Kritik vom Journalistenverband "Bild" soll Anti-Griechenland-Kampagne stoppen
Mit Selfies sollten "Bild"-Leser gegen die Griechenland-Hilfen protestieren, über die der Bundestag am Freitag abstimmt. Jetzt meldete sich der Deutsche Journalistenverband zu Wort - mit eindeutigen Positionen.
Berlin/ Hamburg - "Nein - Keine weiteren Milliarden für die gierigen Griechen", lautete die "Bild"-Schlagzeile. Mit ihr zusammen sollten sich Leser fotografieren und die Bilder an die Redaktion senden.
Jetzt hat der Deutsche Journalistenverband (DJV) das Springer-Blatt aufgefordert, diese Aktion gegen die Verlängerung der Griechenland-Hilfen sofort zu stoppen. Es handele sich um eine "Kampagne", die direkten Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen wolle. Dies "verbiete sich aber mit der beschreibenden Aufgabe des Journalismus", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken.
"Die Griechenland-Politik der Bundesregierung kann man mögen oder ablehnen", erklärte Konken. Es sei auch "selbstredend", dass Boulevard-Medien einen anderen journalistischen Stil pflegten. Die Selfie-Aktion überschreite "aber die Grenze zur politischen Kampagne". Es sei zudem "medienethisch bedenklich", ein ganzes Volk für die finanzpolitischen Fehlentscheidungen seiner Politiker zu diffamieren. "Die Verunsicherung über die Auswirkungen der Griechenland-Krise auf Deutschland ist groß", sagte Konken.
Kai Diekmann, Chefredakteur der "Bild", äußerte sich auf Twitter zu den Vorwürfen - und stellt sich indirekt in eine Reihe mit den "Stern"- und SPIEGEL-Gründern Henri Nannen und Rudolf Augstein: SPIEGEL-ONLINE-Chefredakteur Florian Harms twitterte:
Am Freitag stimmt der Bundestag über die Verlängerung der Griechenland-Hilfen ab.
Lesen Sie hier auch die aktuelle Kolumne von Jakob Augstein zum Thema.
eth/AFP