Helgoland-Fotograf Franz Schensky: Der Insel-Begabte
Helgoland-Fotograf Franz SchenskyDer Insel-Begabte
100.000 Bilder von Helgoland: Jahrzehntelang fotografierte Franz Schensky seine Heimat. Der Künstler wurde als Star gefeiert, als Verräter geschmäht, nach dem Tod vergessen. Bis man einen Keller entrümpelte.
Dr. Katja Iken, Jahrgang 1972, Absolventin der Axel-Springer-Journalistenschule, seit 2007 bei einestages. Studierte Geschichte und Romanistik, promovierte in Rom über Feminismus im Ersten Weltkrieg.
Der Kerl konnte einen in den Wahnsinn treiben. "Weiter nach links! Wieder zurück! Wir warten jetzt, bis die Wolke da drüben ist!" Noch mit 83 Jahren bellte der Fotograf seine Kommandos; wer ihn raus aufs Meer fuhr, brauchte starke Nerven. "Nichts habe ich richtig gemacht, ständig wurde ich beschimpft", brummt Kapitän Erich-Nummel Krüss, der den betagten Perfektionisten 1954 zur Pfingst-Regatta rund um Helgoland durch die Wellen kutschierte.
Die Qual lohnte sich: Niemand hat den Mythos der meerumtosten Insel am Rande Europas so eindrücklich eingefangen wie Franz Angelo Schensky. Rund 100.000 Helgoland-Fotos schoss er im Laufe seines Lebens, kaum ein Insulaner, der nicht mindestens einmal von ihm porträtiert worden wäre.
Schenksys Aufnahmen spiegeln die dramatischen Geschicke der Insel in allen Phasen - von der Deutschwerdung 1890 über den Ausbau zur kaiserlichen Seefestung und waffenstrotzenden NS-Marinebastion bis zur kompletten Zerstörung und dem Wiederaufbau.
Schenksy war der einzigartige Helgoland-Chronist. Zugleich steht sein Leben exemplarisch für das, was die Insel als mal dänischer, mal britischer, mal deutscher Spielball zwischen den Großmächten im vergangenen Jahrhundert durchlebt hat.
Im Doku-Drama "Heimat Helgoland - Der Fotograf und seine Insel" rückt der NDR ihn ins Zentrum: der Ausnahmefotograf (stark verkörpert von Schauspieler Michael Mendl) als Sinnbild für die Zerrissenheit der Helgoländer auf ihrem kleinen Sandsteinfelsen mitten im Meer - die nie darum gebeten hatten, deutsch zu werden.
Doku-Drama "Heimat Helgoland - Der Fotograf und seine Insel", am 3. Oktober 2017 ab 20:15 Uhr im NDR
Trotzdem wurde Helgoland ab 1890 zum Außenposten des Deutschen Kaiserreichs. Im Gegenzug erkannte Berlin britische Kolonialinteressen in Ostafrika an. Franz Schensky dokumentierte den Moment der feierlichen Übergabe vor dem Gouverneurspalast am 9. August, ein Meer aus Matrosenhüten und schwarzen Zylindern. Für sein Geschäft war Helgolands Deutschwerdung ein Segen: Fortan drängten noch mehr Urlauber auf die mondäne Ferieninsel und wollten vom "Kaiserlichen Hofphotografen" porträtiert werden.
Unter Spionageverdacht
Mit den neuen Herrschern konnte sich Gentleman Schensky, geboren 1871 als unehelicher Sohn des letzten britischen Gouverneurs der Insel, Sir Henry Berkeley Fitzhardinge Maxse, jedoch nicht anfreunden. Er war der deutschen Regierung höchst suspekt und galt gar als britischer Spion: ein Verräter "in direktem Depeschenkontakt mit England", so ein auf Helgoland tätiger Spitzel, der probritische Aktivitäten aufdecken sollte.
Dass der anglophile, hochgebildete Fotograf tatsächlich Agent war, hält Inselhistoriker und Helgoland-Museumsleiter Jörg Andres für unwahrscheinlich. Aber Schensky konnte es nicht recht sein, wie die Deutschen seine Heimat mit Kanonen pflasterten und zum Flottenstützpunkt hochrüsteten. Mit Kriegsbeginn 1914 mussten die Helgoländer ihr Eiland verlassen. Schensky schrieb damals:
"Friedlich lag die Insel im hellen Sonnenschein, und als nun der rote Felsen zum letzten Mal nach seinen Einwohnern hinüber grüßte, da wurde den Helgoländern die Trennungsstunde doch schwer, und heimlich feuchtete sich manches Auge."
