Zeitungsbericht Auch WhatsApp-Verschlüsselung ärgert US-Ermittler
Nicht nur die Verschlüsselung von Apples iPhones stört US-Behörden. In einem anderen Fall geht es laut einem Medienbericht um eine ähnliche Funktion beim Nachrichtendienst WhatsApp.
Amerikanische Behörden ringen nicht nur mit Apple um die Verschlüsselungsfunktion der Geräte. Auch an der Verschlüsselung beim populären Messagingdienst WhatsApp stören sich US-Ermittler offenbar. In einem Ermittlungsfall seien von einem Richter angeordnete Überwachungsmaßnahmen an der WhatsApp-Verschlüsselung gescheitert, berichtete die "New York Times" am Wochenende.
Im amerikanischen Justizministerium werde nun über das weitere Vorgehen beraten, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Die US-Regierung steckt bereits in einem Gerichtsstreit mit Apple über das Entsperren von iPhones, der für Schlagzeilen sorgt.
Während der Streit zwischen Apple und dem FBI gut dokumentiert ist und zunehmend öffentlich ausgetragen wird, weiß man bisher noch wenig über den Fall, bei dem es um WhatsApp geht. Die Zeitung konnte keine näheren Details zu dem Ermittlungsfall in Erfahrung bringen. Es hieß nur, es gehe nicht um den Vorwurf des Terrorismus - beim Fall Apple dagegen schon. Der Streit dreht sich um das iPhone des Attentäters von San Bernardino. Außerdem sei unklar, ob die Regierung sich mit WhatsApp auf eine Auseinandersetzung vor Gericht einlassen will.
WhatsApp-Gründer Jan Koum hatte sich in der Vergangenheit öffentlich hinter Apple gestellt und dagegen ausgesprochen, dass Apple seine eigene Verschlüsselung knacken soll. "Wir dürfen diesen gefährlichen Präzedenzfall nicht zulassen", schrieb er in einem Facebook-Eintrag. Es gehe um die Freiheit.
Der von Facebook übernommene Messagingdienst hat eine Milliarde Nutzer weltweit. Der Service greift seit 2014 zur sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der nur Absender und Empfänger die Nachrichten lesen können. WhatsApp selbst bleibt außen vor. Damit kann WhatsApp den Behörden ähnlich wie auch Apple sagen, man könne keine Daten herausrücken, auf die man selbst keinen Zugriff habe.
Apple hat von einer Richterin in Kalifornien die Anordnung bekommen, dem FBI beim Entsperren des fraglichen iPhones zu helfen. Der Konzern kontert, die Verschlüsselung einmal auszuhebeln bedeute weniger Sicherheit für alle.
Das FBI kann das Handy des Attentäters bisher nicht knacken und hat deswegen einen Gerichtsbeschluss erwirkt. Darin heißt es, Apple müsse der Polizeibehörde angemessene technische Unterstützung gewähren, um die Code-Sperre des Smartphones auszuhebeln. Apple-Chef Tim Cook erklärte in einem offenen Brief, das FBI wünsche sich eine spezielle Version des iPhone-Betriebssystems, die dort normalerweise integrierte Sicherheitsmechanismen aushebeln solle. Konkret geht es um die Möglichkeit, mehr als zehn Sperrcodes automatisiert ausprobieren zu können. Das FBI könnte dann mit Hilfe eines Computers eine sogenannte Brute-Force-Attacke auf den Sperrcode des Handys durchführen, also rasend schnell eine Vielzahl von Codes durchprobieren. Cook verweigert die Herstellung eines solchen Werkzeugs bislang mit der Begründung, es könne, einmal geschaffen, beliebig viele andere iPhones entsperren. Die Anfrage der Behörden schaffe einen gefährlichen Präzedenzfall.
Das FBI beteuert, man wolle nur dieses eine iPhone entschlüsseln. Mittlerweile wurde jedoch bekannt, dass sich das Justizministerium der USA bereits in 15 Fällen um eine Umgehung der Schutzmechanismen bemüht hat. FBI-Direktor James Comey fordert schon seit vielen Monaten immer wieder, Gerätehersteller müssten Hintertüren für die Sicherheitsbehörden in ihre Schutzsysteme einbauen.
gru/dpa