Berichte über Bin-Laden-Tötung US-Navy untersucht möglichen Geheimnisverrat
Er erklärte sich zum Mann, der Osama Bin Laden tötete. Nun untersucht die Navy, ob Elitekämpfer Rob O'Neill Geheimnisse verraten hat. Über seine Rolle bei der Kommandoaktion gibt es widersprüchliche Aussagen.
Washington - Die Navy Seals haben klare Regeln: "Weder gehe ich mit meiner Arbeit hausieren, noch suche ich Anerkennung für meine Taten", so steht es in dem Ehrenkodex der US-Elitekämpfer. Doch im November brach Rob O'Neill das Schweigegelübde. Der 38-jährige Ex-Kämpfer erklärte, er sei es gewesen, der am 2. Mai 2011 bei der Kommandoaktion in Pakistan die tödlichen Schüsse auf Terror-Chef Osama Bin Laden abgegeben habe.
Die US-Marine, zu der die Navy Seals gehören, untersucht nun, ob Rob O'Neill womöglich Geheimnisse verraten hat. O'Neill hat inzwischen mehrere Interviews gegeben und dabei auch erklärt, er habe sich sehr anstrengen müssen, weder klassifizierte Informationen noch Details zur Seal-Taktik auszuplaudern.
Beim Naval Criminal Investigative Service ist nach Angaben des Sprechers Ryan Perry eine Anzeige gegen O'Neill eingegangen. Der Ex-Soldat wird darin beschuldigt, klassifizierte Informationen an Personen weitergegeben zu haben, die diese nicht hätten bekommen dürfen. "Als Reaktion darauf haben wir eine Untersuchung eingeleitet", sagte Perry.
Rob O'Neill war seit 1995 bei der US-Marine und bekam während seiner Dienstzeit zweimal den Silver Star und fünfmal den Stern in Bronze. Er hatte vor eineinhalb Jahren bereits dem US-Magazin "Esquire" sehr ausführlich Rede und Antwort gestanden, allerdings ohne seine Identität zu offenbaren. Er wurde stets nur als "der Schütze" bezeichnet. O'Neill hatte erklärt, die Öffentlichkeit habe ein Recht darauf, mehr Details über die Operation in Abbottabad (Pakistan) zu erfahren.
Bin Laden wohnte ab dem Jahr 2006 in einem Gebäude nahe Abbottabad in Pakistan. Dort wähnte er sich in Sicherheit vor den US-Soldaten, die nach ihm in Afghanistan fahndeten. Doch über einen Kurier Bin Ladens kam die CIA schließlich auf die Spur des damals meistgesuchten Mannes der Welt. Am 2. Mai 2011 wurde das Versteck gestürmt und Bin Laden erschossen.
Ob O'Neill tatsächlich der Todesschütze war, ist allerdings umstritten. Beamte aus dem Pentagon hatten erklärt, es stehe nicht fest, wer Bin Laden getötet habe. Laut den Schilderungen eines anderen Navy Seals, Matt Bissonnette, könnte O'Neill nur zur Sicherheit auf den bereits tödlich getroffenen Bin Laden gefeuert haben. Der Terrorchef soll demnach vom sogenannten Point Man des Seal-Trupps erschossen worden sein, der zuerst auf Bin Laden getroffen war.
hda/AP