Als die Helgoländer nach Ende des Ersten Weltkriegs zurückdurften, fanden sie ihre Häuser zerstört und geplündert von deutschen Soldaten. Entsetzt machte sich Schensky für eine Rückkehr zu Großbritannien stark, wie Historiker Jan Rüger in seinem Buch "Helgoland. Deutschland, England und ein Felsen in der Nordsee" herausstellt, das am 13. Oktober erscheint.
Heimweh nach Großbritannien
Im Januar 1919, so Rüger, schrieb Schensky gemeinsam mit dem Helgoländer August Kuchlenz an den britischen Premier David Lloyd George: "Die Einwohner von Helgoland denken immer an die ruhmreichen Zeiten zurück, die sie unter der britischen Flagge genießen konnten." Man sei "voll und ganz der Meinung, dass wir jetzt wieder zu unserer alten Fahne zurückkehren sollten".
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Jan Rüger: Helgoland
Deutschland, England und ein Felsen in der Nordsee
Doch Helgoland blieb deutsch. Und bald wehte die Hakenkreuz-Flagge über der Insel, verfärbte sich der Rote Felsen tiefbraun. Mehrfach besuchte Adolf Hitler die nach dem Ersten Weltkrieg demilitarisierte Insel - in seinen Augen das perfekte Symbol für die "Schmach von Versailles". Schensky lichtete den "Führer" auf Helgoland ab, fing den Freudentaumel der Menschen ein.
Der Fotograf selbst jubelte nicht: "Noch am Tag der 'Machtergreifung' nahm sich Schensky aus Protest gegen Hitler sein Menjou-Bärtchen ab", erzählt Inselhistoriker Andres. Und schürte so den Hass der örtlichen Nationalsozialisten.
"Du sollst verrecken, Freund der Juden"
"Wir lebten in Angst und Schrecken", zitiert Schensky-Biograf Wilhelm Rösing die Tochter des Fotografen. Lotte Schensky berichtete, wie drei Tage nach der sogenannten"Reichspogromnacht" im November 1938 SA-Männer vor das Haus der Familie zogen, Haustür und Fenster einwarfen und brüllten: "Franz Schensky, komm herunter, du sollst verrecken, Freund der Juden."
International wurde der Fotokünstler gefeiert und mit Preisen überhäuft, in seiner Heimat schikaniert. Seinem Beruf nachgehen durfte er nicht mehr: Mit dem Ausbau Helgolands zur gigantomanischen Kriegsfestung wurde 1938 ein Fotografierverbot verhängt. Schensky setzte sich darüber hinweg.
Als britische Brandbomben am 15. Oktober 1944 sein Haus, sein Archiv, sein Lebenswerk in Schutt und Asche legten, stieg er auf den höchsten Punkt der Insel und hielt das Inferno im Bild fest. Nüchtern, sorgfältig komponiert, als würde er die Brandung oder eine Möwe im Sturzflug ablichten. Getreu seinem Motto: "Was ist schon Zeit, wenn man dafür das perfekte Foto bekommt?"
Die Heimat, ein Trümmerfeld
Noch als alter Mann zog Schensky mit seiner Glasplattenkamera über die Insel - die der letzte britische Bombenangriff des Zweiten Weltkriegs auf Deutschland im April 1945 in ein Trümmerfeld verwandelt hatte. "Seine Liebe zu seinem Beruf wurde Besessenheit", schrieben die "Schleswiger Nachrichten". Dank Ausnahmegenehmigung durfte Schensky das Eiland betreten, das den Briten seit Kriegsende als Bomber-Übungsplatz diente.
Größte nichtnukleare Sprengung der Geschichte: Eine riesige Rauchwolke stieg am 18. April 1947 von der verwüsteten Insel Helgoland auf, nachdem um Punkt 13 Uhr per Zündkabel der "Big Bang" ausgelöst worden war. 6700 Tonnen Munition sollten die militärischen Anlagen und Bunkersysteme zerstören - doch die Hochseeinsel hielt der gewaltigen Explosion stand.
