Jahrelange Haft in Mexiko Französin Cassez ist frei
Seit 2005 saß die Französin Florence Cassez in einem mexikanischen Gefängnis, wegen Entführung war sie zu 60 Jahren Haft verurteilt worden. Doch offenbar hatten Behörden entscheidende Beweise gefälscht. Nun ist Cassez frei - und Präsident Hollande erleichtert.
Mexiko-Stadt - "Das ist eine äußerst schmerzhafte Zeit, die nun ein Ende findet", sagte Frankreichs Präsident François Hollande am Mittwochabend. Gerade hatte er erfahren, dass die Französin Florence Cassez nach sieben Jahren Haft aus einem mexikanischen Gefängnis entlassen worden ist. Das Oberste Gericht hob am Mittwoch in Mexiko-Stadt das Urteil gegen die 38-Jährige auf.
Die Richter befanden in einer Mehrheitsentscheidung, dass die als Beweis angeführten Umstände der Festnahme der Frau 2005 von den Behörden gefälscht worden waren, um sie für die Mittäterschaft an drei Entführungen der Gangsterbande "Los Zodiacos" verantwortlich zu machen. Der Prozess gegen Cassez sei deshalb ungültig gewesen. Für ihre Freilassung stimmten drei der fünf zuständigen Richter.
Cassez war als mutmaßliches Mitglied einer Entführerbande festgenommen und zunächst zu 96 Jahren Haft verurteilt worden. Später wurde die Strafe auf 60 Jahre reduziert. Die Französin war mit dem Bandenchef Israel Vallarta befreundet, von seinen Machenschaften wusste sie laut eigenen Angaben nichts. Die Entführten versicherten jedoch, ihre Stimme gehört zu haben.
Einen Tag nach der eigentlichen Festnahme hatte die Polizei für TV-Kameras eine spektakuläre Befreiungsaktion der Entführten mit Festnahme des mutmaßlichen Entführerpaares inszeniert. Der Fall hatte die politischen Beziehungen zwischen Frankreich und Mexiko belastet.
Entführungsopfer und einige ihrer Angehörigen kritisierten die Freilassung: Mit dem neuen Urteil würden "der Straflosigkeit die Tore geöffnet", sagte die Vorsitzende der Gruppe "Alto al Secuestro" (Stopp den Entführungen), Isabel Miranda de Wallace.
Cassez' französischer Anwalt Frank Berton sprach von einem "historischen Tag für die mexikanische Justiz". Und Präsident Hollande dankte in einer Mitteilung "allen in Mexiko und in unserem Land, die dazu beigetragen haben, dass sich die Wahrheit und die Gerechtigkeit durchsetzen".
aar/dpa/AFP