WikiLeaks-Gründer Schwedische Staatsanwaltschaft will Assange in London befragen
Die schwedische Staatsanwaltschaft kommt Julian Assange entgegen: Der WikiLeaks-Gründer könnte in London zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn Stellung nehmen. Dort lebt Assange seit 2012 in der Botschaft Ecuadors.
Die schwedische Staatsanwaltschaft hat WikiLeaks-Gründer Julian Assange das Angebot gemacht, ihn in London zu befragen. Außerdem wolle man vor Ort einen DNA-Test durchführen. Das gab die Staatsanwaltschaft am Freitag bekannt. Assanges schwedischer Anwalt sagte in einer ersten Reaktion, er begrüße den Vorschlag.
Schweden fordert seit dem Jahr 2010 die Auslieferung Assanges, um ihn zu zwei Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung zu verhören. Nachdem Assange bei der britischen Justiz alle Rechtsmittel gegen das Auslieferungsgesuch ausgeschöpft hatte, floh er in die ecuadorianische Botschaft in London, wo ihm Ecuador seit dem 24. August 2012 sogenanntes politisches Asyl gewährt.
Der WikiLeaks-Gründer befürchtet, dass er von Schweden wiederum in die USA ausgeliefert werden könnte und dass er dort wegen der WikiLeaks-Veröffentlichungen vor Gericht gestellt wird.
Schweden hat tatsächlich ein Auslieferungsabkommen mit den USA. Allerdings darf eine Auslieferung nur für Straftaten bewilligt werden, die auch nach schwedischem Recht mit Gefängnis nicht unter einem Jahr geahndet werden. Außerdem gibt es in den USA bisher weder eine Anklage gegen Assange noch ein Auslieferungsgesuch.
Assange bestreitet die Vorwürfe, die das Jahr 2010 betreffen und von zwei Frauen erhoben wurden.
Assanges Verteidigung hatte schon länger eine Befragung durch schwedische Ermittler in der Botschaft angeboten, was diese aber bislang ablehnten. Die schwedische Staatsanwaltschaft änderte nun ihre Meinung, weil einige der Vorwürfe gegen Assange im August verjähren.
Die Staatsanwaltschaft sei aber immer noch der Meinung, dass eine Befragung in der Botschaft in London "lückenhaft" wäre und Assange zudem auch für einen möglichen Prozess in Schweden verfügbar sein sollte, erklärte Staatsanwältin Marianne Ny. Weil nun aber die Zeit knapp werde, müsse sie einen "Qualitätsverlust" bei der Befragung in Kauf nehmen.
Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson sagte: "Es ist unverschämt, dass die Staatsanwaltschaft viereinhalb Jahre braucht, um zu dieser Entscheidung zu kommen." Er warf den Anklägern Furcht vor einer Niederlage vor dem höchsten schwedischen Gericht vor. Es sei sehr wahrscheinlich, dass der Haftbefehl in ein paar Wochen fallen gelassen wird.
WikiLeaks hatte mit der Veröffentlichung von Geheimdokumenten zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie der Publikation zehntausender US-Diplomatendepeschen den Zorn Washingtons auf sich gezogen.
mbö/kbl/Reuters/AP/AFP