | Jazz 1.5 |
Karosserie: | Kleinwagen |
Motor: | Vierzylinder-Benziner |
Getriebe: | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Antrieb: | Front |
Hubraum: | 1.498 ccm |
Leistung: | 130 PS (96 kW) |
Drehmoment: | 155 Nm |
Von 0 auf 100: | 8,7 s |
Höchstgeschw.: | 190 km/h |
Verbrauch (ECE): | 5,9 Liter |
CO2-Ausstoß: | 133 g/km |
Kofferraum: | 354 Liter |
umgebaut: | 1.314 Liter |
Gewicht: | 1.104 kg |
Maße: | 3995 / 1694 / 1550 |
Preis: | 19.990 EUR |