Gesägt, getan Krummes Ding
Beim Bau eines Getränkekorbs aus Ästen landet der Heimwerker in einer Bastel-Sackgasse. Und findet erst dank einer Zwangsjacke wieder heraus.
Heimwerker im 21. Jahrhundert zu sein, bedeutet, sich in Demut zu üben. Es braucht nur ein paar Klicks, um Hunderte Leute zu sehen, die jede erdenkliche Arbeit besser erledigen können als man selbst. Besonders beeindruckt bin ich immer, wenn Leute elaborierte Zeichnungen haben, am Computer gemacht, selbstverständlich 3D. Mich beschleicht dann immer das Gefühl, dass diese Leute quasi mit dem Projekt schon fertig sind: Wie Pizzabäcker, die ihre Pizza schon in den Ofen geschoben haben und jetzt nur noch warten müssen, bis sie fertig ist.
Ich wäre bei den meisten Projekten schon froh, wenn ich eine Skizze auf einem Pizzakarton oder einer Serviette hätte. Aber viel nützen würde sie nicht, weil man damit bestenfalls "Pictionary" spielen könnte. Ich habe einmal versucht, schnell einen Tisch zu zeichnen. Es sah aus wie ein Haus auf Stelzen. Ich habe das Blatt verbrannt.
Wenn ich baue, habe ich eine Idee, eine grobe Vorstellung und fange an. Und das führt mich regelmäßig in Sackgassen. Deswegen dreht mein Akkuschrauber fast genauso oft linksherum wie rechtsherum - weil ich öfter mal Schrauben wieder rausdrehen muss.
Eine Schraube wieder rauszudrehen geht schnell. Dumm ist es, wenn man ein fast fertiges Projekt vor sich hat und merkt, dass man keine Ahnung hat, wie man es fertigbekommen soll. Endstation Sackgasse.
Der Weg in die Misere begann in der Nähe meines Wohnortes am Waldrand. Dort hatten Arbeiter einige Bäume gefällt und kleinere Äste liegen lassen - Gratis-Bastelmaterial quasi. Ich hatte schon länger vorgehabt, etwas aus naturbelassenem Holz zu bauen. Jeder Ast ist anders, und deshalb wird jedes derartige Projekt zum Unikat. Überall krumm, aber einzigartig.
Das Holz am Waldrand erinnerte mich an einen Getränkekorb, den mein Opa ebenfalls aus Ästen für unsere Familie gebaut hatte. Ich wollte die Tradition fortsetzen. Und zu Beginn lief es super. Eine Bodenplatte aus einem Stück Holzplatte ausgesägt, Äste geschält und abgeschliffen, die einzelnen Aststücke von unten mit der Bodenplatte verschraubt - schon sah mein fast fertiger Getränkekorb aus, wie ich ihn mit gewünscht hatte: Die Flaschen sicher in der Mitte stehend, umzingelt von einem Kreis etwa zeigefingerdicker Äste.
Just in diesem Moment stellte sich bei mir Ratlosigkeit ein: Wie sollte ich die einzelnen Aststücke auch oben miteinander verbinden, um dem Korb mehr Stabilität zu geben? Tja. So weit hatte ich nicht gedacht.
Eine Art Zweig-Zwangsjacke
Der Versuch, einen Ring aus Restholz auszusägen, schlug fehl. Genauer gesagt: Das Sägen funktionierte. Aber der Ring hielt nichts aus und zerbrach, bevor ich auch nur begonnen hatte, über seine Befestigung nachzudenken. Und ehrlich gesagt hätte er ziemlich klobig gewirkt.
Kurzzeitig erwog ich, die Aststücke mit Schnur zu verflechten. Aber ich bin sehr sicher, dass das doof ausgesehen und keine Stabilität gebracht hätte. Ich kann mir kaum die Schnürsenkel binden, ohne dass sie aufgehen. Wie ich da ein stabiles Getränkekorbgeflecht hinbekommen sollte, wäre mir ohnehin schleierhaft gewesen.
Deshalb verfiel ich auf den Gedanken, es lieber mit einem Material zu versuchen, mit dem ich mich wohlfühle: Den folgenden Nachmittag verbrachte ich am Waldrand, auf der Suche nach besonders biegsamen Zweigen. Als ich ein erstes Exemplar gefunden hatte, baute ich aus einem Stück Holzplatte und Schrauben eine Art Zweig-Zwangsjacke: Dort hineingespannt, wurden sie durch die Anordnung der Schrauben zu einem Halbkreis gebogen. Nach zwei Tagen befreite ich die Zweige aus der Zwangsjacke. Sie behielten ihre Form.
Von da an lief es wie geschmiert: Problemlos ließen sich die Zweige anbohren und mit kleinen Nägeln auf den einzelnen Aststücken befestigen. Gar nicht klobig, gegebenenfalls leicht zu reparieren. Und im Wackeltest ziemlich stabil.
Inzwischen wird der Korb seit einigen Monaten benutzt. In diesem Dauerbelastungstest hat er sich bewährt. Wie der Korb von Opa. Mich hat das Projekt eines gelehrt: Krumme Dinger sind nicht immer schlecht.
Es gibt Leute die machen das beruflich, da muß es perfekt sein. Der Hobbywerker muß stolz auf sein Werk sein und in dem Fall hier ist es auch berechtigt.
Gruß Marco
Der Korb wäre nicht mein Geschmack, aber der ist ja individuell. Ich hab aber schon mit 8 Jahren im Werkunterricht gelernt, dass man niemals ins Hirnholz schraubt, sondern quer zur Faser, weil die Schraube sonst die Fasern trennt und irgendwann mitsamt Holzmehl aus dem Loch kommt. Gerade bei den auf Zug belasteten Schrauben am Griff... mal sehen, wie lange der Korb noch macht, Update wäre spannend.