Nach dem "großen Knall": Blick auf das Unterland der Insel nach der "Operation Big Bang", die ein britischer Sprecher in der Wochenschau vom 20. April so kommentiert hatte: "Ein beeindruckender Anblick aus der Luft, aber noch spektakulärer vom Schiff aus betrachtet und eine durchaus angemessene Art, Hitlers Geburtstag zu feiern." Zur Sprengung verwendet wurden rund 4000 Torpedoköpfe, fast 9000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten verschiedensten Kalibers, gestapelt im U-Boot-Bunker sowie im Tunnellabyrinth an der Südspitze des Felsens und bei den Küstenbatterien. Um Schäden vorzubeugen, war die Bevölkerung der norddeutschen Küstenstädte im Vorfeld der Sprengung aufgefordert worden, am 18. April 1947 alle Fenster und Türen zu öffnen.
Trümmerwüste: Helgoland im April 1945. Schon zwei Jahre vor dem "Big Bang" war Helgoland durch massive Fliegerangriffe der britischen Royal Air Force zerstört worden: In drei Wellen griffen knapp tausend RAF-Bomber am 18. April 1945 ab 11.55 Uhr die Insel an, innerhalb von 104 Minuten wurden etwa 7000 Bomben abgeworfen. Zwölf Helgoländer und 116 Soldaten starben. Einen weiteren Angriff flogen die Briten tags darauf. Der Flakturm (heute als Leuchtturm für die Deutsche Bucht in Betrieb) war das einzige unzerstörte Bauwerk auf dem Oberland.
Geschundenes Eiland: Dreimal hatten die Briten Helgoland im Vorfeld der Bombardements 1945 zur Übergabe aufgefordert - dreimal lehnte der Kommandant der Insel ab. Widerstandskämpfer, die das Eiland kampflos übergeben wollten, wurden in der Nacht zum 18. April verhaftet, ihre Anführer erschossen. Nach den Angriffen mussten die Bewohner ihre Insel verlassen und wurden auf rund 150 norddeutsche Ortschaften verteilt. Am 8. Mai 1945 verließen die letzten Soldaten die Insel. Drei Tage später wurde Helgoland erneut von den Engländern in Besitz genommen - 55 Jahre nach Übergabe der Insel von der britischen Krone an Deutschland.
"Dolce far niente auf der Düne": So lautet der Titel der 1887 angefertigten Zeichnung von Emil Limmer. Im 19. Jahrhundert avancierte die Hochseeinsel zum beliebten Reiseziel für Schriftsteller und Intellektuelle. Heinrich Heine erholte sich dort ebenso wie etwa August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der auf dem Eiland 1841 das "Lied der Deutschen" dichtete.
Parademarsch: 1890 traten die Briten Helgoland an das deutsche Kaiserreich ab. Im Gegenzug verzichtete Deutschland auf eine Einflussnahme auf Sansibar und trat große Teile seiner ostafrikanischen Kolonien an die britische Krone ab. Zwar wird das deutsch-britische Abkommen als "Helgoland-Sansibar-Vertrag" bezeichnet, getauscht wurden beide Inseln jedoch nicht: Sansibar war zu keiner Zeit eine deutsche Kolonie.
Vom Seebad zur Festung: Ansicht der Kaiserstraße um 1895. Unmittelbar nach der Übergabe der Insel an die Deutschen begann der Ausbau Helgolands zu einem Marinestützpunkt: Das Seebad wurde zur Festung mit gigantischen Bunkeranlagen, einem neuen Hafen und riesigen Geschützstellungen auf dem Oberland. Im Ersten Weltkrieg wurde die Helgoländer Bevölkerung evakuiert. Als die Menschen 1918 auf ihre Insel zurückkehren durften, fanden sie ihre Häuser von deutschen Soldaten geplündert vor. Nach dem Krieg sollte die Insel demilitarisiert werden - faktisch wurden die Bunkeranlagen nur verplombt; Militärbauten, die auch zivilen Zwecken nutzen konnten, blieben weitgehend intakt.
NS-Gigantomanie auf dem roten Felsen: Ansicht von Helgoland, um 1940. Nach 1933 wurde die Insel erneut zur Seefestung ausgebaut. "Hummerschere" hießt das Nazi-Projekt, das den Umbau Helgolands zu einem riesigen Flottenstützpunkt vorsah. Die Fläche der Insel sollte vervierfacht werden, das Nordostland wurde neu angelegt, das Projekt jedoch im weiteren Kriegsverlauf 1941 eingestellt. Realisiert hatten die Nazis bis dahin unter anderem einen trutzigen U-Boot-Bunker im Süden der Insel mit drei Meter dicken Decken. "Letztlich bauten die Militärs die Insel zu einem großen, unbeweglichen Schlachtschiff um", schreibt der Helgoländer Museumsleiter und Historiker Jörg Andres.
