Gescheiterte Automodelle Flott gefloppt
Bizarres Design, anfällige Technik, verqueres Konzept, falscher Zeitpunkt oder zu hoher Preis - beim Start eines neuen Automodells kann vieles danebengehen. Und manchmal kommt alles zusammen.
"Sie haben die Corvette geschrumpft", jubelte die Fachzeitschrift "auto, motor und sport" und die "Auto Bild" frohlockte: "Hurra, der GT ist wieder da!" Im Frühjahr 2007 schien es, als habe Opel mit dem Sportwagen GT Roadster einen Volltreffer gelandet. Ein Zweisitzer mit Stoffverdeck, 264-PS-Motor und schneidiger Linienführung. Im Jahr zuvor war der Roadster auf dem Autosalon in Genf vorgestellt worden, unmittelbar darauf wurde er zum "Cabrio des Jahres" gekürt. Jetzt sollte der Wagen die Straßen und vor allem die Herzen der Kundschaft erobern.
"GT'aime" (etwa: GT ich liebe dich) wortspielten die Opel-Werber, tatsächlich jedoch interessierte sich kaum einer für das hochgejubelte Auto. Manchen war der Wagen zu eng, anderen zu opelig, den meisten einfach zu teuer; schließlich lag der Einstiegspreis bei 29.900 Euro. Der GT verkaufte sich nur schleppend. Nach dem Marktstart im März 2007 wurden bis zum Jahresende lediglich 2365 Autos in Europa abgesetzt, insgesamt wurden es 7519 in vier Jahren.
Dass der Wagen rasch wieder vom Markt verschwand, verwundert also nicht. Allerdings war auch Pech dabei. Denn kaum war das Auto verfügbar, beutelte die weltweite Finanzkrise auch den Fahrzeugmarkt. Wer kauft sich schon ein Spaßauto, wenn ringsum Banken wanken und Konzerne kollabieren. Die Krise machte dem GT den Garaus, denn der damalige Opel-Mutterkonzern General Motors schloss im Sommer 2009 das Werk in Wilmington im US-Staat Delaware, wo der Wagen gebaut wurde.
Auf die Euphorie folgt das böse Erwachen
Das Schicksal des Opel GT ist kein Einzelfall. Immer wieder gibt es Autotypen, die zwar eine verheißungsvolle Premiere hinlegen, danach aber nur noch eine Richtung kennen: abwärts. Das passiert etablierten Herstellern wie Audi (A2), VW (Phaeton) oder Mercedes (Vaneo) ebenso wie Neueinsteigern ins Autogeschäft (Artega). Und es gibt vielerlei Gründe, warum Autos zu Rohrkrepierern werden. Es passiert wegen technischer Unzulänglichkeiten (Citroën SM), sonderbaren Designs (Renault Vel Satis), überzogenen Erwartungen (Maybach) oder missratenen Konzepten (Peugeot 1007).
All diese Autos wurden zu "Edsels". Der Begriff bedeutet so viel wie "etwas Unerwünschtes, Nutzloses" und bereichert die US-amerikanische Sprache seit der Pleite der Ford-Marke Edsel, die 1957 gegründet und bereits 1960 wieder eingestampft wurde. Das völlig verkorkste Projekt gilt als Musterbeispiel für eine gescheiterte Marken- und Produktneueinführung. Ford verlor dabei rund zwei Milliarden Dollar - bemessen an heutigen Maßstäben.
Ein Auto-Flop bedeutet horrende Verluste
Die Wall-Street-Broker und -Beratungsfirma Bernstein Research errechnete kürzlich, wie teuer andere Fahrzeug-Flops die jeweiligen Hersteller kamen, und ermittelten erstaunliche Summen. So sei, heißt es bei den Analysten, Renault durch den Vel Satis ein Gesamtschaden in Höhe von etwa 1,2 Milliarden Euro entstanden, Audi beim Alu-Kleinwagen A2 ein Gesamtverlust in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro und Peugeot durch den Kleinwagen 1007 sogar ein Gesamtverlust von 1,9 Milliarden Euro.
Fazit: Wenn ein Automodell nicht funktioniert wie geplant, bedeutet das einen immensen Schaden für den Hersteller.
SPIEGEL ONLINE hat eine Auswahl an Autos, die schlimm floppten, in einer Bildergalerie versammelt.