Moto G Motorola will Smartphones billig machen
Motorola will den Handy-Markt von unten aufrollen. Mit dem Moto G hat der Konzern ein Smartphone angekündigt, das für weniger als 200 Euro eine erstaunlich gute Ausstattung bietet - und Google bei seiner Cloud-Expansion helfen wird. Ein wichtiges Schwellenland aber bekommt keine Moto-G-Geräte.
Der amerikanische Mobilfunkkonzern Motorola Mobility kann doch noch überraschen. Statt ein neues Highend-Smartphone anzukündigen, das mit gewaltiger Kameraauflösung, Riesen-Bildschirm und Turbo-Prozessor protzt, stellte der Konzern am Mittwoch in Sao Paulo ein Handy vor, das eher pragmatische technische Daten aufweist und doch eine Überraschung birgt: seinen Preis. Für 169 Euro soll das Gerät in einer Version mit acht GB Speicher in den Handel kommen, die 16-GB-Variante kostet 199 Euro. Beide Preise gelten ohne Vertrag.
Eigentlich wären diese Preise nicht ungewöhnlich. Auch jetzt schon bekommt man Android-Smartphones für solche Summen. Derzeit kann man das Samsung Galaxy S 3 mini mit acht GB für 200 Euro kaufen, das LG Optimus L3 gar schon für die Hälfte. Aber beide haben veraltete Android-Versionen an Bord, vergleichsweise gemächliche Prozessoren und für heutige Verhältnisse kleine Bildschirme. Echte Konkurrenz wären höchstens Geräte wie das neue Medion Life X4701, das allerdings nicht wie das Moto G, weltweit angeboten wird.
Das Moto G dagegen soll es vom Start weg in 30 Ländern geben. Es hat einen 4,5-Zoll HD-Bildschirm, einen 1,2 GHz schnellen Quadcore-Prozessor, eine Fünf-Megapixel-Kamera und ein Gigabyte Arbeitsspeicher. Damit dürfte es schnell genug sein, um alle aktuellen Apps in befriedigender Geschwindigkeit ablaufen zu lassen. Vor allem aber wird es mit Android 4.3 geliefert und Motorola verspricht schon jetzt, die neue Android-Version 4.4 in einigen Wochen als kostenloses Update nachzuliefern. Das einzige offensichtliche Manko ist das Fehlen eines Steckplatzes für Speicherkarten.
Das Moto G soll die Märkte von morgen erobern
Aber das spielt, wie ohnehin das ganze Telefon, Motorolas Konzernmutter Google in die Hände: Wer wenig Speicher im Gerät hat, muss Daten in die Cloud auslagern und wird dafür auf einem Android-Handy vorzugsweise die integrierten Google-Dienste nutzen.
Noch wichtiger dürfte aber die Zielgruppe sein, die der US-Konzern mit seinem neuen Smartphone anpeilt. Das sind weniger die wohlhabenden Kunden in Europa und den USA, sondern die Bevölkerung in Schwellenländern wie Brasilien. Diese Länder gelten Mobilfunkfirmen als Wachstumsmärkte der Zukunft.
Ein Erfolg in diesen Ländern ist für Google enorm wichtig, um seine Position als Marktführer im Mobilbereich zu manifestieren. Zudem gelten Smartphones als Türöffner für die Internetnutzung und jeder Kunde, den Google schon mit seinem Smartphone an sich binden kann, wird später auch im stationären Internet ein Google-Kunde mit Google-Account sein - und Werbeerlöse ermöglichen.
500 Millionen Geräte
Trotzdem seien diese Länder von den Handy-Herstellern bisher stiefmütterlich behandelt worden, sagte Motorola-Chef Dennis Woodside in einem Interview. Die Unternehmen hätten fünf Milliarden Menschen, die nicht in der Lage seien, 600 Dollar für ein Smartphone auszugeben, quasi aufgegeben. Den Markt für ein Smartphone in der Preisklasse des Moto G schätzt Woodside auf 500 Millionen Geräte und sagt: "Wir glauben, das ist eine große Chance für uns".
In einem der größten dieser Wachstumsmärkte allerdings wird das Moto G nicht auf den Markt kommen: China. Der "New York Times" sagte Woodside, dort sei man "etwas eingeschränkt", was die Wettbewerbsfähigkeit angehe. Der Grund: In China werden einige Google-Dienste blockiert, darunter der Play Store. Google könnte chinesischen Nutzer also keine Apps für ihre Smartphones verkaufen.
Beim Moto G aber will es die Google-Tochter offensichtlich nicht belassen. Gefragt, in welche Richtung Motorolas Produktentwicklung künftig gehen wird, antwortete er, es gebe noch viele Buchstaben im Alphabet, die vor dem G stehen. Der Konzern will also offenbar noch billigere Smartphones auf den Markt bringen - und damit Google helfen, sich in noch mehr Schwellenländern auszubreiten.
Korrektur: In der ersten Fassung dieses Textes war irrtümlicherweise vom Galaxy S3 die Rede. Gemeint war das Galaxy S3 mini. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.
mak