Nach Debatte um Mordvideos Facebook stellt 3000 neue Online-Aufpasser ein
Mordvideos werden zu spät gelöscht, Hetze bleibt stehen: Für seinen Umgang mit problematischen Inhalten wurde Facebook in den letzten Tagen massiv kritisiert. Jetzt vergrößert das Unternehmen sein Prüfteam.
"Wir werden weiter alles tun, was wir können, damit solche Tragödien nicht geschehen" - das hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg Mitte April auf der Entwicklerkonferenz F8 seines Unternehmens gesagt. Facebook stand da gerade heftig in der Kritik, weil ein Mann in Cleveland per Facebook-Video angekündigt hatte, er werde jemanden töten. Danach lud er einen knapp einminütigen Clip der Tat hoch und streamte sein Geständnis des Mordes live.
Der Fall aus Cleveland sollte nicht der letzte bleiben, der Facebook Negativ-Schlagzeilen einbrachte: Vergangene Woche waren bei Facebook fast 24 Stunden lang zwei Videos abrufbar, die zeigten, wie ein Mann in Thailand seine elf Monate alte Tochter erhängt.
Das war wohl auch für Facebook zu viel. Am Mittwoch nun zeigt das Unternehmen, dass es durchaus noch mehr gegen problematische Inhalte tun kann, als bisher. Mark Zuckerberg selbst kündigt per Facebook-Post an, dass das derzeit 4500-köpfige sogenannte Community Operations Team seiner Firma um 3000 Stellen erweitert wird.
Das Community Operations Team ist bei Facebook für den Umgang mit von Nutzern beanstandeten Inhalten zuständig. Die Abteilung prüft etwa Nutzerhinweise auf Hassrede und Kindesmissbrauch, ist aber auch für die zeitnahe Löschung von Gewaltvideos zuständig.
Man arbeite daran, problematische Videos einfacher meldbar zu machen, "damit wir schneller die richtige Maßnahme ergreifen können", schreibt Zuckerberg: "Ob es nun eine schnelle Antwort ist, wenn jemand Hilfe braucht, oder das Entfernen eines Postings." Den Mitarbeitern des Community Operations Teams sollen künftig zudem neue Tools dabei helfen, schneller feststellen zu können, ob ein Inhalt gegen Facebooks Standards verstößt.
"Das ist wichtig", heißt es gegen Ende des Postings. Erst letzte Woche sei Facebook auf einen Live-Streamer hingewiesen worden, der überlegt habe, sich umzubringen. "Wir haben uns sofort an die Polizei gewandet, und sie schaffte es, ihn davor zu bewahren, sich selbst zu verletzen", schreibt Zuckerberg. "In anderen Fällen waren wir nicht so erfolgreich."
mbö/Reuters/AP