Neue Datenbank Google, Facebook und Co. wollen Kinderpornografie schneller erkennen
Fünf große Tech-Konzerne haben ihr System zum Erkennen von Kinderpornografie verbessert - Google, Facebook und Twitter nutzen nun eine neue gemeinsame Datenbank. Doch auch die hat ihre Grenzen.
Google, Microsoft, Yahoo, Facebook und Twitter haben sich einer Initiative zur Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet angeschlossen. Wie die in Großbritannien ansässige Stiftung Internet Watch am Montag mitteilte, übernehmen die Unternehmen ein System, mit dem sich Kinderporno-Bilder identifizieren und blockieren lassen.
Analysten der Stiftung versehen derartige Bilder mit individuellen digitalen Fingerabdrücken, die in einer Datenbank gesammelt werden. Stoßen die Internetunternehmen auf Bilder mit einem dieser Abdrücke, können sie das Foto gezielt herausfiltern und so verhindern, dass es zum Beispiel in ihrem sozialen Netzwerk veröffentlicht wird. Die Internet-Watch-Analysten sollen sowohl Hinweisen von Bürgern und Unternehmen nachgehen, als auch aktiv nach problematischen Inhalten suchen.
Das neue Vorgehen könne den Durchbruch im Kampf gegen Kinderpornografie im Internet bringen, sagt Stiftungschefin Susie Hargreaves. "Es bedeutet, dass die Bilder von Opfern schneller identifiziert und entfernt werden können und wir verhindern können, dass bekannte Bilder von Kindesmissbrauch überhaupt im Internet hochgeladen werden können."
Immer wieder gibt es Funde
Die meisten größeren Tech-Unternehmen nutzen bereits seit Längerem Datenbanken mit digitalen Fingerabdrücken - den sogenannten Hash-Werten - bekannter kinderpornografischer Abbildungen. Vor einigen Monaten etwa führte ein Hinweis von Microsoft zu einer Hausdurchsuchung bei einem deutschen OneDrive-Nutzer. Der Konzern hatte zuvor eine fragwürdige Datei im Onlinespeicher des Mannes entdeckt. Ähnliche Fälle gab es auch bei anderen Anbietern.
Der jetzt angekündigte Kooperation mit Internet Watch sieht vor, dass die Stiftung ihre Hash-Werte-Datenbank zunächst den fünf Tech-Konzernen zur Verfügung stellt. Künftig sollen aber auch weitere Stiftungspartner Zugriff darauf haben. Um den Fotos die digitalen Fingerabdrücke zuzuordnen, will Internet Watch insgesamt drei Techniken anwenden: das von Microsoft entwickelte Verfahren PhotoDNA und die Hash-Verfahren MD5 und SHA-1.
So sinnvoll der Plan klingt und so viele bekannte Internetplattformen er abdeckt, das Internet-Watch-System hat seine Grenzen: So kann Kinderpornografie in Videoform noch kein Fingerabdruck zugeordnet werden, ebenso betrifft das Filtersystem natürlich nur die Dienste der großen Konzerne, nicht aber beispielsweise das sogenannte Darknet.
Und wie bei allen Filtersystemen besteht zumindest prinzipiell die Gefahr, dass das System genutzt werden könnte, um neben Kinderpornografie auch andere missliebige Inhalte zu sperren.
mbö/AFP