Women's March in Washington "Wir grabben zurück!"
Rund um den Globus demonstrieren Frauen für ihre Rechte. In Washington versammelten sich Tausende zum Women's March. Ihre wichtigste Forderung: Mehr Frauen in die Politik.
Am 20. Januar 2017 wurde US-Präsident Donald Trump in sein Amt eingeführt. Am Tag darauf gingen landesweit mehr als eine Million Menschen auf die Straße, um für Frauenrechte und gegen Rassismus zu demonstrieren. Die Proteste gelten als die größten seit den Massendemonstrationen gegen den Vietnamkrieg.
Zwei Jahre später ist Trump nach zahlreichen Skandalen weiter im Amt - und die Frauenrechtlerinnen haben erneut zum Protest aufgerufen. Zentrale Themen in Washington und vielen anderen Städten weltweit sind Gewalt gegen Frauen, die Rechte von LGBTQ-Personen und Migranten, Bürgerrechte und Umweltschutz.
Trump wurde allerorts scharf kritisiert. So war auf einem Plakat in Anlehnung an seinen Kommentar, man könne Frauen ungestört in den Schritt fassen, zu lesen: "We are grabbing back in 2020!" Auf einem anderen Plakat schlägt eine Superheldin Trump ins Gesicht und ruft "Grab this!"
Das wichtigste Anliegen der Veranstalter ist es, Frauen im Hinblick auf die im November 2020 anstehenden US-Präsidentschaftswahlen zu motivieren, wählen zu gehen und sich für politische Ämter zu bewerben. "Der Fokus liegt ganz klar auf den Wahlen im Jahr 2020", sagte Natalie Sanchez von der Organisation March On, die 2017 in Boston den Protest der Frauen mitorganisierte.
Es gebe durchaus Fortschritte zu verzeichnen. So seien 2018 mehr Frauen in den Kongress gewählt worden als je zuvor, darunter erstmals eine Frau muslimischen Glaubens sowie eine amerikanische Ureinwohnerin. Die meisten neuen Kandidatinnen waren Mitglied der demokratischen Partei, viele gaben an, aus Protest gegen Donald Trump angetreten zu sein.
"Ich mag die Richtung nicht, in die unser Land geht", sagt die Archäologin Sarah Sportman, die nach Washington gekommen ist, um gegen Trump und für Umweltschutz und Migrantenrechte zu demonstrieren. "Ich glaube, wir können das besser", so die 40-Jährige. Weitere Forderungen der Beteiligten sind eine Anhebung des Mindestlohns und der Zugang aller zur Gesundheitsversorgung.
Differenzen unter VeranstalterInnen
Die Nichtregierungsorganisation Women's March hat in Washington zur zentralen Kundgebung aufgerufen, in anderen Städten wie Boston, Houston, Baltimore oder Denver soll es ebenfalls Veranstaltungen geben. In New York und Washington werden aufgrund politischer Differenzen verschiedene Märsche stattfinden.
Im November hatte Teresa Shook, eine der Mitbegründerinnen der Bewegung, schwere Vorwürfe erhoben: So sollen mehrere führende AktivistInnen antisemitische Äußerungen getätigt haben, insbesondere die Israelkritikerin Linda Sarsour sowie Tamika Mallory, die Verbindungen zu der Organisation Nation of Islam haben soll, auch Black Muslims genannt.
Der dritte Women's March findet in politisch brisanten Zeiten statt: Der Shutdown geht in die fünfte Woche und ist damit der längste, den die USA je erlebt haben. Im Kongress läuft der Machtkampf um Trumps geplanten Mauerbau an der Grenze zu Mexiko, die Russlandermittlungen gegen das Team des US-Präsidenten lähmen die Regierungsgeschäfte.
Konkurrenzveranstaltung der Abtreibungsgegner
Viele Konservative fühlen sich bei den Frauenmärschen nicht vertreten und haben eigene Demonstrationen organisiert. Am Freitag nahm Vizepräsident Mike Pence am "Marsch für das Leben" der Abtreibungsgegner in Washington teil. Mehr als hunderttausend Menschen waren bei eisigen Temperaturen zu der Pro-Life-Veranstaltung gekommen.
Pence bekräftigte sein Bestreben, die Zahl der Abtreibungen weiter zu reduzieren. US-Präsident Trump wandte sich in einer Videobotschaft an die Teilnehmer und versprach, gegen jedes Gesetz vorzugehen, das den Schutz des menschlichen Lebens schwäche: "Jedes Kind ist ein heiliges Geschenk Gottes", so Trump.
Die VeranstalterInnen der Märsche erwarten eine halbe Million TeilnehmerInnen allein in Washington - das Wetter könnte ihnen allerdings einen Strich durch die Rechnung machen. Die Meteorologen sagten Schnee und Glätte voraus.
Auch Berlin demonstriert: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"
Bereits am Samstagmorgen waren in Berlin Tausende zum "Women's March" ans Brandenburger Tor geeilt. Sie zeigten Plakate, auf den "Mein Körper, meine Regeln" oder "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" zu lesen war. Neben Frauenrechten waren auch der Klimawandel und die Unterstützung von Minderheiten Thema.
ala/Reuters/AP