Festnahme in London Polizei fasst Mafioso direkt vor ihrem Hauptquartier
Wer weiß, vielleicht wollte er es der Polizei nach 30 Jahren Fahndung etwas leichter machen? Gianfranco Techegne, gesuchter Mafiakiller, wurde jetzt jedenfalls direkt vor dem Hauptquartier des Scotland Yard gefasst - als er in einer Warteschlange stand.
London/ Hamburg - Sagen wir mal so: Der Mann hat's wirklich herausgefordert. Gianfranco Techegne, mutmaßlicher Mafiakiller, gesucht von der Polizei seit 30 Jahren, hat offenbar jahrelang ganz in der Nähe der Scotland-Yard-Zentrale in Westminster gelebt. Und genau gegenüber des Hauptquartiers der britischen Polizeibehörde wurde er jetzt auch geschnappt - und zwar als er brav in bester britischer Tradition in einer Schlange vor einem Post-Schalter wartete.
Techegne, heute 49 Jahre alt, wird von den italienischen Behörden seit 1982 gesucht. Im Auftrag der Camorra soll er in eben diesem Jahr bei einem Überfall auf eine Mietwagenfiliale in Neapel beteiligt gewesen sein und dabei einen Polizisten erschossen haben. Er wurde dafür laut Sky News in Abwesenheit zu 15 Jahren und vier Monaten verurteilt. Nun soll er nach Italien ausgeliefert werden, um dort seine Gefängnisstrafe abzusitzen. Zwei Komplizen, die damals ebenfalls an dem Überfall beteiligt waren, haben ihre Zeit in Haft bereits hinter sich: der eine saß 25 Jahre ein, der andere 16 Jahre.
Die Festnahme in der Postfiliale nur wenige Meter entfernt vom Scotland-Yard-Zentrale - tatsächlich liegt sie direkt auf der anderen Straßenseite - sei bereits am Dienstag erfolgt, teilte die Behörde mit. Details darüber, wie genau die Ermittler Techegne auf die Schliche gekommen sind, wurden vorerst nicht bekannt. Ein Sprecher der neapolitanischen Polizei sagte lediglich, dass man Techegnes dank "technologischer Fortschritte" habhaft geworden sei - und weil der gesuchte Killer "Fehler" gemacht habe.
Der britische "Evening Standard" berichtet, dass es dem Italiener gelungen sei, an der Seite seiner auf der Flucht geheirateten bolivianischen Ehefrau in London unterzutauchen; mit ihr habe er laut Sky News auch eine Tochter. Mit einem gefälschten Pass habe Techegne das Land mehrmals verlassen und sei dann wieder zurückgekehrt, schreibt der "Evening Standard".
tdo/kha/dapd/AP