Protzen mit der Seefestung: Im August 1938 besuchte Adolf Hitler die Insel, stolz präsentierte der "Führer" seinem Staatsgast, dem ungarischen Reichsverweser Admiral Nikolaus von Horthy (links neben Hitler) die militärischen Umbaumaßnahmen auf Helgoland. Hinter Hitler auf dem Foto: Reichsführer-SS Heinrich Himmler und Außenminister Joachim von Ribbentrop.
Aufgerüstet: Soldat vor einem Geschütz der Marineartillerie "Jacobsen" der Wehrmacht - die Batterie an der Westseite der Insel war ab 1938 einsatzbereit. Zwar wurde Helgoland während der NS-Diktatur aufwendig zur Seefestung ausgebaut. Laut Inselhistoriker Jörg Andres war die militärische Bedeutung im Zweiten Weltkrieg jedoch eher gering.
Von Null gestartet: Neun Jahre liegen zwischen diesen Aufnahmen - das zerstörte Helgoland im Jahr 1952 (unten) und die wiederbesiedelte Insel im Jahr 1961. In den ersten beiden Jahren nach der Übergabe der Insel an die Deutschen lebten die Menschen in Zelten und Baracken. Erst nach umfangreichen Räumungsarbeiten konnten 1954 die ersten Wohnhäuser für zunächst 93 Menschen bezogen werden. 1957 waren es bereits 961, 1961 lebten 1710 Helgoländer auf dem Eiland.
"Für uns ging der Krieg einfach weiter": Das sagt Erich-Nummel Krüß, Jahrgang 1932, im einestages-Interview über die auch nach 1945 andauernde Bombardierung seiner Heimatinsel Helgoland durch britische Piloten. Das Foto zeigt ihn als kleinen Jungen. Der Sohn eines Hummerfischers wurde später Kapitän, heute...
...ist er 85 Jahre alt und befasst sich intensiv mit Familienforschung und der Helgoländer Historie. Sein Großvater ist noch englisch geboren - also vor 1890, als die Hochseeinsel noch eine britische Kronkolonie war.
Prost! Mit Wein stoßen René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld am 22. Dezember 1950 im Helgoländer Flakbunker auf ihre Aktion an. Zwei Tage zuvor waren die beiden Heidelberger Studenten auf der unter britischer Hoheit stehenden Insel gelandet, um sie zu besetzen. Mit dieser friedlichen Protestaktion wollten Leudesdorff und von Hatzfeld ein Zeichen setzen gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands und für die Rückgabe Helgolands an die Deutschen.
Friedliche Invasion: Georg von Hatzfeld hält ein Foto in die Höhe, das ihn mit seinem Theologiekommilitonen René Leudesdorff beim Hissen der Deutschland- und Europafahne auf Helgoland im Dezember 1950 zeigt (Aufnahme von 1990). Weltweit berichteten die Medien über den Coup der beiden Heidelberger Studenten. Die Aktion brachte Verhandlungen ins Rollen, die am 1. März 1952 zur Rückgabe Helgolands führten. Leudesdorff wurde später Pfarrer und Journalist, Hatzfeld arbeitete als Politiker und Verleger. Beide Helgoland-Invasoren sind mittlerweile verstorben.
Flaggenpotpourri: Nach fast sieben Jahren wurde die Insel am 1. März 1952 wieder unter deutsche Verwaltung gestellt -am Südhafen der Hochseeinsel wehen die bundesdeutsche, die Helgoländer und die schleswig-holsteinische Flagge. Als die Helgoländer in ihre Heimat zurückkehrten, fehlte die Südspitze, Teile der Steilküste waren eingestürzt, Bombenkrater von bis zu 40 Metern Tiefe überzogen die Insel.
Bunkerführer Olaf Ohlsen: Der einstige Postbeamte, Jahrgang 1936, war elf Jahre alt, als die "Operation Big Bang" Helgoland in eine Mondlandschaft verwandelte. Bei der Zeremonie am 1. März 1952 nahm er als Vertreter der Jugend teil. "Ich hatte einen Korb mit grün-rot-weißen Helgoländer Sträußchen dabei, die ich auf den Gräbern des Friedhofs verteilen sollte. Doch ich fand damals nicht einmal die Kirche", erzählt er.