Das Teil sieht aus wie eine Mischung aus Stonehenge und japanischer Tempel. Aber lästern ist ja einfach. Ich hätte sowas jedenfalls nicht hinbekommen.
ein Hamster denn, kein Holzwurm nur! Wann steigt die Vernissage der ersten Ausstellung? Pack ein die Kam'ra schon mal, oder darf's ne Leinwand lieber sein, Staffette und der Pinsel, paar? Was tät gut auf der Bilder Flut ein Grillzangen und d'Herdäpf'le in d'Aluminiumfolie eingehüllt! 'S möcht jemand ein's Tsatsikis Schmand anschleppen, wenn, Sirtaki, wollt'st erklingen, obzwar d'Nager kaum erklimmen sollten jemals einer Klippen in dem Ding als, eh sich's dreh'n im Kreise zu vertrauten Klängen uns
Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden und gab es immer etwas zu bauen, zu basteln und manchmal auch künstlerisch zu gestalten. Dementsprechend hatte ich in handwerklicher Hinsicht viel zu lernen. Dass man den Hammer immer hinten am Stil anfasst und aus dem Handgelenk schwingt, gab mir mein Vater mit auf den Weg. Ebenso wie man mit Axt und Kettensäge umgeht. Als ich mir eine Wohnung ausbaute, musste ich feststellen, dass eine unserer Wasserwagen nicht ganz im Lot ist. Infolgedessen fielen mir duzende von Bauprojkten meines Vaters ein, von denen ich schon immer insgeheim wusste: "Die sind doch nicht ganz gerade." Die Konsequenz war: mein handwerklicher Horizont muss sich erweitern. Dass der Bleistiftstrich immer stehen bleibt, lernte ich in einer Dokumentation über alte Handwerksberufe. Ebenso, dass werkszeug immer rasiermesserscharf sein müssen und das war ein Augenöffner. Denn da bei uns Zuhause alleweil Werkzeug für andere Zwecke genutzt wurden, als für die, für die sie gemacht wurden, waren und sind sie noch heute verbogen oder stumpf. Ich denke da an einen Stechbeitel, der als Dirne für das Öffnen mancher Farbdose herhalten musste. Für vieles habe ich tatsächlich das Internet bemüht. Diverse Videoportale helfen ausgesprochen gut. Viele Menschen werkeln einfach ohne Plan darauf los. Dabei steht das Wissen um das "Wie?" vor dem Projekt. Ein Kommilitone hat einmal vor meinen Augen einen Marken-Akkuschrauber ins Jenseits befördert, weil er mit einem Holzbohrer ein Loch in die Wand bohren wollte. Erst war der Bohrer stumpf, dann stemmte er sich gegen den Schrauber und danach war das Getriebe hin ... wo rohe Kräfte sinnlos walten ... Zugute kam mir immer meine ausgeprägte Feinnotorik und meine pedantische Genauigkeit. Vieles an Technik und Geschick muss man sich aber erst aneignen. Nicht ohne Grund lernt man ein Handwerk drei Jahre. Dem Heimwerker kann man dementgegen nur Gedult, Spaß und Enthusiasmus wünschen. Das hilft über so manches Tief hinweg und von denen hatte ich auch viele.
Es ist nie zu spät um sich mit Werkzeug und Werkstoff auseinanderzusetzen. Um so besser, wenn der Autor viel Freude am Ergebnis und der steilen Lernkurve hat. Die wichtigste Lehre aus spätberufenen Gehversuchen mit Säge und Akkuschrauber scheint mir aber, den eigenen Kindern einen besseren Start ins Basteln zu ermöglichen. Werkzeug, Bastelmaterial und die Freiheit, damit spielerisch umzugehen schaffen Fertigkeiten und ein tiefes Verständnis für die Gesetzmäßigkeiten von Werkzeug und Material. Gefährlich? Mag sein. Ein Hammer ist gefährlicher als eine PlayStation. Aber man lernt eben auch viel mehr, zum Beispiel, wie man Gefahren und Risiken abschätzt und sich schützt.
Gut, ein Tischler hätte anders gearbeitet aber ich kenne reichlich Künstler, denen die technische Ausführung egal ist, wenn sie nur ihre Idee umsetzen. Das ist auch hier das Wesentliche. Flaschenträger gibt es in zig Ausführungen schon billig zu kaufen, aber hier hat der Autor versucht, zu einem Material, dass sein besonderes Interesse geweckt hat, ein Objekt zu entwickeln und umzusetzen. Dabei ist es völlig in Ordnung, dass er mit den Materialien und Verbindungen arbeitet, die ihm bekannt sind und zur Verfügung stehen. Wer mit Lust an sein Werk geht, wird sich schon von selbst entwickeln. Unabhängig vom Alter würde ich sagen, für die Vorkenntnisse ist das Teil gelungen und spornt zu mehr an. Den unbarmherzigen Kritikern empfehle ich, erstmals eine Häkelnadel und Garn oder eine Nähmaschine zur Hand zu nehmen und sich dann selbst der Kritik zu stellen.
Schön ist ja subjektiv u blankes holz eher unschön, wie ich finde. Aber immerhin lösung gefunden, ist doch was. Angeblich lernt der mensch beim tun von dingen ... beim nächsten projekt wird es vielleicht was hübsches *g*
das eigentliche Handwerken beginnt doch jetzt erst. Ein paar Mal Sachen transportieren, Treppe hoch und runter und sann entscheiden, ob es funktioniert. Ich sag, ab 5 kg wird's unbequem, ab 10 kg kaputt...