Tipps für Teilzeit-Eltern Sagen Sie ruhig, dass Ihr Kind ständig schreit
Familie, Baby, Vollzeit im Beruf - nach der Geburt eines Kindes wollen Eltern oft weniger arbeiten. Vorgesetzte und Kollegen sind nicht unbedingt begeistert. Viel reden hilft, dann klappt's auch mit dem Chef.
Die verstohlenen Blicke, das wissende Lächeln. Die werdende Mutter hat es ganz genau bemerkt. Und auch, dass die Kollegen immer wieder über ihren Bauch tuschelten. Besonders, wenn in den vergangen Monaten mal wieder über Aufstiegschancen im Betrieb die Rede war. Ein Abteilungsleiter hatte gekündigt. Ein junger Kollege bekam den Posten. Sie wurde nicht gefragt. Sie hat sich geärgert, aber nichts gesagt. Sie wollte warten.
Die Schwangerschaft verlief nach Plan, dem Baby ging es gut, deshalb war sie ganz sicher: Nach acht Wochen bin ich zurück im Team. Dann ist alles wieder wie früher, Sie werden schon sehen.
Es kam anders als erwartet: Komplikationen bei der Geburt, Kaiserschnitt. Und zu Hause hat das Baby dann die Nächte durchgeschrien. Beruf? Karriere? Nach wenigen Wochen war für die jungen Eltern klar: Die Kraft reicht nicht. Der Aufstieg muss warten.
Morgens Managerin, nachmittags Mutter: Um nach der Familiengründung nicht den Anschluss im Beruf zu verlieren, gehen viele berufstätige Eltern auf Teilzeit. Meist bleiben immer noch die Mütter zu Hause beim Kind. Von den 61 Prozent der Mütter, die 2013 aktiv erwerbstätig waren, arbeiteten über zwei Drittel mit reduzierter Stundenanzahl, hat das Statistische Bundesamt ermittelt.
Chefs und Kollegen sind darüber in der Regel nicht begeistert. Schließlich freut sich jede Personalabteilung, wenn sie Stellen streichen kann. Früher 40 Stunden, plötzlich sind es nur noch 20. Und die Kollegen, die Vollzeit arbeiten, müssen erledigen, was liegen bleibt.
Mehr Überstunden, mehr Stress, und dann sind junge Eltern auch noch häufiger krank als zuvor. Früher war das Betriebsklima gut, als Teilzeitkollegen bekommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plötzlich Probleme. Berufscoach Uta Ossmann gibt Tipps, damit es mit dem Chef und im Team wieder besser klappt:
- Akzeptanz schaffen. Privates hat im Job nichts verloren? Das gilt für Eltern in Teilzeit nur bedingt. Wer Konflikte am Arbeitsplatz verhindern will, sollte dem Chef und den Kollegen erklären, warum man für eine Weile kürzertritt, erklärt Ossmann. Wenn sie die Gründe kennen, haben sie mehr Verständnis, so der Coach. Auch die eigene familiäre Situation sollte man ruhig schildern - etwa, dass der Partner Vollzeit arbeitet oder viel auf Dienstreisen ist. So verhindert man bissige Bemerkungen, wenn man jeden Tag pünktlich um 15.30 Uhr das Büro verlässt, weil um 16 Uhr die Kita schließt. Ossmann sagt: Schließlich weiß dann jeder, dass Sie Kinderbetreuung und Teilzeitstelle unter einen Hut bringen müssen.
- Einsatzbereitschaft signalisieren. Ist das Kind erst einmal da, sind viele Arbeitgeber unsicher, ob der Job im Leben der Eltern noch an Nummer eins steht. Wer im Job noch einige Stufen höher steigen will, sollte das beim Vorgesetzten so früh wie möglich immer wieder signalisieren, rät Ossmann. Egal, ob es um Weiterbildungen geht oder eine neue Funktion zu besetzen ist: Heben Sie die Hand. Sagen Sie ruhig, dass Sie etwa eine Kinderbetreuung organisieren, wenn der Chef Sie berücksichtigt.
- Überforderung vermeiden. Vor der Geburt können junge Eltern meist noch nicht genau planen, wie das Leben danach aussehen wird. Wie verläuft die Geburt? Bekommen Sie ein Schreikind? Wie lang sind die Nächte? Klappt am Tag die Organisation? Viele machen nun den Fehler, den Aufwand zu unterschätzen, so Uta Ossmann. Sie empfiehlt einen schrittweisen Wiedereinstieg nach der Babypause - ideal seien 15 bis 20 Stunden pro Woche.
- Klare Grenzen ziehen. Ein häufiges Problem bei Teilzeit: Den Arbeitnehmern wird mehr aufgehalst, als sie in der vereinbarten Zeit schaffen können. Hier hilft nur, klar Grenzen zu ziehen und Mehrarbeit notfalls abzulehnen. "Die Arbeitszeiten sollte man einhalten", so Ossmann. Ausnahmen würden sonst schnell zur Gewohnheit.
isa/dpa