G-8-Gipfel Britische Abhöraktion verärgert Russland
Der Auftakt des G-8-Gipfels in Nordirland wird von Berichten über die Abhöraffäre des britischen Geheimdienstes überschattet: Beim G-20-Treffen 2009 sollen andere Regierungen belauscht worden sein. Russland zeigt sich verärgert, die Türkei bestellt Londons Botschafter ein.
Enniskillen - Die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen und Russlands sind zum G-8-Gipfel in Nordirland zusammengekommen. Der britische Premierminister David Cameron begrüßte seine sieben Kollegen - darunter auch US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel - in einem Golfhotel am Lough Erne, nahe der Stadt Enniskillen.
Bereits vor dem offiziellen Treffen hatten die USA und die Europäische Union den Start von mehrjährigen Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen verkündet. Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet vom Treffen Zeichen zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Geldwäsche durch das Schließen von Steuerschlupflöchern und Einblick in Geldströme.
Überschattet wird der Gipfel von Enthüllungen über die Ausspähung der Teilnehmer von zwei G-20-Treffen durch britische Geheimdienste im Jahr 2009. Nachdem der britische "Guardian" darüber berichtet hatte, zeigte sich der Kreml verstimmt und die ebenfalls betroffene türkische Regierung bestellte den britischen Botschafter ein.
Laut "Guardian" wurden die Teilnehmer des G-20-Gipfels im April 2009 in London vom britischen Abhördienst GCHQ systematisch ausgespäht. Telefonate von Delegationsangehörigen wurden registriert, Internetcafés eingerichtet, um E-Mails mitzulesen. Die britische Regierung wollte auf diesem Wege die Verhandlungspositionen der Gäste erfahren und sich einen kleinen Vorteil verschaffen. Beim Treffen der G-20-Finanzminister im September 2009 sollen rund 45 britische Analysten rund um die Uhr darüber informiert gewesen sein, wer mit wem telefonierte.
Die Anweisungen für die Spitzeleien sollen von ranghoher Stelle aus der Regierung des damaligen britischen Labour-Premierministers Gordon Brown gekommen sein. Sein Nachfolger Cameron lehnte eine Stellungnahme am Montag ab. "Wir kommentieren nie Sicherheits- oder Geheimdienstangelegenheiten und ich werde damit jetzt nicht anfangen", sagte Cameron dem TV-Sender Sky News.
Streitpunkt Syrien wird Thema am Montagabend
Außerdem soll die US-amerikanische NSA im April 2009 die Kommunikation des damaligen russischen Präsidenten Dmitrij Medwedew und seiner Delegation angezapft haben. Besonders brisant: Auf dem Gipfel kam es zum ersten offiziellen Termin zwischen Medwedew und US-Präsident Barack Obama. Die Beweise für den Lauschangriff wurden dem "Guardian" vom NSA-Whistleblower Ed Snowden zugespielt.
Am Abend soll es in Nordirland dann um einen weiteren heiklen Punkt gehen. Im Mittelpunkt der Gespräche dürfte der Syrien-Krieg stehen. Hier steht Russlands Präsident Wladimir Putin mit seiner wirtschaftlichen und militärischen Unterstützung für Machthaber Baschar al-Assad im Konflikt zum Rest der G8.
Assad warnte in einem Interview mit der "FAZ" Europa davor, den Rebellen in seinem Land Waffen zu schicken. Und auch Russlands Außenamt kritisierte unmittelbar vor Beginn des G-8-Gipfels die Pläne des Westens erneut scharf.
fab/AFP/dpa