30 Jahre nach vermeintlichem Scoop "Stern" gibt Hitler-Tagebücher dem Bundesarchiv
Staatliche Akten werden nach 30 Jahren öffentlich. Deshalb will der "Stern" nun auch die angeblichen Tagebücher Adolf Hitlers dem Koblenzer Bundesarchiv überantworten - drei Jahrzehnte, nachdem das Magazin die Fälschung als Weltsensation präsentiert hatte.
Hamburg - Raus aus dem Giftschrank, rein ins Bundesarchiv. In einer Filmdokumentation über den Skandal um die angeblichen Hitler-Tagebücher sagte der scheidende "Stern"-Chefredakteur Thomas Osterkorn kürzlich noch, die Dokumente seien "ein Eimer braune Jauche" und gut verschlossen weggesperrt. Doch nun hat das Magazin beschlossen, dass die vor 30 Jahren veröffentlichten gefälschten Hitler-Tagebücher ins Bundesarchiv Koblenz wandern sollen.
Der "Stern", der die vermeintliche Weltsensation am 25. April 1983 in Hamburg präsentiert hatte, habe sich zum 30. Jahrestag dazu entschlossen, teilte die Illustrierte am Dienstag in Hamburg mit. 30 Jahre sei die Frist, nach der staatliche Akten normalerweise für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dem wolle das Magazin nun Rechnung tragen. Das Bundesarchiv in Koblenz hatte vor drei Jahrzehnten - wie auch das Bundeskriminalamt - die Fälschung festgestellt.
Der "Stern"-Reporter Gerd Heidemann war damals auf den Fälscher Konrad Kujau hereingefallen, der ihm mehr als 60 Kladden als Original-Tagebücher Hitlers unterjubelte - angeblich aus einem Fund in der DDR. Der Verlag Gruner + Jahr in Hamburg und die "Stern"-Chefredaktion gaben 9,3 Millionen Mark in bar für die vermeintliche Sensation aus. Am Ende des Skandals mussten Heidemann und Kujau ins Gefängnis. Das Geld blieb bis heute größtenteils verschwunden.
"Die gefälschten Tagebücher sind ein Teil der Geschichte des 'Stern'. Wir wollen das nicht wegdrücken, sondern damit angemessen und vor allem sachlich umgehen", teilte Chefredakteur Dominik Wichmann mit. Deshalb sollen die Kladden ins Bundesarchiv kommen. Sie seien Dokumente der Zeitgeschichte und im Bundesarchiv bestens aufgehoben", ergänzte der Präsident des Archivs, Michael Hollmann.
Der einstige "Stern"-Mann Heidemann hatte vor Wochen gefordert, dass man ihm die Tagebücher zurückgeben solle. Er wolle sie dann dem Bundesarchiv zur Verfügung stellen. Dies übernimmt nun sein ehemaliger Arbeitgeber.
feb/dpa