Sohn des US-Präsidenten Wie der Vater, so der Junior
Normalerweise verteidigt Donald Trump junior seinen Vater auf Twitter. Nun steht er in der Russlandaffäre selbst in der Kritik. Wer ist der älteste Sohn des US-Präsidenten?
Als Donald Trump am vergangenen Freitag beim G20-Gipfel in Hamburg zum ersten Mal mit Wladimir Putin vor der Presse saß, wurde es dem ältesten Sohn des US-Präsidenten mal wieder zu viel. "Bei dem ganzen Geklicke der Kameras versteht man doch nicht wirklich, was sie sagen?", schrieb Donald Trump junior auf Twitter.
Die Frage dürfte eher rhetorisch gemeint gewesen sein. Wann immer der 39-Jährige das Gefühl hat, dass seinem Vater Unrecht getan wird, lässt er es die Welt wissen. Meist geht es dabei nicht um so vermeintlich harmlose Situationen wie zu laute Nebengeräusche. Trump junior hetzt gegen die Presse und gegen die Linke, macht Stimmung gegen syrische Flüchtlinge - und wenn dem US-Präsidenten nahegelegt wird, ein Thema mal besser nicht auf Twitter zu kommentieren, übernimmt das eben sein Sohn.
Jetzt - nur wenige Tage nach der G20-Pressekonferenz - ist er es allerdings selbst, der seinen Vater in Schwierigkeiten bringt. Die "New York Times" hat aufgedeckt, dass Trump junior sich im Wahlkampf mit einer Abgesandten Russlands traf, die belastende Informationen zur Gegenkandidatin Hillary Clinton anbot. Mit dabei waren auch Jared Kushner und der damalige Wahlkampfmanager Paul Manafort. Die Russlandaffäre hätte damit die Trump-Familie direkt erreicht.
Und Trump junior reagiert auf die Vorwürfe gegen ihn, wie auch sein Vater es wohl tun würde: "Ich liebe es, von Experten attackiert zu werden, die irgendwie von der Politik leben aber in den letzten zwei Jahren immer danebenlagen", schreibt er auf Twitter. Auch in den Tagen danach keine Spur von Selbstkritik oder Reflexion. "Offensichtlich bin ich der erste Mensch, der im Wahlkampf einem Treffen zustimmt, um Infos über die Gegenseite zu hören...", schiebt er noch hinterher.
Dabei waren sich Trump senior und junior nicht immer so nah, wie es nun den Anschein erweckt. Als Kind war sein Großvater mütterlicherseits eine enge Bezugsperson, die Sommerferien verbrachte er beim Opa in der ehemaligen Tschechoslowakei. Dort hatte er mehr Freiheiten als bei seinen Eltern an der Fifth Avenue, er lernte Angeln, Jagen und Tschechisch.
Als sich sein Vater Anfang der Neunziger von seiner Mutter Ivana trennte, flüchtete der damals zwölfjährige Trump junior zu den Großeltern, ging aufs Internat. Ein Jahr lang soll er nicht mit seinem Vater gesprochen haben, berichtete das "New York Magazine" 2004. Auch nach dieser Krise sah es so aus, als würde der Erstgeborene einen anderen Lebensweg einschlagen: Er zog nach dem Studium nicht sofort zurück nach New York, kellnerte in den Rocky Mountains und lebte in einem Truck.
Noch heute zieht es Trump junior statt auf Golfplätze lieber in die Wälder. Seine Zeit verbringt er zwischen Manhattan und Catskills im Norden des Bundesstaats New York. Fotos zeigen ihn mit seiner Frau Vanessa und den fünf Kindern in der Natur.
Doch mit der Zeit ist er seinem Vater ähnlicher geworden. 2001 stieg er bei der Trump Organization ein, unternehmerisch nennt er Trump senior sein Vorbild. Seitdem der im Weißen Haus ist, führt Donald Trump junior mit Bruder Eric die Geschäfte. Im Wahlkampf unterstützte er den Vater auf der Tour durch die USA, saß mit seinen Geschwistern Ivanka und Eric bei den Fernsehduellen in der ersten Reihe, redete auf dem Nominierungsparteitag. Die Loyalität gehört seinem Vater.
Auch sonst teilt der Junior viele Ansichten des Seniors. Zum Beispiel die, dass Fähigkeiten vererbt werden. Er könne dem Zuchtgedanken sehr viel abgewinnen, etwa wie bei Rennpferden, erzählte er dem Biografen seines Vaters, Michael D'Antonio. Sein Vater "hat so viel erreicht, meine Mutter hat so viel erreicht. Deshalb glaube ich, dass ich genetisch dazu bestimmt bin, überdurchschnittlich zu sein."
Dazu passt auch der Vorwurf von Kritikern, seine Ansichten seien geprägt von rassistischen und nationalistischen Ideologien. Immer wieder teilt Trump junior die Beiträge von bekannten Vertretern der White Supremacy - die von einer Überlegenheit der Weißen ausgehen.
Ob es ihn auch in die Politik zieht? Bislang verneint der Junior eigene politische Ambitionen. Er glaube, mit dem was er momentan tue, effektiver zu sein. Die "New York Times" allerdings nennt ihn bereits eine "aufstrebende Figur der Republikaner" - und "The Hill" bringt ihn als möglichen Gouverneur von New York ins Gespräch: "Er ist jemand, der gewinnen könnte."