Digitalkameras Das Ende des Megapixel-Mythos
Viel hilft viel. Nach diesem Motto versuchen Digicam-Hersteller immer neue Modelle mit immer höheren Pixel-Zahlen an die Käufer zu bringen. Doch mit der Bildqualität haben diese Werte wenig zu tun. Gute Fotos bekommt man nicht durch Zahlenspiele.
Als ginge es beim Fotografieren nur um nackte Zahlen, werben die Hersteller von Digitalkameras immer noch mit stetig steigenden Megapixel-Werten. Mittlerweile gibt es Kompaktkameras, die pro Foto bis zu zwölf Millionen Bildpunkte aufnehmen. Mehr Pixel, so die Botschaft der Werber, machen bessere Bilder - und schärfere sowieso.
Digitalkamera bei schummrigem Licht: Bessere Bildqualität mit weniger Megapixeln
Allenfalls, so der Foto-Profi, schaffen höhere Megapixel-Zahlen mehr Spielraum für Ausschnittsvergrößerungen. Man kann also beispielsweise aus einem Gruppenfoto ein Portrait herausschneiden und dieses dann immer noch in hoher Qualität ausdrucken. Das gelingt allerdings auch nur dann, so Hußmann, wenn "alle übrigen Kamerakomponenten der hohen Sensorauflösung gewachsen sind, was bei Ultrakompaktkameras kaum gewährleistet ist."
Das Problem: Um auf die hohen Megapixel-Werte zu kommen, müssen die Hersteller immer mehr lichtempfindliche Sensoren auf der nur fingernagelgroßen Fläche der Fotochips unterbringen. Entsprechend kleiner fallen die einzelnen Sensoren aus, die daher weniger Licht einfangen können. Um diesen Verlust auszugleichen, werden die Signale elektronisch verstärkt. Das gelingt nicht immer problemlos, Bildrauschen und grisselige Flächen sind oft das Resultat.
Der Auflösungs-Overkill
Wer auf den Luxus extremer Ausschnittsvergrößerungen verzichten kann, ist ohnehin mit weniger Megapixeln bestens ausgerüstet. Michael Hußmann erklärt: "Kameras mit sechs oder sieben Megapixeln reichen bereits aus, um Bilder mit einer Auflösung zu produzieren, die der Auflösung des menschlichen Auges entspricht, wenn man die Bilder aus einem normalen Betrachtungsabstand anschaut - das gilt auch noch für Posterformate."
Welche Auflösung man tatsächlich braucht, um gute Ausdrucke seiner Fotos zu bekommen, hat der Kamera-Hersteller Kodak zusammengefasst:
So viele Megapixel brauchen Sie für den Fotodruck
Format (Zentimeter) | gute Qualität (Pixel) | optimale Qualität (Pixel) | Megapixel |
---|---|---|---|
9x13 | 800x560 | 900x630 | 0,6 |
10x15 | 960x640 | 1080x720 | 0,8 |
13x18 | 1120x800 | 1260x900 | 1,1 |
15x20 | 1280x960 | 1440x1080 | 1,6 |
20x30 | 1920x1280 | 2160x1440 | 3,1 |
30x45 | 2880x1920 | 3240x2160 | 7 |
40x60 | 3840x2560 | 4320x2880 | 12,4 |
50x75 | 4800x3200 | 5400x3600 | 19,4 |
Quelle: Kodak
Alles Oberhalb von sieben Megapixeln, ist also im Grunde technischer Overkill. Hußmanns Urteil ist daher klar: "Der einzige Grund, zu einer Kamera mit extrem hoher Megapixel-Zahl zu greifen, wäre der, dass die Hersteller die beste Ausstattung meist an eine hohe Megapixel-Zahl koppeln." Wer jedoch darauf verzichten kann, stets den neuesten technischen Schnickschnack mit sich herumzutragen, wird bei den deutlich günstigeren Modellen mit bescheideneren Pixel-Zahlen fündig.
Der Versuch, sich eine solche Kamera anzuschaffen, scheitert allerdings oft an den Gesetzen des Marktes. "Niedrige Megapixelzahlen werden zunehmend nur noch in einfacher ausgestatteten Kameras angeboten", sagt Hußmann. Damit muss man sich freilich nicht abfinden. Stattdessen lohnt es umso mehr, nach gut ausgestatteten Auslaufmodellen Ausschau zu halten.
- 1. Teil: Das Ende des Megapixel-Mythos
- 2. Teil: Die wirklich wichtigen Kaufkriterien