Terror in Nigeria Boko-Haram-Chef führt verschleppte Mädchen vor
Die Terrorgruppe Boko Haram soll mehr als 200 Mädchen gefangen halten. Jetzt hat Anführer Shekau laut Nachrichtenagentur AFP ein Video drehen lassen, das die Entführten in Ganzkörperschleier und beim Gebet zeigt.
Abuja - Die Islamistengruppe Boko Haram hat am Montag ein neues Video veröffentlicht. In dem 17-minütigen Film zeigen die Terroristen die von ihnen entführten Schulmädchen, meldet die Nachrichtenagentur AFP, der das Video nach eigenen Angaben vorliegt. Der Anführer der Gruppe, Abubakar Shekau, sagt darin laut AFP, die Mädchen seien zum Islam konvertiert. Sie würden nur freikommen, wenn im Gegenzug alle inhaftierten Islamisten freigelassen würden.
In dem Film seien rund 130 Mädchen mit einem Ganzkörperschleier beim Gebet an einem unbekannten ländlichen Ort zu sehen, berichtet die Agentur. Die Mädchen tragen graue oder schwarze Schleier, die den ganzen Körper außer dem Gesicht bedecken. Sie lesen die erste Sure des Koran unter freiem Himmel umgeben von Bäumen. Die Schülerinnen scheinen niedergeschlagen.
"Ich habe noch immer Angst"
"Diese Mädchen, um die ihr euch so sorgt, haben wir befreit. Und wisst ihr, wie wir sie befreit haben? Diese Mädchen sind Muslime geworden", sagte Shekau, der in Militäruniform mit einer automatischen Waffe auftritt. Der von ihm vorgeschlagene Austausch betreffe nur jene, die nicht zum Islam konvertiert seien. Die anderen seien nun ihre "Schwestern". Er redet auf Arabisch und später auf Haussa.
Anschließend werden drei der Schülerinnen befragt. Zwei sagen, sie seien vom Christentum zum Islam konvertiert, während die dritte angibt, bereits Muslimin gewesen zu sein. Eines der Mädchen versichert ganz offensichtlich unter Zwang, sie seien nicht misshandelt worden.
Kämpfer von Boko Haram hatten Mitte April eine Schule im Nordosten Nigerias überfallen und 276 Schülerinnen verschleppt. Einige konnten entkommen, 230 werden noch immer vermisst. CNN sprach mit einem der Mädchen, das fliehen konnte. Sie sagt: "Ich habe noch immer Angst." Sie erzählt, sie sei einfach nur gerannt und gerannt, nur weg von den Entführern. Vor einer Woche verschleppte die Terrorgruppe elf weitere Mädchen.
Weltweite Solidaritätskampagne #bringbackourgirls
Die USA, Großbritannien und Frankreich schickten inzwischen Polizei- und Militärexperten nach Nigeria, um bei der Suche nach den Mädchen zu helfen. Die nigerianische Regierung war unter starken internationalen Druck geraten, weil sie nur zögerlich auf die Entführung reagiert hatte.
Frankreichs Präsident François Hollande schlug vor, ein Gipfeltreffen afrikanischer Staatschefs abzuhalten. Gemeinsam mit Nigerias Präsident Goodluck Jonathan habe er ein Treffen zur Sicherheit in Westafrika angeregt, sagte er. Dieses solle am kommenden Samstag in Paris stattfinden, "wenn die Länder zustimmen". Auch Großbritannien, die EU und die USA sollten dabei sein.
Unter dem Hashtag #bringbackourgirls zeigte sich bei Twitter auch die First Lady der USA, Michelle Obama, mit den gekidnappten Schülerinnen solidarisch. In einer Radioansprache erinnerte Obama an das Schicksal der Geiseln.
Die radikalislamische Gruppe Boko Haram, die auch als Taliban Nigerias bezeichnet wird, verübt seit 2009 immer wieder Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen. Allein in diesem Jahr wurden etwa 1500 Menschen bei Angriffen der Gruppe getötet. Das ursprüngliche Ziel von Boko Haram, einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias zu errichten, ist angesichts der Gewalt zunehmend in den Hintergrund getreten.
heb/AFP/Reuters