
Moritz hat Glasknochen, die Grundschule in der Nachbarschaft will ihn aufnehmen - doch die Schulbehörde will ihn auf eine weiter entfernte Schule schicken. Ein Gericht muss entscheiden: Was bedeutet Inklusion wirklich?
Leider ist es im Schulalltag in der Regel so, dass die Inklusionskinder das Tempo und die Abläufe bestimmen. Und die sind nunmal anders und langsamer. Das ist leider die Schattenseite der Inklusion.
Umso wichtiger ist es gesundheitlich eingeschränkte Menschen und insbesondere Kinder mit allen möglichen Mitteln zu Integrieren. Ein bewegender Bericht der nachdenklich macht.
Leider passen Vorspann und Artikel nicht zusammen: Wie man am Schluss erfährt, hat das Gericht bereits letzten Sommer (zum Glück!) pro Familie Neddens entschieden und Moritz geht seit einem halben Jahr auf seine Wunschschule. Damit geht dem vermeintlichen SPON-Schul-Skandal doch irgendwie die Luft aus
Gut so! Schlimm nur, dass die Bundesländer immer noch nicht begriffen haben, was freie Schulwahl von Eltern bedeutet. Es sollte die Schule besucht werden können, die dem Kind am nächsten ist, es gut beschult und wo es obendrein Freunde finden kann.
Nun kenne ich darüber hinaus das ständige Gejammere: "Aber die Inklusion kostet Geld!" Hier aber möchte die Schulbehörde - hört hört - mehr Geld ausgeben, damit ein Junge zu einer "ausgewiesene 'Schwerpunktschule'" fahren kann, die obendrein, was keine Überraschung ist, gar nicht die Beste ist.
Und auch ich nenne Schwerpunktschulen Inklusion light, nur die gibt es gar nicht. Vielmehr ist es eine weitere Form der Integration, mit Inklusion hat das wenig zu tun! Inklusion bedeutet langfristig, dass sich die Schulen und deren Systeme umorganisieren müssen und - nein - das ist kein Hexenwerk.
denn nur wer für sein Kind kämpft wie ein Löwe kann ihm helfen. Die Fachbehörden wie Schulamt, Jugendamt, Gesundheitsamt usw. meinen zwar immer, sie wüßten genau wie das Kindeswohl optimal erfüllt werden kann, aber - siehe Beispiel Moritz - die Irrtümer kommen öfter vor als man vermutet.
Unser jüngster Sohn (Asperger-Autist) sollte, wenn es nach den Behörden gegangen wäre, auf eine Förderschule gehen. Zitat: "Seien Sie froh wenn er die Förderschule überhaupt schafft." Wir haben uns erfolgreich gewehrt, auch gegen Drohungen und Warnungen. Heute ist der junge Mann 23 und beginnt gerade seine Bachelorarbeit in Geowissenschaften.
Ich kann nur allen in ähnlichen Situationen raten, wehren Sie sich. Es kostet zwar viel Nerven, Kraft und Energie, aber es lohnt sich.
Da ist mal wieder das tolle Beispiel Glasknochenbehinderung. Da ist die Inklusion kein Problem! Da besteht die Herausforderung für Lehrer zum großen Teil aus den räumliche Gegebenheiten. Aber in meiner Klasse mit jetzt 30 Kinder 4 zieldifferenten Förderkindern und 3 Flüchtlingskindern die kein Deutsch sprechen , ist Unterricht nicht möglich. Erst recht keine individuelle Förderung. Das muss berichtet werden! Die Lehrer werden gerade zerstört in diesem Bildungsdurcheinander.
Es geht eben nicht um die Integration sondern die Inklusion, definitionsgemäß einhimmelgroßer Unterschied.
Bedeutet nämlich Integration, dass sich die Kinder mit Förderbedarf in ein bestehendes System (Schulsystem) mit seinen Anforderungen integrieren müssen, dann bedeutet Inklusion, dass das bestehende System an die speziellen Erfordenisse der Kinder mit Förderbedarf angepasst werden muss, ggf. auch zulasten der Regelschüler.
Der Streitpunkt im vorliegenden Fall besteht doch darin, dass nicht die nächstgelegene GS, das Kind aufnehmen soll sondern eine Schwerpunktschule. D.h. in HH ist nicht jede Regelschule für die flächendeckende Inklusion ausgestattet sondern die Senatsverwaltung hat, um Ressourcen zu schonen, Schwerpunkte gebildet. Das Ganze ist ein Prinzipienstreit und ich hoffe, dass die Richter am HH VG die senatspraxis nicht rügen sondern sie stützen.
Ansonsten haben die Hamburger nämlich Verhältnisse wie in den Flächenländern. Da ist jede Schule Inklusionsschjule, nur bei der Vielzahl an Schulen reichen dann die Ressourcen der Sonderpädagogen nicht aus. Förderungs geht dann nur noch zlasten der regelschüler.
Die entsprechende Passage der UN Behindertenrechtskonvention lautet: "nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden". Das es sich hierbei um "Regelschulen" handeln muss, ist eine mögliche Auslegung dieser Passage, aber nicht deren Wortlaut. Über Auslegungen lässt sich trefflich streiten, im Artikel wird der hingegen der Eindruck erweckt es handele sich um die einzig möglich Schlussfolgerung aus vorstehend zitiertem Wortlaut. Das ist, unabhängig davon welcher Meinung man nun anhängt, handwerklich - naja - "unsauber"?
Zitat von frank_w._abagnale
Leider ist es im Schulalltag in der Regel so, dass die Inklusionskinder das Tempo und die Abläufe bestimmen. Und die sind nunmal anders und langsamer. Das ist leider die Schattenseite der Inklusion.
Eine uralte Regel der Schifffahrt: das langsamste Schiff im Verband bestimmt das Tempo.
Nein, Ideologie macht nicht schneller.
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