Netzwelt-Ticker Google-Aufseher zensieren Stinkefinger
Erst der Klarnamenzwang, nun das Mittelfingerverbot: Google löscht Profilfotos, auf denen ein Porträtierter den Stinkefinger zeigt. Außerdem im Überblick: 20.000 staatliche Gratis-Hot-Spots in Bangkok und der menschliche Hintern als Schutz gegen Autoklau.
Der Journalist MG Siegler hat bei Google+ eine interessante Entdeckung gemacht: Wer in Googles Facebook emporgestreckte Mittelfinger zeigt, verstößt gegen die Regeln. Bei Überprüfung seines Google-Accounts stellte Siegler fest, dass sein Profilbild unvermittelt verschwunden war. Auf dem hatte Siegler unübersehbar seinen Mittelfinger in die Kamera gehalten.
Was weg ist, kann ersetzt werden, dachte sich der Mann und lud das Bild erneut hoch. Nur, um es alsbald wieder verschwinden zu sehen. Diesmal mit einen Kommentar eines Google-Mitarbeiters, der darauf hinwies, dass Fotos mit "erwachsenem oder anstößigen Inhalt" nicht als Profilbild genutzt werden dürften. Dagegen habe Siegler verstoßen.
Abgesehen davon, dass er dieses Motiv auf anderen Plattformen wie Twitter problemlos verwenden kann, ärgerte sich Siegler vor allem darüber, dass es bei Google offensichtlich niemand für nötig hielt, "mich darauf hinzuweisen oder zu warnen; sie gingen einfach in mein Profil und löschten das Bild. Was, wenn ich es nur dort gespeichert gehabt hätte?". Schließlich fügte sich Siegler ins Unausweichliche. Er lud das Bild in einer "gereinigten" Version hoch. Exakt dort, wo bislang der Stinkefinger ragte, prangt nun unschuldig das Google+-Logo. Bislang haben die Aufseher bei Google+ das neue Motiv nicht beanstandet.
Biometrie-Experten entdecken den Hintern als Schutz vor Autodiebstahl
Nicht nur Abdrücke der menschlichen Finger, Lippen oder Ohren sind einzigartig und können zur Identifizierung eines Menschen herangezogen werden. Offensichtlich gilt gleiches auch für den Allerwertesten. Diese Erkenntnis haben sich japanische Forscher zunutze gemacht und einen Autositz konstruiert, der seinen Besitzer wiedererkennen soll.
Dazu werden im Sitz insgesamt 360 Drucksensoren verbaut. Das daraus resultierende Netz-Bild gebe einen ausreichend individuellen Abdruck wieder, der von denen anderer Menschen mit großer Sicherheit unterschieden werden könne, so die Wissenschaftler. Schon gibt es Planungen, auf Basis der Hintern-Biometrie Sicherungssysteme und Wegfahrsperren für Autos zu entwickeln. Zum Problem von dicken Wintermänteln, die das Ergebnis verfälschen könnten, äußerten sich die Forscher nicht.
Die Schäden nach dem Stratfor-Hack
Nach dem Angriff unbekannter, als Anonymous-Aktivisten auftretender Hacker auf das US-Unternehmen Stratfor haben sich die IT-Sicherheitsexperten von Identityfinder mit den Folgen beschäftigt. Bei dem von den Angreifern bislang veröffentlichten Datensätzen handelt es sich vielfach um Doubletten oder verfallene Daten. So seien insgesamt 50.277 Kreditkartennummern betroffen, davon allerdings nur 9651 noch nicht abgelaufene. Von den über 86.000 E-Mail-Adressen blieben nach Abzug der Duplikate 47.680 übrig. Bei den Telefonnummern betrage das Verhältnis 27.537 zu 25.680.
Auch das noch:
- 20.000 Gratis-Hotspots in Bangkok: Am Mittwoch soll im Großraum Bangkok ein für alle Nutzer kostenloses W-Lan-Netz zur Verfügung stehen. Die thailändischen Behörden planen den landesweiten Ausbau um weitere 20.000 Punkte bis zum Herbst. Die Hot Spots werden in öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern, Behörden, Schulen, Krankenhäusern und Polizeistationen installiert. Das Vier-Jahres-Programm wird umgerechnet mehr als 700 Millionen Euro kosten.
- Warum proprietäre Computersysteme eine Gefahr für die Demokratie darstellen können: Der Urvater der Piratenparteien, der Schwede Rickard Falkvinge, weist auf ein Problem hin, das nicht nur Bürgerrechtler interessieren sollte: "Wir bekommen ein ernsthaftes Demokratiedefizit, wenn Bürger nicht in der Lage sind, Computer, auf denen die Verwaltung ihres Landes läuft, daraufhin zu untersuchen, ob sie tun, was sie sollen."
- Anlasslose Netzüberwachung gegen Kinderpornografie? Der Zweck mag gut gemeint sein, doch ein geplanter Netzfilter, der das Material sämtlicher Anbieter auf kriminelle Internetinhalte untersuchen soll, geht manchen zu weit. Kritiker bemängeln die anlasslose Überwachung aller Nutzer ohne konkreten Verdacht.
- Unternehmen verklagt Ex-Mitarbeiter wegen angeblich geklauter Follower: Jahrelang befüllte der Angestellte einer Handyfirma den unternehmenseigenen Twitterfeed. Als er das Unternehmen verließ, nahm er unter neuem Namen die 17.000 Follower mit. Das gefiel dem Ex-Arbeitgeber nicht, der auf die Herausgabe der Folgerschar klagt. Ersatzweise soll der Erfolgs-Twitterer 2,50 Dollar monatlich für jeden Follower zahlen. Unterm Strich wären das nach acht Monaten 340.000 Dollar.
Anmerkung der Redkation: In einer früheren Version wurde der schwedische Politiker Rickard Falkvinge als "Falk Vinge" bezeichnet und bei der Umrechnung von Bath in Euro eine Null zu viel angegeben - wir haben beide Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.