Am Tag ihrer Hochzeit nahm Nehas Mutter ihre Tochter noch einmal in den Arm, drückte sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr: "Das wirst du bereuen."
Und ihre Mutter habe recht behalten, sagt Neha. Die dunklen Haare fallen ihr ins Gesicht, von unten dringt der Lärm eines Imbisses herauf, der Koch schreit, Teller klappern. Hier, in diesem unscheinbaren Gebäude in Bangalore, befindet sich das "Büro des Glücks". Dort trifft sich an diesem Tag eine Selbsthilfegruppe, deren Teilnehmer nur eins vereint: Sie haben nichts Verbotenes getan und wurden doch für ihre Taten bestraft.
Es sind Frauen, die geliebt haben, ohne um Erlaubnis zu bitten. Die ihren Kopf aufrecht hielten, als sie ihn hätten senken müssen. Und die am Ende alle versucht haben, sich umzubringen. So wie Neha.
Jedes Jahr setzen mehr als 40.000 Inderinnen ihrem Leben ein Ende, vor allem junge Frauen unter dreißig. Es ist eine stille Epidemie, und sie trifft nicht in erster Linie Städte wie das aggressive Delhi oder das arme Kalkutta. Sondern
Lade...
Gutes lesen. Mehr verstehen.
Sie haben keinen Zugang? Jetzt gratis testen!
- Jeden Tag mehr Durchblick: Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe auf SPIEGEL ONLINE zu Themen, die unsere Gesellschaft bewegen, von Reportern in aller Welt.
- Dazu die digitale Ausgabe des wöchentlichen Magazins.
- Einmal anmelden, überall nutzen – mobil, Web, Tablet, auf allen Ihren Geräten.
- Flexible Laufzeit, jederzeit online kündbar