Homosexualität in der Kirche Meisner entzieht schwulem Pädagogen Lehrerlaubnis
Er outete sich öffentlich als schwul und kritisierte die Kirche, jetzt darf er nicht mehr unterrichten: Erzbischof Kardinal Meisner entzog dem Lehrer und Publizisten David Berger die Lehrerlaubnis. Er könne nicht mehr glaubwürdig Religionsunterricht erteilen, heißt es in einem Dekret.
Er bekannte sich öffentlich zu seiner Homosexualität und sprach von einem "katholischen Dschihad" - damit mutete er der katholischen Kirche offensichtlich zu viel zu: Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner hat dem Religionslehrer und Publizisten David Berger die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Er habe das Vertrauen des Bischofs zerstört, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Dekret. Damit könne er "nicht mehr glaubwürdig im Auftrag der Kirche katholischen Religionsunterricht erteilen".
Der 43-jährige Berger hatte eine wissenschaftliche Karriere gemacht und einflussreiche Positionen innerhalb der katholischen-theologischen Publizistik inne, unter anderem war er Lektor der Päpstlichen Glaubenskongregation. Vor einem Jahr kam in konservativen katholischen Kreisen das Gerücht auf, Berger sei homosexuell.
Berger outete sich in einem Beitrag für die "Frankfurter Rundschau" schließlich selbst: "Ich darf nicht länger schweigen", schrieb er damals. Er kritisierte den Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen und sagte im SPIEGEL: "Es muss anerkannt werden, dass ein großer Teil der katholischen Kleriker und Priesteranwärter in Europa und den Vereinigten Staaten homosexuell veranlagt ist." Er habe unter der schwulenfeindlichen Atmosphäre seiner Kirche wie unter einem "Alptraum" gelitten.
Seine Erfahrungen fasste er in dem Buch "Der heilige Schein" zusammen und trat danach von seinen Ämtern zurück. Mit dem Entzug der Lehrbefugnis hat er nun sein letztes Amt innerhalb der katholischen Kirche verloren.
Das sei "ein Unding mitten im Schuljahr", sagt der Schulleiter
Mit seinen Veröffentlichungen und Äußerungen habe Berger den Anschein erweckt, in Lehre und Lebensführung nicht mit den moralischen und gesetzlichen Normen der Kirche übereinzustimmen, heißt es dem Dekret. "Es ist der Gesamteindruck", sagte Meisners Sprecher Christoph Heckeley. "Bei jedem anderen Arbeitgeber würde das auch zu Konsequenzen führen. Das wäre wie wenn ein Bankangestellter öffentlich sagen würde: 'Rechnen kann ich nicht so gut, und mit den Abrechnungen nehme ich es auch nicht so genau.'"
Berger sagte der "Frankfurter Rundschau": Das sei "ein schwerer Schlag gegen den Frieden innerhalb des Erzbistums sowie überhaupt der Seelsorge im Erzbistum". Er habe viel Zuspruch von homosexuellen Priestern und Kirchenbediensteten erhalten. Bergers Schulleiter, Hermann Hammes-Therre vom städtischen Ville-Gymnasium in Erftstadt, bezeichnete die Abberufung in der "Frankfurter Rundschau" als "ein Unding mitten im Schuljahr".
Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, nannte Meisners Begründungen für den Entzug der Lehrerlaubnis "hanebüchen" und diskriminierend für alle Lesben und Schwulen. Wieder einmal gebe sich Meisner "als Prediger der Intoleranz", kritisierte Beck, der selbst aus Köln kommt. Der Erzbischof spreche einem profilierten Theologen die Kompetenz ab, weil er nicht asexuell lebt. Wäre die katholische Kirche nur bei Fällen sexuellen Missbrauchs halb so konsequent gewesen, sagte Beck.
fln/dapd/dpa