Transparenzbericht Vodafone legt Existenz von Abhörleitungen offen
In einigen Ländern haben Behörden direkten Zugang zu den Netzwerken des Telekommunikationskonzerns Vodafone. Die Angaben stammen aus einem Bericht, den das Unternehmen am Freitag veröffentlicht hat. Menschenrechtler sprechen von "albtraumhaften Zuständen".
Ein Jahr nach dem Beginn von Enthüllungen durch Geheimdokumente aus dem Bestand des Whistleblowers Edward Snowden veröffentlicht Vodafone Informationen über seine Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen. Am Freitag hat das Unternehmen einen Transparenzbericht mit dem Titel "Law Enforcement Disclosure Report" veröffentlicht. Die wichtigste Erkenntnis daraus: In einigen Ländern haben staatliche Einrichtungen direkten Zugriff auf die Kommunikationsnetze des Unternehmens, oft sogar ohne richterlichen Beschluss.
Dem "Guardian" zufolge erklärt der Konzern in dem Papier, dass sich Geheimdienste in mehreren Ländern über eigene Leitungen in das Vodafone-Netz einwählen können, um Gespräche zu belauschen oder Daten abzugreifen. In welchen Ländern derartige Direktzugänge eingerichtet sind, geht aus dem Bericht nicht hervor. Ein Unternehmenssprecher sagte "Heise Online" jedoch, Deutschland gehöre nicht dazu.
Das Unternehmen hat laut "Guardian" sein Schweigen gebrochen, um sich dagegen zu wehren, dass immer mehr Telefongespräche und Internetzugänge überwacht werden. Der Vodafone-Datenschutzbeauftragte Stephen Deadman sagte der Zeitung: "Wir rufen dazu auf, den auf diese Weise möglichen direkten Zugriff von Geheimdiensten auf Kommunikationsdaten abzuschalten."
In seinem Bericht geht der Konzern ins Detail: Das Dokument umfasst etwa 40.000 Wörter und geht unter anderem ausführlich auf rechtliche Probleme in verschiedenen Ländern ein.
Gegenüber dem "Guardian" empörte sich Gus Hosein, Leiter der Menschenrechtsorganisation Privacy International, über Vodafones Angaben: "Das sind genau die albtraumhaften Zustände, die wir uns ausgemalt haben." Er habe sich nicht vorstellen können, dass die Zusammenarbeit der Telekommunikationskonzerne mit den Geheimdiensten so eng sei. Die Veröffentlichung der Daten lobte er aber ausdrücklich und erklärte, er hoffe, dass andere Telefonanbieter Vodafones Beispiel folgen.