ARD-Sonntagskrimi Der neue "Tatort" aus Köln im Schnellcheck
Der Rechtsstaat erodiert! Schenk und Ballauf kämpfen im Kölner "Tatort" zwischen Nordafrikanern und Rechtspopulisten um die Ordnung.
Das Szenario:
Jeder gegen jeden in Köln. Eine Bürgerwehr macht Jagd auf Marokkaner, Marokkaner machen Jagd auf Tunesier, schwarze Polizisten werden von schwarzen Sheriffs verprügelt. Auslöser ist der Raubmord in einer kleinen Zoohandlung, den ein junger Mann aus dem Maghreb begangen haben soll. Dieser "Tatort" entstand nach den Ereignissen auf der Kölner Domplatte Silvester 2015/2016 und spiegelt die Stimmung von Wut und Verunsicherung wider. Mittendrin im Chaos: Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär), die trotz burschikosen Auftretens alle Mühe haben, das Gewaltmonopol des Rechtsstaates aufrechtzuerhalten.
Der gesellschaftspolitische Auftrag:
Böse Nordafrikaner, gute Nordafrikaner? Mit Mut zu Ambivalenzen wird hier der Kreislauf aus Gewalt und Gegengewalt ausgeleuchtet. Hart, reell, ohne Sympathiebonus für irgendjemanden.
Der stärkste Dialog:
Fragt der schwarze Kriminalpolizist den marokkanischen Gemüsehändler: "Herr Faras, was macht einer wie sie bei der Bürgerwehr? Sagt der marokkanische Gemüsehändler dem schwarzen Polizisten: "Lustig, dass Sie das fragen. Was macht einer wie Sie bei der Polizei?" Da sprechen zwei Menschen mit nicht-deutschen Wurzeln, die sich gegenseitig ihr deutsches Lebensfeld absprechen. Der schwarze Polizist wird später von der Bürgerwehr niedergeprügelt, weil man ihn für einen kriminellen Flüchtling hält.
Der schwächste Gag:
"Du hast sie wohl nicht mehr alle, ein Döner im Auto!" So raunzt Freddy Schenk seinen Kollegen Max Ballauf an. Eine Kabbelei wie aus seligen Zeiten, als der Döner noch als lustiges Multikulti-Accessoire herhalten musste. Passt irgendwie nicht in den entfesselten ethnischen Mehrfrontenkrieg, der hier im "Tatort" gezeigt wird.
Der Plausibilitätsfaktor:
Hoch. Die Gewalt, die von einigen nordafrikanischen Männern in Köln ausgeht, wird rigoros gezeigt, Pauschalverurteilungen haben hier aber keinen Platz. Lesen Sie dazu auch unseren Faktencheck am Montag. Nur die aufgeregten deutschen Bürger wirken streckenweise wie Pegida-Pappkameraden.
Die Bewertung:
8 von 10 Punkten. Starker Soziothriller vor aufgewühltem Hintergrund.
Die ausführliche Analyse:
"Tatort: Wacht am Rhein", Sonntag, 20.15 Uhr, ARD