Vorwurf der Stereotypisierung Simpsons-Folge greift Apu-Kritik auf
Ein Inder mit acht Kindern und starkem Akzent - wer die Simpsons kennt, kennt auch Apu. Doch viele kritisieren die Stereotypisierung des Charakters. Nun reagierten die Macher der Serie.
Die Simpsons sind in ihrer neuesten Folge auf die Kritik am Seriencharakter "Apu" eingegangen. Damit haben sie wiederum eine Debatte in den sozialen Netzwerken losgetreten.
Apu gehört seit jeher zu den immer wiederkehrenden Figuren in der beliebten US-Zeichentrickserie. Als indischstämmiger Familienvater mit acht Kindern betreibt er einen kleinen Laden in der fiktiven US-Stadt Springfield, den "Kwik-E-Mart". Sein Markenzeichen ist sein starker indischer Akzent.
Vergangenes Jahr warf der aus Indien stammende amerikanische Komiker Hari Kondabolu den Machern der Simpsons vor, der Charakter von Apu fördere Stereotype und stelle Südasiaten negativ dar.
In seiner Dokumentation "The Problem with Apu" (Das Problem mit Apu) interviewt Kondabolu Prominente, die aus dem südasiatischen Raum stammen, zu dem Seriencharakter - sein Ergebnis: Die Darstellung von Apu ist rassistisch. Viele seiner Interviewpartner berichten davon, mit Apu-Witzen aufgezogen worden zu sein.
Kleine Szene - große Wirkung
Auf diese Kritik gingen die Simpsons, die für ihren gesellschaftskritischen und teils schwarzen Humor bekannt sind, nun in der Folge vom Sonntag ein. In der Szene sitzt Marge an Lisas Bett und liest ihr eine Geschichte aus dem Lieblingsbuch ihrer Kindheit vor. Dabei realisiert die Mutter, dass das Buch rassistische Andeutungen beinhaltet - die sie früher gar nicht als solche wahrgenommen hat. Sie versucht, die Passagen während des Lesens zu verändern.
Lisa bemerkt das offenbar und sagt: "Etwas, das vor Jahrzehnten noch bejubelt wurde und nicht als beleidigend galt, ist jetzt politisch inkorrekt. Was soll man da machen?" Sie betrachtet ein Foto von Apu, auf dem steht "Don't have a Cow" (Habe keine Kuh) - eine Anspielung auf den Hinduismus. "Mit manchen Dingen muss man sich zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen", sagt Marge, und Lisa fügt hinzu: "Wenn überhaupt."
Die Szene löste eine Debatte in den sozialen Netzwerken aus. Kondabolu postete auf Twitter einige Tweets, die sein Missfallen am Umgang der Serienschreiber mit der Thematik betonten: "Wow. Politisch inkorrekt? Das ist es, was man von meinem Film und der daraufhin entstandenen Debatte mitgenommen hat? Mann, ich habe diese Show wirklich geliebt. Das ist traurig", schrieb er auf Twitter.
Auch andere User fanden die Umsetzung in der Serie nicht gelungen. "Und dann sagt das auch noch Lisa. Sie wollen einfach nicht zugeben, dass sie falsch liegen, und nehmen dann auch noch den Charakter für so ein Zitat, der das eigentlich niemals sagen würde", schrieb eine Zuschauerin auf Twitter. "Ja Simpsons, wir wissen, dass ihr es vermisst, Apu zu benutzen. Aber Fortschritt bedeutet auch, sich Schwächen in eurem Werk einzugestehen und sie zu reparieren."
Doch es gab auch Zuschauer, die sich offenbar von der Folge positiv angesprochen fühlten. Alle Charaktere in den Simpsons seien Stereotype, hieß es. "Ich fand es toll, wie ihr dieses Nicht-Thema behandelt habt", schrieb ein - nach eigenen Aussagen - Inder auf Twitter.
Die Serienmacher haben sich bisher nicht zu der neuesten Folge und ihrer Intention geäußert. Einer der Schreiber, Al Jean, twitterte vor der Ausstrahlung lediglich: "Neue Simpsons-Folge in fünf Minuten. Twitter-Explosion in Akt drei."
kry