Umstrittene Kunstaktion Streit um Schnaps aus Beuys-Fettecke beigelegt
Drei Künstler hatten eine der berühmten Fettecken von Joseph Beuys zu Schnaps gebrannt und damit einen Streit um dessen Kunstwerk ausgelöst - jetzt gibt es eine Lösung: Die umstrittene Schnapsflasche soll ein anderes Etikett bekommen.
Düsseldorf - Wissen kann man es nicht, aber diese Groteske hätte Joseph Beuys womöglich zu einem besonders irrwitzigen Kunstwerk inspiriert: Nachdem drei Düsseldorfer den Rest einer der berühmten Fettecken des Künstlers vor eineinhalb Wochen zu Schnaps gebrannt hatte, entfachte diese Aktion einen veritablen Streit mit Beuys' Witwe. Der wäre sogar beinahe vor Gericht gelandet.
Was war passiert? Aus dem 30 Jahre alten Margarinerest der sogenannten Fettecke, die der Beuys-Schüler Johannes Stüttgen zur Verfügung gestellt hatte, hatten die Künstler Markus Löffler, Andree Korpys und Dieter Schmal im Düsseldorfer Museum Kunstpalast vier Liter 50-prozentigen Schnaps hergestellt - und sie tranken auch davon.
Die Künstler mokierten sich daraufhin nicht nur über den gewöhnungsbedürftigen Parmesan-Geschmack des Selbstgebrannten - sondern sie wollten den Schnaps auch als Kunstwerk ausstellen. Einen Namen hatten sie schon: "Joseph Beuys. Reste einer staatlich zerstörten Fettecke." Das missfiel jedoch der Witwe des Künstlers: Eva Beuys sah Urheberrechte ihres 1986 gestorbenen Mannes verletzt und drohte damit, dass die Künstler vor Gericht ihr Fett weg kriegen würden.
Die Witwe wollte ein anderes Etikett
Doch offenbar hatte sie gar keine grundsätzlichen Bedenken, sondern störte sich lediglich am Namen des Gebräus. Denn nur um den geht es in der außergerichtlichen Einigung, die die beteiligten Parteien jetzt ausgehandelt haben: Statt "Joseph Beuys. Reste einer staatlich zerstörten Fettecke" soll auf der Schnapsflasche künftig zu lesen sein: "Geist. Reste der zerstörten Fettecke von Joseph Beuys (1982, Raum 3, Staatliche Kunstakademie Düsseldorf. Edition 1-16, Korpys/Löffler/Schmal 2014, 50 % Vol)".
Der Witwe sei es vor allem wichtig gewesen, dass der Name ihres Mannes nicht fettgedruckt auf dem Etikett erscheine, sagte der Anwalt der mit dem Fall beschäftigten Kanzlei. Zudem werde durch die Änderung deutlich, dass es sich um eine Edition von 16 Flaschen der drei genannten Künstler handele. Weitere Flaschen des Destillats werde es nicht geben. Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast versicherte, dass das "wechselseitige Missverständnis" ausgeräumt worden sei.
Die Fettecke hat bereits eine juristische Vorgeschichte: Nachdem Beuys sie 1982 in etwa fünf Metern Höhe in seinem Atelier angebracht hatte, entfernte der Hausmeister der Kunstakademie wenige Monate nach Beuys' Tod 1986 das Fett, wogegen der Beuys-Schüler Johannes Stüttgen später klagte und 40.000 Euro Schadensersatz zugesprochen bekam.
mxw/dpa