Rückkehr auf die Insel: Zu den Feierlichkeiten am 1. März 1952 auf Helgoland erschien, neben vielen ehemaligen Inselbewohnern und Vertretern der Politik, auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Friedrich Wilhelm Lübke (vorn, schwarzer Mantel und Kapitänsmütze). Seit 1952 ist der 1. März ein Feiertag auf der Insel.
Vermintes Gebiet: Bei der Bombenräumung auf Helgoland wurden zum Schutz der Arbeiter hohe Wände aus Strohballen errichtet. Zoll für Zoll durchfurchten Räumtrupps mit gepanzerten Baggern das Terrain auf der Insel - allein bis 1965 wurden laut SPIEGEL 1780 Blindgänger beseitigt, darunter drei fünf Tonnen schwere Panzerbomben.
Am Südstrand: Neben Wohnhäusern und Hotels entstanden nach 1952 am Südstrand von Helgoland die sogenannten Hummerbuden, die von den Fischern als Geräteschuppen genutzt wurden. Bis seine Familie ein eigenes Haus bezog, wohnte Zeitzeuge Erich-Nummel Krüss in einer dieser Buden.
Hoher Besuch: Bundeskanzler Ludwig Erhard schüttelt im August 1965 Helgoländer Kindern in Tracht die Hand (links daneben Verteidigungsministerminister Kai-Uwe von Hassel, rechts der Helgoländer Bürgermeister Henry Peter Rickmers). Anlass des Besuchs waren die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Übergabe Helgolands an das deutsche Kaiserreich durch die britische Krone.
Die Rückkehr indes blieb ihm versagt: Beim "Big Bang" 1947 versuchten die Briten, die Nazi-Seefestung mit 6700 Tonnen Munition zu sprengen. Danach war Helgoland jahrelang unbewohnbar; bis 1952 blieb die Insel unter britischer Hoheit. Schensky starb dort, wo er nie leben wollte - im Exil in Schleswig. Unablässig erklang das Lied "Rolling Home", als sein Leichnam im Zinksarg nach Helgoland überführt wurde.
Von den Insulanern beweint, wurde der Fotograf vom Rest der Welt vergessen. Mit dem Siegeszug der Farbfotografie verblasste sein Ruhm, die Schensky-Aufnahmen wurden, so Biograf Rösing, als "Heimatfotografie" abgestempelt. Gerade gut genug als Postkartenmotive, wie sie Lotte und Maria Schensky im wiedereröffneten "Fotogeschäft Schensky" verkauften.
Foto-Schatz im Keller
Als die beiden Frauen Anfang der Siebzigerjahre von der Insel zogen, interessierte sich kaum jemand noch für ihren Vater. Dabei hatte dieser Pionier seiner Zunft das Leben riskiert, um im Auge des Sturms die perfekte Welle abzulichten - seekrank auf dem Boden des Ruderbootes liegend, ständig in Angst, dass die Gischt sein Negativ zerstören würde.
Schenskys sperriges Vermächtnis ließen die Töchter im Keller stehen: 1400 Glasplattennegative in unbeschrifteten Kartons. Der Fotograf hatte sie im Krieg heimlich von der Insel geschafft und so vor der Zerstörung bewahrt.
Jahrzehntelang schlummerte der Fotoschatz im Bauch der Insel - bis der Keller 2003 entrümpelt wurde und man die Platten entdeckte. Sie gingen in den Besitz des Fördervereins Museum Helgoland über und wurden in einem Speziallabor in Karlsruhe restauriert.
"Wenn mir ein gutes Bild im Jahr gelingt, bin ich ein glücklicher Mann", pflegte Schensky zu sagen. Nun ist zumindest ein Bruchteil seiner Fotokunst gerettet. Und damit die Erinnerung an einen der sonderbarsten Zipfel Deutschlands.
Entweder ist die Datierung des Fotos falsch oder die Zuordnung zu Franz Schensky, der im Januar 1957 verstarb. Die Aufnahme mit der Gaststätte stammt aber definitiv nicht aus dem Januar 1957 - entweder wurde sie schon 1956 [...]
Entweder ist die Datierung des Fotos falsch oder die Zuordnung zu Franz Schensky, der im Januar 1957 verstarb. Die Aufnahme mit der Gaststätte stammt aber definitiv nicht aus dem Januar 1957 - entweder wurde sie schon 1956 gemacht oder sie stammt nicht von Franz Schensky!
Davon abgesehen: Dankeschön für den informativen Artikel und die Wiedergabe dieser starken Fotografien aus einer vergangenen Zeit!
Mit freundlichem Gruß
Thomas Günzel