Blackshades Weltweit Hausdurchsuchungen bei Besitzern von Hacker-Software
Wer in den vergangenen Jahren eine ganz bestimmte Software zur Computer-Fernsteuerung gekauft hat, muss mit Polizeibesuch rechnen: Ermittler durchsuchen weltweit Wohnungen, allein 111 bisher in Deutschland.
Gießen - Die Software Blackshades kostet in manchen Fällen keine 30 Euro, aber wer sie im Internet gekauft hat, muss jetzt mit Konsequenzen rechnen. In einem weltweit koordinierten Einsatz haben Ermittler in den vergangenen Tagen 350 Wohnungen in 15 verschiedenen Ländern durchsucht. Allein 111 solcher Hausbesuche fanden in Deutschland statt.
"Den Beschuldigten wird zur Last gelegt, seit 2011 über das Internet die Schadsoftware Blackshades erworben zu haben", heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, zu der auch die zuständige Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) gehört.
Blackshades ist eine Schadsoftware, die es Nutzern ermöglicht, aus der Ferne Kontrolle über einen fremden Computer zu erlangen. Es lassen sich Tastatureingaben mitlesen, Screenshots anfertigen oder die Webcam bedienen, um etwa unbemerkt Bilder von ahnungslosen Opfern zu machen.
Dient die Software womöglich auch legalen Zwecken?
Das "Wall Street Journal" schreibt, man könne die Software allerdings auch für legitime Zwecke einsetzen, etwa um von zu Hause aus auf den eigenen Computer im Büro zuzugreifen. In solchen Fällen spricht man von "dual use", einem zweifachen Nutzen, für den ein Werkzeug eingesetzt werden kann - entweder für legale oder für illegale Zwecke.
Der Rechtsanwalt Udo Vetter schreibt in seinem "Lawblog" zu dem Fall: "Es ist klar, dass der bloße Kauf von Software kein ausreichendes Indiz dafür ist, dass diese auch strafbar genutzt werden soll." Es müsse deutlich geklärt sein, dass eine bestimmte Software nicht nur Schaden anrichten kann, sondern dass sie eben umgekehrt nichts anderes kann - also ausschließlich für illegale Zwecke brauchbar ist.
Die zuständige Staatsanwaltschaft in Gießen behauptet genau das in diesem Fall: "Die Software ist kein sogenanntes Dual-use-Tool, welches beispielsweise von IT-Sicherheitsfirmen zu Sicherheitstests eingesetzt wird, sondern dient ausschließlich dazu, kriminelle Handlungen zu begehen."
Heimliche Aufnahmen von jungen Frauen und Mädchen
Ob sich das so pauschal sagen lässt, wird gerade im Netz diskutiert, unter anderem in den Kommentaren zu Udo Vetters "Lawblog". Die Mehrheit inklusive mancher Experten ist sich darüber einig, dass Blackshades nur höchst selten, wenn überhaupt, aus legitimen Zwecken angeschafft wird, zumal es für den legalen Fernzugriff auch ganz andere Programme gibt.
Trotzdem sei es "ein Witz", schreibt ein Kommentator, dass allein der Kauf einer Software schon zu solchen Maßnahmen führe. Es gebe bestimmt auch legitime Nutzungsmöglichkeiten. Außerdem könne man sich die Software beispielsweise zu Forschungszwecken zugelegt haben. "Mir fällt auf jeden Fall ein Grund ein, warum man diese Software kaufen könnte (und 30 Euro sind da ja wirklich nicht viel Geld)", schreibt ein weiterer, "und zwar schlicht und ergreifend Neugier."
Ob und wenn ja wie viele Wohnungen schlicht Neugieriger durchsucht wurden, ist unklar. Aber laut der ZIT-Erklärung hat der Einsatz durchaus auch diejenigen getroffen, die gesucht waren: "In den Niederlanden wurde ein Beschuldigter ermittelt, der mit der Schadsoftware über 2000 Computer infiziert hatte und die Webcams der ahnungslosen Opfer dazu benutzte, heimlich Bilder von jungen Frauen und Mädchen aufzunehmen", heißt es in der Pressemitteilung.
In Deutschland liegen die Schwerpunkte der Ermittlungen laut ZIT in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.