Athen Krawalle am Todestag eines erschossenen 15-Jährigen
Am sechsten Todestag eines 15-Jährigen ist es in Griechenland zu schweren Ausschreitungen gekommen. Der Jugendliche war von einem Polizisten erschossen worden.
Athen - Steine, Brandsätze, Tränengas: Am sechsten Jahrestag des Todes eines 15-Jährigen durch eine Polizeikugel gerieten Demonstranten und Einsatzkräfte erneut aneinander. Rund 10.000 Schüler und Studenten protestierten in Athen und anderen griechischen Städten. Unter den Demonstranten waren auch autonome und linksgerichtete Gruppierungen.
"Die Flamme vom Dezember ist noch nicht erloschen" und "Kampf gegen die antisoziale Politik und die Repression", war auf Spruchbändern der Demonstranten in Athen zu lesen. Die Krawallen im Zentrum der griechischen Hauptstadt begannen am Abend, berichtete das griechische Fernsehen. Auch in den Hafenstädten Thessaloniki und Patras kam es zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten gegen die Randalierer ein. Mehrere Menschen wurden festgenommen.
In Athen schleuderten rund 200 Vermummte Steine und Brandsätze auf die Polizei. Zudem schlugen sie Vitrinen ein und zündeten Müllcontainer an. Passanten flüchteten aus dem Zentrum. Tränengas mache "die Luft unerträglich", sagten Augenzeugen.
Aktivisten besetzen Hochschulgebäude
Bereits während des Protestmarsches zum zentralen Syntagma-Platz beim Parlament gingen Schaufensterscheiben zu Bruch, Bushaltestellen wurden demoliert. In den Seitenstraßen rings um den Platz warfen Demonstranten später Steine und Brandsätze. Die Polizei setzte Tränengas ein.
Der Demonstrationszug teilte sich daraufhin, im Stadtteil Exarchia dauerten die Auseinandersetzungen am Abend an. Mülltonnen gingen in Flammen auf. Ein massives Aufgebot von Bereitschaftspolizei hielt die Menge von einem Hochschulgebäude in dem Viertel fern, das seit mehreren Tagen von Aktivisten besetzt wird, wie ein AFP-Korrespondent berichtete.
Wochenlange Krawalle nach Todesschüssen
Die tödlichen Schüsse auf Alexis Grigoropoulos im alternativen Athener Stadtteil Exarchia am 6. Dezember 2008 waren damals der Auftakt zu wochenlangen Jugendrevolten ungekannten Ausmaßes. Im Oktober 2010 wurde der Schütze von einem Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Am Todestag des 15-Jährigen wird immer wieder an den Vorfall vor sechs Jahren erinnert.
Die Aktionen standen auch im Zeichen der Solidarität mit einem inhaftierten Freund des Getöteten, der seit knapp einem Monat im Hungerstreik ist. Die Justiz weigert sich, ihm für ein Studium Hafturlaub zu gewähren. Der 21-Jährige Nikos Romanos ist seit Ende November im Hungerstreik. Er war nach einem Banküberfall 2013 zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
isa/dpa/AFP