Teuerstes Gemälde New Yorker Milliardär soll Munchs "Schrei" ersteigert haben
Ein Rätsel der Kunstwelt scheint gelöst: Der New Yorker Geschäftsmann Leon Black soll der mysteriöse Käufer sein, der Anfang Mai für 120 Millionen Dollar Edvard Munchs "Der Schrei" ersteigerte. Lässt er das Bild nun in einem Museum zeigen oder hängt er es in sein Wohnzimmer?
New York - Er zahlte 120 Millionen Dollar für eine Version von Edvards Munchs Gemälde "Der Schrei" - und stellte die Kunstwelt für mehr als zwei Monate vor ein Rätsel: Wer ist der Bieter, der sich bei der Sotheby's-Auktion das weltberühmte Kunstwerk sicherte?
Diese Frage ist nun offenbar beantwortet: Hinter dem Rekord-Gebot soll der amerikanische Milliardär Leon Black stecken. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf enge Bekannte des New Yorker Geschäftsmanns. Black selbst hat sich noch nicht zu dem Bericht geäußert.
Das finale Gebot war am Abend der Auktion per Telefon abgegeben worden. 107 Millionen Dollar, von einem anonymen Bieter. Dann folgte der Hammerschlag. Mit Auktionsgebühren addierte sich der Preis auf exakt 119.922.500 Dollar (rund 91,5 Millionen Euro) - der höchste Betrag, der jemals bei einer öffentlichen Auktion für ein Gemälde gezahlt wurde. Sotheby's-Chefauktionator Tobias Meier nannte die Summe "historisch".
Insider hatten schon früh gemutmaßt, dass es sich bei dem Käufer um einen Amerikaner handeln könnte: Sotheby's-Spezialist Charlie Moffett, der den siegreichen Bieter am Telefon hatte, vertritt in der Regel US-Kunden. Der New Yorker Leon Black, Geschäftsführer der Investmentfirma Apollo Global Management, gilt als reger Kunstsammler.
Droht ein Kampf um die Vermarktung des Werkes?
Eine Frage bleibt jedoch offen: Was hat Black mit dem Gemälde vor? Der Kunstsammler sitzt in Gremien von gleich zwei einflussreichen Kunsthäusern: dem des New York Metropolitan Museum of Art und dem des Museum of Modern Art. Beide dürften großes Interesse an dem Werk haben.
"Der Schrei" gilt als Publikumsmagnet. Insgesamt gibt es vier Versionen des Gemäldes. Drei hängen in Osloer Museen. Die bei Sotheby's versteigerte Variante des Gemäldes war die einzige in privater Hand und die letzte, die Munch gemalt hatte. Das Bild entstand im Jahr 1895, vermutlich im Auftrag des Braunschweiger Kaffeemagnaten Arthur von Franquet. Später geriet es in die Hände des norwegischen Reeders Thomas Olsen.
Der Zeitgenosse, Nachbar und Mäzen Munchs rettete das Bild im zweiten Weltkrieg vor den Nazis und hängte es später in sein Wohnzimmer. Sein Sohn Petter Olsen erkämpfte es sich 2001 in einem bitteren Erbstreit - und will von dem Erlös ein Museum in Munchs Heimatort Hvitsten bauen.
Sein "Schrei" wird aber wohl eher in New York zu sehen sein - oder gar nicht: Möglich ist auch, dass Black das Bild gar nicht in der Öffentlichkeit ausstellt.
usp/Reuters