Gewalt gegen Mediziner Damit müssen sich Ärzte herumschlagen
Pöbelnde Patienten, aggressive Angehörige: Neun von zehn Hausärzten waren schon mit Aggressionen im Arbeitsalltag konfrontiert. Ärzte-Lobbyisten fordern einen besseren Schutz für Mediziner.
Immer mehr Ärzte berichten über aggressives Verhalten von Patienten in Praxen, Kliniken und Notfallambulanzen. Schuld daran "ist die absolute Arbeitsüberlastung, vor allem auch in den Notaufnahmen", sagt Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer: "Da kann es nicht darum gehen, wer als erstes behandelt werden will, sondern wer als erstes behandelt werden muss."
In einigen Fällen könnte es deshalb schon mal zu Wartezeiten von sechs bis sieben Stunden kommen. Patienten würden dann möglicherweise ungeduldig - und aggressiv. In der "Bild"-Zeitung verwies Montgomery auf eine bundesweite Studie, wonach 91 Prozent der Hausärzte bei der Arbeit schon einmal Opfer von aggressivem Verhalten ihrer Patienten gewesen seien.
Am häufigsten kommt es demnach zu Beleidigungen oder Beschimpfungen (79 Prozent), gefolgt von Sachbeschädigungen und Diebstahl (55 Prozent) und Rufschädigung oder Verleumdungen im Internet (48 Prozent). "Das kann so nicht bleiben", so der Mediziner, "Gewalt gegen Ärzte darf kein Dauerzustand werden. Wir brauchen endlich wirksamen Schutz für die Helfer."
Forderung nach härteren Strafen
Montgomery verlangte von Justizminister Heiko Maas, das Gesetz zum Schutz von Polizisten und Rettungssanitätern gegen Gewalt sollte auf Ärzte ausgeweitet werden. "Gewalt gegen Ärzte muss stärker bestraft werden als heute. Es ist das Mindeste, dass diejenigen, die sich tagtäglich für das Wohl ihrer Patienten einsetzen, nicht auch noch Aggressionen und Gewalt ausgesetzt sind", sagte er am Mittwoch.
Nicht nur leichte, sondern schwerwiegende Attacken haben nach der Ende 2013 bis Anfang 2015 erarbeiteten Studie bereits 23 Prozent der Hausärzte in ihrer Laufbahn erlebt. Jeder Zehnte war davon sogar in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung betroffen.
In ihren Praxisräumen fühle sich die überwiegende Mehrheit der Antwortenden sicher. Bei Hausbesuchen im Rahmen des Bereitschaftsdienstes sei dies jedoch bei 66 Prozent der Ärztinnen und 34 Prozent der Ärzte nicht der Fall. Daraus ergebe sich ein besonderer Handlungsbedarf bei Hausbesuchen während des Bereitschaftsdienstes, so Montgomery.
him/dpa