"Californication" auf DVD Aus Sex mach Liebe
Hinter all dem Sex lauert ein tiefromantisches Drama: Die zweite, jetzt auf DVD erhältliche Staffel der US-Serie "Californication" um einen sexsüchtigen Autor in L.A. räumt mit dem Happy-End der ersten auf: Der Mann hat seine Triebe immer noch nicht im Griff. Zum Glück.
Zugegeben, die Serie um den New Yorker Schriftsteller Hank Moody, der in L.A. gestrandet ist, sich mit Kalifornien im Allgemeinen und im Speziellen mit seiner Schreibblockade, den Frauen, dem Sex, den Drogen, seinem Zynismus und seiner Unfähigkeit, Erwachsen zu werden herumschlägt, ist wahrscheinlich so ziemlich das Gegenteil von dem, was sich Marcel Reich-Ranicki unter Qualitätsfernsehen vorstellt.
Was nicht heißt, dass "Californication" stattdessen in Deutschland zur Massenunterhaltung wurde: Trotz einer für amerikanische Verhältnisse erfrischend unprüden Anhäufung von Sex in Wort und Bild haben beide Staffeln der US-Serie bei RTL2 eher schlechte Quoten eingefahren. Zu Unrecht, denn die Serie brilliert mit grandiosen Charakteren und Dialogen. Hinter all dem oberflächlichen Sex, den Drogenexzessen und finsterem Witz lauert ein tiefromantisches Drama um unerfüllte Träume; um einen Mann, der immer wieder aufs Neue an sich selbst und den Sünden seiner Vergangenheit scheitert. Einer, der ständig "alles verkackt" und dennoch versucht, das Beste daraus zu machen.
Hank Moody ist ein Typ, der ständig das Falsche tut
Hank Moody, sagt Hauptdarsteller David Duchovny, sei "nur ein Typ, der alles versucht, seine Familie und seine Karriere zurückzugewinnen, und dabei ständig das Falsche tut." Die Serie hat für Duchovnys Karriere Ähnliches geleistet wie "Two And A Half Men" für Charlie Sheen und seinen Ruf als Schauspieler und Quotenbringer (zumindest in den USA) wiederhergestellt, möglicherweise nicht zuletzt wegen deutlicher Parallelen zwischen Rolle und Schauspieler. Duchovny, bekennend sexsüchtig, verleiht dem promisken Hank Moody große Glaubwürdigkeit und Tiefe. Sollte es tatsächlich so etwas wie Gerechtigkeit geben in der Fernsehwelt, wird die Serie zumindest auf DVD ihre Käufer finden.
Die erste Staffel endete damit, dass Moody seine Ex samt Tochter zurückeroberte und die drei zwar nicht gemeinsam in den Sonnenuntergang, aber wenigstens in die laue Sommernacht von L.A. davonfuhren. Ein unbefriedigendes, weil unglaubwürdiges Happy-End. Zu Beginn der zweiten Staffel sieht es zunächst so aus, als wäre Moody tatsächlich domestiziert: Er hat das Rauchen aufgegeben, benutzt Nikotinpflaster und unterzieht sich einer Vasektomie. Sex hat er nur noch mit der Mutter seiner Tochter. Aber schon nach der ersten Folge ist alles beim Alten - versehentlicher Oralsex, Knast und die quälende Erkenntnis, dass man den Anderen so lieben muss, wie er ist, nicht wie er sein könnte. Und dass diese Liebe allein möglicherweise trotzdem nicht reicht. Eine Erfahrung, so schmerzhaft lustig und todtraurig wie die ganze Serie.
"Californication - Season 2" (Paramount Home Entertainment). Mit David Duchovny, Natascha McElhone.