Erschossener Elefant in Simbabwe Tierschützer wollen Namen des Jägers veröffentlichen
Ein Großwildjäger, mutmaßlich aus Deutschland, hat in Simbabwe einen besonders großen Elefanten geschossen. Legal, sagen selbst Tierschützer - aber deshalb noch lange nicht in Ordnung. Sie wollen die Identität des Mannes enthüllen.
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Johnny Rodrigues hat die Schnauze voll. Er ist Vorsitzender der Tierschutzorganisation Zimbabwe Conservation Task Force (ZCTF). Der 67-Jährige hat Mitarbeiter darauf angesetzt, die Identität eines Jägers zu überprüfen, der einen mehr als 50 Jahre alten Elefanten erschoss. Sobald die Bestätigung vorliegt, will Rodrigues den Namen veröffentlichen.
Bei dem Jäger soll es sich um einen Deutschen aus reicher Familie handeln. 60.000 US-Dollar soll der Mann für einen dreiwöchigen Jagdausflug bezahlt haben. Er soll außer dem Elefanten bereits ein Flusspferd und einen Leoparden getötet haben - ein Rhinozeros und ein Löwe sollten noch folgen.
"Die Jagd war legal, der Jäger hatte alle Papiere", sagt Rodrigues SPIEGEL ONLINE. Aber legal bedeute noch lange nicht unproblematisch. "Viele Leute versuchen, diese majestätischen Tiere zu erschießen. Wir berauben künftige Generationen der Möglichkeit, die Schönheit dieser Tiere zu bewundern."
"Freizeitsport reicher Menschen, die mehr Geld als Moral haben"
Rodrigues hat Mitstreiter in Deutschland: Auch die Tierschutzorganisation Peta will den Namen des Jägers öffentlich machen. Hinweise zur Ermittlung der Identität sind ihr 1000 Euro wert, die Belohnung wurde in einem Blog-Eintrag ausgelobt. Laut Peta sind schon mehrere Hinweise eingegangen.
Einen Jäger anzuprangern, der sich an die Regeln hielt - darf Tierschutz so weit gehen? Rodrigues betont, es gehe nicht um einen Rachefeldzug gegen den Mann. Man wolle lediglich Druck aufbauen, damit sich endlich etwas ändere. ZCTF fordert ein weltweites Verbot der Trophäenjagd und des Elfenbeinhandels. "So wie die Dinge momentan laufen, werden in 20 Jahren kaum noch Elefanten übrig sein", sagt Rodrigues.
Peta sieht hingegen auch personenbezogenen Diskussionsbedarf. "Wer für ein Foto und eine Trophäe ein so erhabenes Tier tötet, muss sich kritische Fragen der Öffentlichkeit gefallen lassen", sagt Vanessa Reithinger, Fachreferentin für Wildtiere. Trophäenjagd sei "ein Freizeitsport reicher Menschen, die mehr Geld als Moral haben". So etwas habe im 21. Jahrhundert nichts mehr zu suchen.
Peta will die Behörden kontaktieren, um einen Entzug der Jagdlizenz des Jägers zu prüfen. Dem Mann soll der Import seiner Trophäe verboten werden - ein erster Schritt zum von Peta geforderten generellen Importverbot.
Safari-Anbieter organisierte Jagd
Die Tierschützer haben mit dem Tod des Elefanten deutlich größere Probleme als die Behörden in Simbabwe. Der Elefant sei am 7. Oktober erlegt worden, teilte die für Nationalparks und Wildschutz zuständige Stelle mit. Ein registrierter Safari-Anbieter vor Ort habe die Jagd organisiert, sie sei legal gewesen. So sei der Abschuss nicht innerhalb des Gonarezhou-Nationalparks erfolgt, wo Jagd grundsätzlich verboten sei, sondern im Safari-Gebiet Malipati.
Die lizenzierte Jagd sei besser, als Wilderern freie Bahn zu lassen, meinen Befürworter. Mit Abschuss-Lizenzen profitierten der Staat und die Einwohner vor Ort wenigstens von der Jagd, Artenschutz könne finanziert werden. Daran gibt es allerdings Zweifel.
Eine Studie des Internationalen Rates zur Erhaltung der Jagd und des Wildes sowie der Vereinten Nationen kam zum Schluss, dass nur etwa drei Prozent der Einnahmen von Jagd-Anbietern bei der Lokalbevölkerung landen. Eine andere Untersuchung im Auftrag der African Lion Coalition, einem Zusammenschluss von Tierschutzorganisationen, ergab, dass Trophäenjäger nur 1,8 Prozent zu den Tourismuseinnahmen in den zehn untersuchten afrikanischen Ländern beitrugen.
"Bullen mit großen Stoßzähnen sterben aus"
Bleibt das Argument des Artenschutzes durch Jagdeinnahmen. Augenwischerei, meint Rodrigues. Dass Safari-Anbieter sich als Tierschützer darstellen, sei ein Witz. "Es heißt immer, die abgeschossenen Tiere hätten ihre produktive Fortpflanzungsphase hinter sich. Und deshalb darf man sie töten?"
Die Trophäenjäger seien leider besonders an Tieren mit großen Stoßzähnen interessiert - wie der nun abgeschossene Elefantenbulle eines war. Seine Stoßzähne wogen 55 und 54 Kilogramm. "Ich kann kaum fassen, dass er überhaupt 50 Jahre überlebt hat", sagt Rodrigues.
Solche Tiere seien für die Arterhaltung besonders wichtig, weil weibliche Elefanten für die Paarung gezielt nach ihnen suchten. Deshalb habe der Abschuss "negative Langzeitfolgen für die Elefantenpopulation, Bullen mit großen Stoßzähnen sterben aus. Und die Jäger helfen dabei mit, indem sie all die großen Tiere schießen".
Ganz abgesehen davon sei die Lizenzvergabe auch ein schlechtes Geschäft. Man nehme einmalig 60.000 Dollar ein. "Aber wie viel könnte man verdienen, wenn dieser Elefant noch am Leben wäre - wie viele Deutsche würden kommen und bezahlen, um ihn zu sehen?"
Der Fall erinnert an den des Zahnarztes Walter P. aus Minnesota. Der hatte ebenfalls in Simbabwe den Löwen Cecil, eine der Hauptattraktionen im Hwange-Nationalpark, erlegt. P. hat dafür keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten. Aber der Zahnarzt wurde trotzdem zur Hassfigur.
Viele Tierschützer sagten: Das geschieht ihm recht. Und sollte sein Name veröffentlicht werden, dürfte dem Elefanten-Jäger ein vergleichbarer Shitstorm bevorstehen. Einen Vorgeschmack gibt ein Tweet des britischen Komikers und Tierschutzaktivisten Ricky Gervais. Der Jäger habe 40.000 Pfund bezahlt, um den Elefanten zu töten. "Kann ich 40.000 bezahlen, um Deutschlands größtem Deppen die Zähne auszuschlagen?"
German Hunter pays 40K to kill Africa's biggest elephant
http://t.co/jxkkLrUubV Can I pay 40K to knock Germany's biggest twat's teeth out?
Ricky Gervais (@rickygervais) 15. Oktober 2015
Zusammengefasst: Ein Jäger - mutmaßlich aus Deutschland - hat in Simbabwe legal einen sehr alten und großen Elefanten geschossen. Tierschützer in Simbabwe und Deutschland wollen den Namen des Mannes veröffentlichen. Sie erhoffen sich davon eine Diskussion über Trophäenjagd und ein Signal für mehr Tierschutz.
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