Ein rätselhafter Patient Baby in Not
Ein Säugling muss ständig erbrechen, seine Mutter ist ratlos. Die Ratschläge des Hausarztes helfen nicht weiter, es geht dem Kind immer schlechter. Erst Mediziner im Krankenhaus decken auf, was dem kleinen Patienten wirklich fehlt - sie operieren ihn praktisch in letzter Minute.
Dass ihr Baby oft spuckt, kennt die Mutter in England bereits: Schon als der Junge zwei Wochen alt war, hatte er gallig erbrochen. Doch der Arzt hatte die besorgte Mutter damals nach Hause geschickt und dem Kind Medikamente verordnet, die die Magensäure neutralisieren.
Eine Woche später hatte die Mutter den Arzt erneut aufgesucht, denn das Baby spuckte weiterhin, außerdem hatte es nur selten Stuhlgang. Der Mediziner hatte Mutter und Kind mit Diätratschlägen entlassen.
Schließlich suchte die Frau noch ein drittes Mal Rat bei dem Arzt, weil ihr Kind weiterhin unter Verstopfungen litt und auffällig reizbar und aufgeregt war. "Typische Symptome von Koliken bei Neugeborenen" lautete daraufhin die Diagnose des Mediziners.
Die Krankenhausärzte sind sofort alarmiert
Doch jetzt geht es dem mittlerweile vier Monate alten Jungen schlechter als je zuvor: Er erbricht mehrfach eine gallige Flüssigkeit, er weint, ist nervös und verweigert jede Form von Nahrung. Stuhlgang hatte er das letzte Mal vor zwei Tagen. Diesmal geht die Mutter nicht zur Arztpraxis, stattdessen sucht sie Hilfe in der Universitätsklinik in Cardiff. Die Ärzte sind sofort alarmiert, als sie den Jungen sehen und die Geschichte hören. Sie befürchten, dass der Arzt ein Problem bei dem Kind übersehen hat, das tödliche Folgen haben könnte.
Schnell untersuchen die Mediziner ihren kleinen Patienten: Sein Bauch ist weich, doch er reagiert empfindlich auf Druck. Weil der Junge nichts mehr trinkt, sind seine Schleimhäute ausgetrocknet. Herzschlag und Herztöne, Atemfrequenz und Blutanalysen sind unauffällig, er hat kein Fieber, die Ärzte finden keinen Hinweis auf eine Infektion.
Als Nächstes schicken die Ärzte den Jungen zum Röntgen. Mit Hilfe von Kontrastmittel stellen die Radiologen fest, was sie bereits befürchtet haben: Der Darm des Kindes ist stark verengt, das Kontrastmittel hinterlässt an dem Engpass nur eine winzige, korkenzieherartige Spur. Damit handelt es sich bei dem Jungen um einen Notfallpatienten - der drei Monate lang nicht erkannt wurde.
Operieren - so schnell wie möglich!
Im Krankenhaus ist das weitere Vorgehen jetzt klar: Das Kind muss sofort operiert werden, damit die Ärzte die Ursache für die Verengung beheben können. Bei dem Eingriff entdecken die Chirurgen, dass sich der Darm des Jungen während der Entwicklung im Mutterleib nicht so gedreht hat, wie es normalerweise der Fall ist. Dadurch können sich Darmschlingen ineinander verflechten und den Darm abklemmen.
Dieses Problem an sich ist schon gefährlich genug, denn die im Fachjargon Malrotation genannte Verdrehung kann nicht nur Erbrechen auslösen, auch Schmerzen und Mangelernährung können die Folge sein. Schließlich ist der Darm dafür zuständig, die Nährstoffe in das Blut zu filtern. Das Baby ist allerdings in einer akut lebensbedrohlichen Situation: Aufgrund der falschen Drehung hat sich zusätzlich noch ein sogenannter Volvulus gebildet, bei dem die Blutzufuhr des Darms abgeschnürt wird.
Die Chirurgen operieren gerade noch rechtzeitig: Das Darmgewebe ist noch nicht zerstört, sie können die Schlingen an den richtigen Stellen im Bauchraum platzieren. Im British Medical Journal schreiben die Mediziner über ihren Patienten: "Jede weitere Verzögerung, und wenn es nur Stunden gewesen wären, hätten zu einer vollständigen Zerstörung des mittleren Abschnitts des Darms führen können. Das hätte möglicherweise eine Entfernung des Darmabschnittes zur Folge gehabt und zum Kurzdarmsyndrom geführt."
Das Baby hat am Ende alles gut überstanden. Nach der Operation erholt es sich gut und darf schon wenige Tage später wieder nach Hause.