Syrien-Krieg Golf-Araber fliehen aus dem Libanon
Mehrere Golfstaaten evakuieren ihre Bürger aus dem Libanon. Viele Menschen verlassen fluchtartig das Land, Saudi-Arabien stellt eigens Flugzeuge bereit. Grund ist der Konflikt im Nachbarstaat Syrien - und die Drohung eines mächtigen Clans.
Beirut - Manche kamen schon in der Nacht, um den ersten Flug in die Heimat zu erwischen: Dutzende Araber aus den Golfstaaten haben sich am Donnerstag auf den Weg von Beirut in ihre Heimat gemacht, nachdem ihre Regierungen Reisewarnungen für den Libanon veröffentlicht hatten. Saudi-Arabien organisierte für seine Staatsbürger drei Evakuierungsflüge.
Hintergrund der Reisewarnung ist die Entführungsdrohung eines schiitischen libanesischen Familienverbands. Ein Sprecher des al-Mokdad-Clans hatte erklärt, die Familie habe einen Türken und mehr als 50 Syrer in Beirut und in der Bekaa-Ebene in ihre Gewalt gebracht. Sie wolle demnächst zudem Araber aus Staaten entführen, die den Aufstand in Syrien unterstützen. Damit wollten sie die Freilassung ihres Angehörigen Hassan al-Mokdad erzwingen. Dieser wird ihren Angaben zufolge von syrischen Rebellen gefangen gehalten.
Am Mittwoch hatte der Clan sogar vorübergehend die Straße zum Flughafen von Beirut blockiert. Auch Autoreifen wurden bei der Aktion verbrannt. Daraufhin wurde eine Air-France-Maschine, die auf dem Weg von Paris in die libanesische Hauptstadt war, umgeleitet, wie französische Medien am Donnerstag berichteten.
Der Krieg in Syrien soll am Donnerstagabend Thema im Uno-Sicherheitsrat werden: Das Gremium will über das auslaufende Mandat für einen Einsatz von Beobachtern beraten. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) appellierte an China und Russland, sich im Sicherheitsrat nicht weiter gegen Syrien-Sanktionen zu stemmen. "Ich rufe Russland und China dazu auf, dem Assad-Regime endlich die schützende Hand zu entziehen und in die Gemeinsamkeit der Völkergemeinschaft einzutreten und gemeinsam mit uns Sanktionen zu beschließen."
Westerwelle warnte erneut vor einer Militärintervention in Syrien. "Es ist offensichtlich, dass ein militärisches Eingreifen auch zu einem Flächenbrand in der Region führen könnte", sagte Westerwelle im RBB-Inforadio. Stattdessen solle der Druck auf das Regime von Präsident Baschar al-Assad verstärkt werden.
Westerwelle sieht Anzeichen für einen fortschreitenden inneren Zerfall des Assad-Regimes. Den Beschluss der Organisation für Islamische Zusammenarbeit, die Mitgliedschaft Syriens auszusetzen, begrüßte er als Beleg dafür, dass es nicht um eine Verschwörung des Westens gegen Assad gehe. "Man erkennt, dass auch die gesamte islamische Welt diese Gewalt nicht länger akzeptieren will."
hen/dpa