Hohe Gage ARD-Aufseher wollen Lierhaus austauschen
450.000 Euro bekommt Monica Lierhaus als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie - das hat intern für Unmut und viele gekündigte Abos gesorgt. Mitglieder eines Aufsichtsgremiums der ARD wollen Lierhaus nach SPIEGEL-Informationen nun gegen ein "bekanntes Gesicht" austauschen lassen.
Stuttgart - Statt Lierhaus solle man als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie ein ebenso bekanntes Gesicht finden, das sich allerdings ohne Gage für diese Werbung zur Verfügung stelle, heißt es in einem Protokoll des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), in dem auch über Inhalte einer Sitzung der Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) Anfang April in Stuttgart berichtet wird. Das Dokument liegt dem SPIEGEL vor.
Der Vertrag mit der Anfang 2009 schwer erkrankten Sportmoderatorin brachte ARD wie Fernsehlotterie in den vergangenen Monaten viel Ärger. Zuvor hatte der SPIEGEL enthüllt, dass Lierhaus für ihre Tätigkeit 450.000 Euro Gage bekommt. Daraufhin kündigten viele Mitspieler ihre Lose bei der Soziallotterie.
Bereits im April hatte der SPIEGEL berichtet, der Chef der Fernsehlotterie, Christian Kipper, sehe durch die Honorardebatte um seinen Werbestar Lierhaus das Image der Lotterie und der ARD beschädigt. "Die Fernsehlotterie trägt einen Image- und einen wirtschaftlichen Schaden davon", schrieb Kipper in einer internen Stellungnahme für die Landesrundfunkanstalten. Dass der entstandene Schaden "in Teilen auch auf die ARD" falle, tue ihm leid. Die Höhe des wirtschaftlichen Schadens sei indes nicht bezifferbar.
Die ARD-Intendanten fühlten sich bei der Lierhaus-Gage offenbar übergangen. Auf einer Sitzung beschlossen sie, sich für künftige Fälle ein Mitspracherecht zusichern zu lassen, wie der SPIEGEL Ende April berichtete. Die Entscheidung über Lierhaus' Gage sei offenbar von den Aufsichtsgremien der Lotterie "schlicht durchgewinkt" worden, so ein Sitzungsteilnehmer.
Einen formalen Beschluss des Gremiums in der Causa Lierhaus gab es indes nicht. Man habe das Thema bei der Sitzung im April "kritisch diskutiert", sagte die Geschäftsführerin der GVK, Susanne Pfab, am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Es seien dabei "verschiedene Meinungen geäußert" worden. "Aber es gab keine Empfehlung der GVK", so Pfab. Die GVK-Vorsitzende und WDR-Rundfunkratsvorsitzende, Ruth Hieronymi, sagte der "Bild"-Zeitung (Ausgabe vom Montag): "Ich war bei der Konferenz dabei und kann das so nicht bestätigen". Es sei bei der Sitzung im April zwar über das Thema beraten worden, "auch kritisch". Aber es habe keine Empfehlung gegeben.
Die ehemalige "Sportschau"-Moderatorin Lierhaus hatte sich vor mehr als zwei Jahren einer Hirnoperation unterziehen müssen und danach monatelang im Koma gelegen. Im Februar dieses Jahres war sie - noch gezeichnet von ihrer Erkrankung - auf einer Gala ins Rampenlicht zurückgekehrt.
Lierhaus, 41, hatte deutlich gemacht, wieder in ihren Beruf zurückkehren zu wollen. Vor wenigen Tagen hatte sie erstmals wieder moderiert. Dabei fiel ihr das Sprechen noch sichtlich schwer.